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Zittern für Weihnachten

Jugendliche und Kinder aus Frauenhain und Umgebung plagen sich monatelang für drei Krippenspielaufführungen – und das aus gutem Grund.

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© Nina Restorff

Von Walter Lechner

Frauenhain. Der Sonnabend vor dem vierten Advent liefert einen Vorgeschmack: Auch dieses Jahr wird der Heilige Abend ein Marathon. Generalproben an allen drei Orten. Dreimal Kostüme an und wieder aus, Stall auf- und wieder abbauen. Örtliche Engelchöre inklusive. Sieben Stunden Einsatz am Stück.

Vorausgegangen sind Monate harter Proben – Textlernen, Sprechübungen, Einstudieren der Dramaturgie. In der Kirche, die, anders als zum Gottesdienst, nur spärlich geheizt ist. Und das auch noch am Freitagabend, den junge Leute normalerweise mit Freunden, am Computer oder vor dem Fernseher verbringen. Am 24. Dezember dann: drei Aufführungen: Koselitz, Merzdorf und Frauenhain. Dazwischen 20 Kilometer Fahrtstrecke, 13 Spieler mit Requisiten und Kostümen an Bord. Alles im 90-Minuten-Takt. Warum tun die sich das an?

„Einfach aus Freude“, antwortet die diesjährige „Maria“. „Und um den Menschen am Weihnachtsabend ein paar glückliche Momente zu bescheren.“ Und ihr „Josef“ ergänzt: „Krippenspiel gehört für mich zu Weihnachten einfach dazu. Und vor so vielen Leuten auf der Bühne zu stehen, stärkt das Selbstbewusstsein.“

Die Jugendlichen wissen: ohne Krippenspiel kein Weihnachten. Und wenn sie spielen, dann haben alle was davon. Die Menschen in den voll besetzten Kirchen. Und auch sie selbst.

Warum tut sich jemand das an? Das könnte man auch bei der Geschichte fragen, um die es bei all dem geht. Gott wird Mensch, macht sich klein, arm und verletzlich. Warum? Weil er weiß: Nur so wird Weihnachten. Nur so kann Friede werden. Zwischen Gott und Menschen. Und unter den Menschen. Gott geht diesen Weg bis ans Kreuz und bis zum leeren Grab. Damit Menschen nicht unter Schuld und Leid zerbrechen müssen, sondern selbst im Sterben noch Hoffnung haben. Und davon haben alle was. Alle, die sich auf diesen herunter gekommenen Gott einlassen.

Am Heiligen Abend, gegen 20 Uhr, werden wieder alle einander anerkennend auf die Schultern klopfen. Geschafft. Wir haben die Frohe Botschaft verkündigt. Jetzt erst mal aufwärmen, feiern und ausruhen. Bis es für einige Beteiligte gleich von Neuem losgeht: Denn im März starten die Proben fürs Passionsspiel. Weil die Geschichte von Jesus nicht zu Weihnachten endet.

Walter Lechner ist Pfarrer der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Frauenhain.