Merken

Zittaus bester Oberschüler

Julian Hielscher ist jetzt für seinen sehr guten Schulabschluss ausgezeichnet worden. Es ist nicht die erste Ehrung für ihn.

Teilen
Folgen
NEU!
© Matthias Weber

Von Jan Lange

Es ist das Jahr von Julian Hielscher. Zuerst nahm der 17-Jährige Ende Mai den Kinderpreis 2017 der Zittauer Kinderstiftung entgegen, und nun ist er auch noch in Dresden für seinen hervorragenden Schulabschluss ausgezeichnet worden. 1,13 ist sein Notendurchschnitt. Damit ist Julian Hielscher der beste Oberschüler Zittaus.

Für eine Ehrung im Landtag muss der Notenschnitt besser als 1,4 sein. Aus dem Landkreis Görlitz haben dies neben dem Zittauer Burgteichschüler fünf weitere Jugendliche geschafft. Insgesamt sind 18 Schüler aus dem gesamten Bereich der Regionalstelle Bautzen in die Landeshauptstadt eingeladen worden.

Mit Dresden hätte es bei Julian Hielscher fast nicht geklappt. Nach den Pflichtprüfungen lag sein Notenschnitt noch über der erforderlichen 1,4. Doch dann schlug ihm seine Klassenlehrerin vor, eine zusätzliche mündliche Mathematik-Prüfung zu absolvieren. Den schriftlichen Test hatte der Burgteichschüler mit der Note 2 abgeschlossen. Mündlich musste er auf jeden Fall eine 1 schaffen, um nach Dresden fahren zu können. „Ich habe noch mal richtig hart gebüffelt“, sagt der 17-Jährige. Und am Ende legte er eine erstklassige Prüfung hin. Sein Lehrer habe noch nie so einen souveränen Abschlusstest gesehen, gibt Julian Hielscher die Worte seines Prüfers wieder.

Ein Streber sei er deshalb keineswegs gewesen, sagt der junge Olbersdorfer. Das Lernen ist ihm einfach leicht gefallen. Er habe auch eine ganz eigene Methode, sich den Unterrichtsstoff einzuprägen. Nicht etwa stundenlang auf ein Buch starren, sondern immer mal wieder durchlesen, zwischendurch Pausen einbauen und sich vor allem Wissensbrücken bauen. „Wenn die Luft raus ist, muss man eben am nächsten Tag weiterlernen“, rät er kommenden Zehntklässlern.

Auf jeden Fall sollten die Jugendlichen nicht immer alles auf den letzten Drücker erledigen. Und der 17-Jährige muss es wissen: Auf seinem Zeugnis stehen fast nur Einsen, lediglich in Sport und Chemie erhielt er die Note 2. Die Anforderungen im Sportunterricht seien einfach zu hoch gewesen, begründet er den Ausreißer. „In meiner Klasse kenne ich niemanden, der in Sport eine Eins bekommen hat“, erzählt der Burgteichschüler. Sport sei dennoch eines seiner Lieblingsfächer gewesen. Im Gegenzug habe er auf viele andere Fächer nie wirklich Lust gehabt – und dennoch mit der Note 1 abgeschlossen.

Sein hervorragender Abschluss eröffnet ihm jede Menge Möglichkeiten. Julian Hielscher könnte bei den besten Unternehmen der Region eine Ausbildung beginnen. Schüler mit sehr guten Noten in Mathematik oder Physik werden händeringend gesucht. Doch der 17-Jährige hat sich dafür entschieden, erst einmal weiter die Schulbank zu drücken: Am Beruflichen Schulzentrum Zittau (BSZ) macht er seit dieser Woche sein Fachabitur. Seine Lehrer haben ihm geraten, wenn er weiter lernen möchte, das gleich im Anschluss an die zehnte Klasse zu machen. Erst eine Lehre zu machen und dann noch mal auf die Schulbank zurückzukehren, sei nicht so einfach.

Aufs Gymnasium wollte er wiederum nicht wechseln, obwohl seine Noten so gut waren. „Da hätte ich die zehnte Klasse noch mal wiederholen müssen“, sagt er. Gleich ab der fünften Klasse aufs Gymnasium zu gehen, wollte er auch nicht. „Lieber bin ich der beste Oberschüler als ein schlechter Gymnasiast“, sagt er. Und da sein bester Freund wie auch sein vier Jahre älterer Bruder die Burgteichschule besuchten, entschied sich Julian Hielscher ebenfalls für die Einrichtung im Zittauer Westen. Seit der fünften Klasse ist er immer besser als zwei gewesen. Das Abschlussjahr hat aber alle anderen getoppt. Und ihn letztlich bis nach Dresden geführt. Die Fahrt zum Landtag wird er so schnell nicht vergessen. Obwohl sie drei Stunden vor Beginn der Auszeichnungsveranstaltung in Zittau gestartet waren, kamen sie erst an, als Sachsens Kultusministerium Brunhild Kurth bereits ihre Ansprache hielt.

Den Umzug in das neue Gebäude der Burgteichschule auf der Schliebenstraße erlebt er nicht mehr mit. Der erfolgt erst an diesem Montag mit Beginn des neuen Schuljahres. Julian drückt dann zumindest in der Nähe im BSZ die Schulbank. Nach zwei Jahren könnte er dann auch studieren – wenn auch nur auf einer Fachhochschule. Ob er letztlich auch studieren wird, lässt er noch offen. Momentan habe er noch keine richtige Lust aufs Studieren, sagt der junge Olbersdorfer. Dafür hat er großes Interesse, später mal in der Verwaltung zu arbeiten. Viele seiner Klassenkameraden seien der Meinung, auf dem Amt zu arbeiten, sei langweilig. Julian Hielscher denkt da ganz anders. Er hat bereits ein Praktikum im Landratsamt, wo auch seine Mutter tätig ist, absolviert. In der Bußgeldstelle. Und die dortige Arbeit fand er gar nicht so trocken und öde, wie viele denken. Er könne dort sogar ein berufsbegleitendes Studium zum Verwaltungsfachwirt machen, weiß der 17-Jährige.

Die Region verlassen – wie viele Jugendliche seiner Generation – wollte er nicht. Hier habe er seine beruflichen Möglichkeiten, Familie, Freunde und Hobbys. Zu letzterem zählt der Paartanz. In der Tanzschule Burghart lernt er seit gut eineinhalb Jahren die richtigen Tanzschritte – zusammen mit Jessica Langner. Mit ihr ist er in eine Klasse gegangen und beide engagierten sich im Jugendparlament Neiße, wofür sie den diesjährigen Kinderpreis erhalten haben. Auch auf dem Zeugnis seiner jungen Tanzpartnerin steht eine Eins vor dem Komma und sie bleibt wie Julian in der Region.