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Zittauer Gebirge verliert Katzenpension

Die Betreiber der Pension „Schnurri“ in Jonsdorf wollen künftig an anderer Stelle Gast- und Fundtiere betreuen. Der Umzug geschieht nicht ganz freiwillig.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Annegret Kühnemann ist wieder zuversichtlich. Sie weiß: Die Probleme um ihre Jonsdorfer Katzenpension „Schnurri“, die ihr in den vergangenen Wochen den Schlaf geraubt haben, werden sich bald klären – mit einem Umzug nach Pethau. An der Hauptstraße des Zittauer Ortsteils werden Kühnemanns künftig mit den eigenen Katzen sowie den immer wieder anwesenden Gast- und Fundkatzen unterschiedlicher Anzahl wohnen. Der Mietvertrag ist unterschrieben, so Frau Kühnemann.

In Jonsdorf hat die Katzenpension von Annegret und Klaus Kühnemann dagegen keine Zukunft mehr. Daran wird auch eine Online-Petition mit über 1 100 Unterschriften nichts mehr ändern. Denn am angestammten Standort am Hohlsteinweg in der Gebirgsgemeinde darf es keine Einrichtung geben, in der Katzen in Urlaubs- oder Krankheitsfällen abgegeben werden können, in die aber auch immer wieder Fundtiere gebracht werden.

Den Betreibern der Katzenpension werden Verstöße gegen die Bauordnung vorgeworfen. Bis vor Kurzem habe die Katzenpension niemanden gestört, sagt die Jonsdorferin. „Wir haben die Katzenpension am 1. Juni 2015 eröffnet.“ Um die Pension betreiben zu können, habe sie Nachweise erbringen, Schulungen absolvieren und Prüfungen bestehen müssen, erzählt sie. Das Gewerbe habe sie ordentlich angemeldet, eine Genehmigung des Veterinäramtes liegt ebenfalls vor. „Nie hat es Probleme gegeben“, sagt Annegret Kühnemann. Sie war zufrieden: „Wir haben uns darüber gefreut, wie gut die Katzenpension angenommen wurde.“

Doch da drohte dem kleinen Tierparadies längst Unheil. Grundlage dafür ist der geltende Bebauungsplan für Jonsdorf, wie Annegret Kühnemann nun weiß. „Diesem Bebauungsplan zufolge ist eine gewerbliche Tierpension hier nicht erlaubt, da es sich um ein reines Wohngebiet handelt“, sagt die Jonsdorferin. Auch die beiden großen Gartenhäuser, die Kühnemanns auf dem Grundstück für Gast-Katzen errichtet haben, sind aus baurechtlichen Gründen nicht zulässig.

Plötzlich standen die Katzenbetreuer vor der Entscheidung: Aufgeben oder umziehen? „Uns wurde gesagt, dass wir die Katzenpension schließen müssten“, so Annegret Kühnemann. Doch ein Ausweichobjekt gab es so schnell nicht. Außerdem muss ein Umzug wohl überlegt sein – bedeutet der doch für Mensch und Tier viel Stress. „Gerade die Fundtiere, die aus den umliegenden Gemeinden zu uns kommen, sind oft verstört oder krank. Denen kann man nicht so einfach einen Ortswechsel zumuten“, so Frau Kühnemann. Abgesehen von den Kosten, die ein solcher Umzug mit sich bringt.

Einfach aufgeben kam aber auch nicht infrage. „Wir wissen, wie groß der Bedarf für eine solche Tierpension ist, weil es ähnliche Einrichtungen in der Gegend eigentlich nicht gibt“, sagt Annegret Kühnemann. Und auch, wenn immer wieder Fund- oder Abgabetiere vermittelt werden könnten, ist der Bedarf an Betreuungsplätzen aufgrund ständig neuer Tiere hoch. „Es darf nicht vergessen werden, dass wir uns um die Gesundheit der Katzen kümmern und mit ihnen zum Tierarzt fahren“, weist Annegret Kühnemann hin. Und bei einer Schließung der Katzenpension wären sowohl die Plätze für Fundkatzen, als auch die Teilzeitplätze in Urlaubs- und Krankheitsfällen der Katzenbesitzer weg.

Annegret Kühnemann ist darum froh, ein geeignetes Mietobjekt in Pethau gefunden zu haben. „Das Grundstück ist etwa so groß wie das jetzige in Jonsdorf“, sagt sie. Die beiden großen Gartenhäuser aus Jonsdorf sollen darum am neuen Standort der Katzenpension aufgebaut werden. Die Jonsdorferin hofft, dass es in Pethau keine baurechtlichen Hürden dafür gibt. Dort will sich Annegret Kühnemann neben der Betreuung von Gast-Katzen auch wieder um Fundtiere kümmern, die sie nach umfangreichen Untersuchungen an neue tierliebe Besitzer vermitteln will.

In dieser Hinsicht wünscht sie sich aber größere Unterstützung als bislang von den Kommunen im südlichen Landkreis. „Mit einigen Gemeinden, beispielsweise Großschönau, arbeiten wir sehr gut zusammen“, sagt Annegret Kühnemann. Bei anderen, wie Olbersdorf, das im Rahmen der Verwaltungsgemeinschaft auch für Fundtiere aus Jonsdorf, Oybin und Bertsdorf-Hörnitz zuständig ist, klappt das aus ihrer Sicht nicht so gut, berichtet Annegret Kühnemann.

Sie meint, dass die Kommunen für Fundkatzen zuständig sind. „Die Leute bringen die Katzen zu uns, die Gemeinde ist aber nicht bereit, die Kosten für deren Unterbringung und Versorgung zu übernehmen“, so Annegret Kühnemann. Dem widerspricht aber Ralph Bürger, Hauptamtsleiter der Gemeinde Olbersdorf. „Wir haben Frau Kühnemann erklärt, dass nicht die Gemeinde, sondern die Finder der Fund-Katzen für die Tiere verantwortlich sind. Wir haben da immer mit offenen Karten gespielt“, so Bürger.