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Zittauer Amt schließt Schauburg

Die Bauaufsicht in Zittau verbietet jede weitere Nutzung der Schauburg. Die Betreiber lassen sich jedoch nicht entmutigen.

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© Matthias Weber

Von Mario Heinke

Elke Schäfer und Thomas Schmid fühlen sich wie vor den Kopf gestoßen. Im Juli hat das Paar aus Eichgraben die Schauburg am Ottokarplatz gekauft. Seither haben sie mit Freunden über 1 000 Aufbaustunden geleistet, rund 20 000 Euro in das denkmalgeschützte Gebäude investiert und drei Veranstaltungen durchgeführt. Jetzt teilte der amtierende Leiter der Bauaufsicht am Telefon mit: „Die Schauburg bleibt zu, bis alle Auflagen erfüllt sind“, erzählt Frau Schäfer. Das Pikante daran: Bisher gibt es keinerlei brandschutz- und bautechnische Auflagen, weder schriftlich noch mündlich. Dem nicht genug, bislang existiert noch nicht einmal eine Baugenehmigung für das Objekt.

Bereits am 1. Juli reichten die Bauherren einen Bauantrag ein. Ein halbes Jahr später soll der Antrag noch beim Brandschutzgutachter in Dresden liegen, sagt Schmid. Ein Umstand, der ihn bislang nicht weiter beunruhigte, da die Stadt für Veranstaltungen immer eine Sondergenehmigung erteilte. Vor Erteilung derselben besichtigten Bauaufsicht und Feuerwehr das Objekt, kontrollierten die Fluchtwege und erteilten Vorgaben, die immer eingehalten worden sind, so Schmid. So war es möglich, das im Wiederaufbau befindliche Haus am Tag des offenen Denkmals, zum Olaf Berger Konzert beim Lichterfest und für ein Gesprächsforum der Grünen zu öffnen. Die Bauaufsicht wollte das Gesprächsforum der Grünen am 11. Dezember zunächst nicht genehmigen, erst auf Anweisung von Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) kam die Sondergenehmigung doch noch zustande.

„Wir wollten die Praxis mit den Sondergenehmigungen nicht überstrapazieren, für 2016 haben wir nur sechs Veranstaltungen geplant“, sagt Frau Schäfer. Daraus wird nun nichts. Dabei gab es bisher nur positive Signale. Das Landesamt für Denkmalpflege war vor Ort und zeigte sich angetan vom Konzept der Schauburg-Betreiber. Für Elke Schäfer und Thomas Schmid ist der Erhalt des alten Lichtspieltheaters reine Liebhaberei. Frau Schäfer kennt die Visionsbar noch von eigenen Kinobesuchen zu DDR-Zeiten. Im Alltag betreibt das Paar eine Heizungsfirma. Der große Zuspruch, den beide nach den Veranstaltungen erhielten, ermutigte sie weiterzumachen.

Nicht nur Schmid hat den Eindruck, dass die Verwaltung mit zweierlei Maß misst. Das Volkshaus soll lange Zeit mit Sondergenehmigungen gearbeitet haben, bevor alle Auflagen erfüllt waren. Was bei einem Verein in der Vergangenheit möglich war, scheint bei privaten Betreibern nicht zu gehen. Dabei hatte die Stadt im Jahre 2014 die Dachreparatur mit einer großzügigen Zuwendung in Höhe von 250 000 Euro unterstützt. Die Stadtverwaltung wollte sich zu den Vorwürfen bezüglich der Ungleichbehandlung gar nicht äußern. „Bei der Schauburg handelt es sich um eine Versammlungsstätte mit bis zu 286 Besuchern und somit ist der Tatbestand eines Sonderbaus erfüllt, für den gelten strenge Anforderungen“, sagt Stadtsprecher Kai Grebasch. Aller Träger öffentlicher Belange sind in den Prüfungsprozess einzubeziehen. Erst wenn alle Forderungen bekannt und umgesetzt sind und eine Abnahme erfolgt ist, kann eine dauerhafte Nutzung erfolgen, so Grebasch.

Elke Schäfer und Thomas Schmid sind dennoch fest entschlossen, die Instandsetzung fortzusetzen und mit dem Neubau von Sanitäranlagen zu beginnen. Sollte die Baugenehmigung eingehen, erfahren sie dann auch, welche Auflagen sie zu erfüllen haben. Einnahmen aus der einen oder anderen Veranstaltung hätten die Kasse der Bauherrn sicher entlastet. „Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder“, sagt Schmid versöhnlich, ganz in weihnachtlicher Stimmung.