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Zittau bekommt Millionen für Mandaukaserne

Der Bund hat das Gebäude als „Nationales Projekt“ anerkannt. Die Stadt ist aber nicht Besitzer und will das Geld auch nicht an den Eigentümer weiterleiten.

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© Thomas Eichler

Von Thomas Mielke

Ob sich der Stadtrat anders entschieden hätte, wenn er Ende Januar die frohe Botschaft von Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD) schon gekannt hätte? Ob er dann den schwierigen Weg gegangen wäre und vom Vorkaufsrecht der Stadt für die Mandaukaserne Gebrauch gemacht hätte? Fakt ist: Frau Hendricks hat am Freitag verkündet, welche Denkmäler als „Nationale Projekte des Städtebaus“ anerkannt und mit Millionen Euro gefördert werden. „Eine interdisziplinär besetzte Expertenjury hat sich für die Förderung von 24 Projekten in ganz Deutschland ausgesprochen“, heißt es in ihrer Mitteilung.

Fleißig sind Teile der Mandaukaserne in den letzten Monaten auf eine Privatinitiative hin notgesichert worden. Wie es nun weitergeht, ist offen.
Fleißig sind Teile der Mandaukaserne in den letzten Monaten auf eine Privatinitiative hin notgesichert worden. Wie es nun weitergeht, ist offen. © Archiv: Rafael Sampedro

„Als einziges Förderprojekt in Sachsen kann sich die Stadt Zittau mit ihrem Antrag zur Wiederbelebung der Mandaukaserne durchsetzen und mit einer Zusage in Höhe von vier Millionen Euro rechnen“, konkretisierte Bundestagsabgeordneter Thomas Jurk (SPD) am Freitag. Damit befindet sich die Mandaukaserne unter anderem auf Augenhöhe mit dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände, auf dem das Dokumentationszentrum ausgebaut wird, und der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen, die eine internationale Begegnungsstätte bekommt.

Den Antrag auf die Förderung hat die Stadt Zittau gestellt. Im ersten Anlauf, 2016, lehnte der Bund noch aus formalen Gründen ab: Die Planungen waren nicht so, wie er es verlangt hatte. Auf einem Sonderstadtrat Anfang Dezember beschloss Zittau, es mit überarbeiteten Unterlagen erneut zu versuchen. Herzstück der Umbau- und Sanierungspläne ist ein „Forum Mandau“. Demnach soll an die historische Kaserne eine Dreifeldersporthalle angebaut werden, die für den Schul-, Vereins-, Leistungs- und Hochschulsport sowie für Events von lokaler und überregionaler Bedeutung vorgesehen ist.

In der sanierten Bausubstanz sollen unter anderem Büros für Existenzgründer, Säle für Tagungen, Hotelzimmer sowie Räume für Kunst-, Kultur- und länderübergreifende Projekte Platz finden. Mit potenziellen Nutzern wie der Hochschule war die Stadt bereits im Gespräch. Einen Partner für das insgesamt rund 20 Millionen Euro teure Projekt hatte die Stadt auch schon gefunden: das renommierte Projektbüro Petschow + Thiel mit Sitz in vielen deutschen Großstädten, unter anderem in Dresden.

Und dieses Büro hat laut Oberbürgermeister Thomas Zenker (Zkm) einen Investor in der Hinterhand, der den Umbau und die Sanierung der Mandaukaserne finanzieren will und bereits ähnliche Großprojekte gestemmt hat. Ohne einen Zuschuss der öffentlichen Hand rechnet sich das Projekt aber auch für ihn nicht. Deshalb stellte die Stadt den Antrag an den Bund. Wohl wissend, dass sie einen Eigenanteil schultern muss, will sie beide Teile der Förderung an die Partner weiterreichen.

Doch die Pläne der Stadt gehen derzeit nicht auf – weder sie noch ihr Partner besitzen das Gebäude. Eine Option auf Kauf der Mandaukaserne, die sie an den Partner weitergereicht hatte, verstrich im Sommer 2016 wegen der damals ausgebliebenen Förderung ungenutzt. Im November schlug ein anderer Käufer zu. Nach SZ-Informationen soll es sich dabei um den Ostritzer Thomas Göttsberger, einen strikten Denkmalschützer, handeln.

Er selbst hat den Kauf bisher trotz Anfrage nicht bestätigt, gehört aber zu den Initiatoren der derzeit laufenden Notsicherung und spricht öffentlich im Namen des neuen Besitzers. Seine Forderung: Mindestens 80 Prozent der historischen Bausubstanz der Mandaukaserne müssen bei Umbau und Sanierung erhalten bleiben. In diesem Fall würde er das Gebäude ohne nennenswerte Aufschläge an den von der Stadt favorisierten Investor weiterverkaufen. Das aber lehnen Stadt und Partner ab, weil sich die Mandaukaserne so nicht in ein modernes, öffentliches Gebäude umgestalten lässt.

Das Vorkaufsrecht, das die Stadt gehabt hätte, nutzte Zittau auf Beschluss des Stadtrates Ende Januar nicht – vor allem wegen der nicht abzusehenden finanziellen Risiken. Ohne Bundesförderung hätte sich die Stadt ohne einen Partner um das marode Gebäude kümmern müssen.

Der neue Eigentümer hat ebenfalls Pläne vorgelegt, wie er mit der Mandaukaserne vorgehen will: Schrittweise notsichern, schrittweise sanieren, schrittweise einer Nutzung zuführen. Der OB glaubt aber nicht, dass der ihm bekannte Besitzer die finanzielle Kraft hat, das Großprojekt zu stemmen. Auch ist die Stadtverwaltung nach Prüfung des vorgelegten Konzepts überzeugt, dass es nicht tragfähig ist.

Dazu kommt: Die vier Millionen Euro fließen auf Basis des von der Stadt eingereichten Projekts und nicht auf der des Eigentümer--Konzepts. „Nach den intensiven Diskussionen um die Eigentümerschaft ist es in meinen Augen jetzt an der Zeit, dass die Retter, die sich um das Gebäude sehr verdient gemacht haben, den Weg für einen leistungsfähigen Investor freimachen“, teilt Zenker am Freitag mit und meint damit Petschow + Thiels‘ Investor. „Dies sieht auch die deutliche Mehrheit des Stadtrates so.“

Zenker wird nun auf den neuen Besitzer zugehen und mit ihm darüber verhandeln, ob er den Weg freimacht. Spätestens im Sommer muss eine Entscheidung gefallen sein. Sonst könnte die vier Millionen-Euro-Zusage verfallen.

Dieser Beitrag wurde um 19.11 Uhr aktualisiert. Der Ursprungstext wurde durch diesen großen Bericht zum Thema ersetzt.