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Zittau begrüßt die Jüngsten

Die Stadt hat zum zweiten Neugeborenenempfang eingeladen. Den Eltern gefiel’s.

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© Rafael Sampedro

Von Elke Schmidt

Im Bürgersaal ist es noch erstaunlich ruhig. Dabei sind an diesem Montag kurz vor neun im bereits um die 20 Babys im Zittauer Rathaus unterwegs. Doch sie sind überhaupt nicht beeindruckt von der wunderschönen Kulisse, tun so, als seien sie jeden Tag hier und erkunden ganz gelassen den Saal. Einer von ihnen ist der elf Monate alte Arved. Er sitzt zufrieden auf den grünen Matten, die auf dem Parkett ausgelegt sind, und schaut sich den Trubel an. Seine Mutter Tina Freytag schwatzt währenddessen mit den anderen Frauen. Schnell finden sie Themen, über die sie sprechen können. Das ist nicht verwunderlich, denn sie haben alle eine Gemeinsamkeit: Ihre Kinder sind im letzten Jahr in Zittau geboren.

Für die Stadt Zittau und den Deutschen Kinderschutzbund (DKSB) Ortsverband Zittau war das ein schöner Anlass, sie alle ins Rathaus zum nun schon zweiten Neugeborenenempfang zu bitten.

Als Oberbürgermeister Thomas Zenker (ZKM) den Empfang eröffnet, ist es allerdings mit der Ruhe vorbei. Als ob die Kinder mitreden wollen, haben sie bei seiner Rede plötzlich alle etwas zu sagen. Das greift Katja Schönborn, die Geschäftsleiterin des Kinderschutzbundes auf. Bei diesem Empfang gehe es auch um das Mitreden, sagt sie und bittet die Eltern, den Akteuren in der Stadt ihre Wünsche und Anregungen, aber auch ihre Kritik mitzuteilen. Denn nicht immer wüssten diese, was von den Müttern und Vätern konkret gewünscht und gebraucht wird. Um es den Eltern leicht zu machen, sind im Bürgersaal viele der Akteure, die Angebote für Kinder im Programm haben. Das DRK macht auf seinen Erste-Hilfe-Kurs für Kinder aufmerksam, das Klinikum Oberlausitzer Bergland und die Kinderstiftung Zittau stellen sich vor, die AWO ihre Kita Spatzennest und der DM Markt sein Glückskindprogramm. Auch die Gastgeber DKSB und die Stadt Zittau mit der Kindertagesstätten gGmbH “gernegroß“ verweisen auf ihr Angebot für Kinder. Dabei zeigt sich, dass es in Zittau schon sehr viele gibt.

Das sagt auch Jana Warz. Sie ist mit ihrer jetzt acht Monate alten Tochter von Löbau nach Zittau gezogen, weil es hier mehr und bessere Möglichkeiten für Kinder gibt, sagt sie. Das seien zum Beispiel der Trixipark, das Jonsdorfer Schmetterlingshaus und allen voran das Zittauer Gebirge. Auch in der Stadt selbst sei viel los. Ob beim Stadt- oder Lichterfest oder bei anderen Gelegenheiten - immer würde auch etwas für die ganz Kleinen geboten. Das gefällt ihr gut und sie will beim Empfang sehen, welche Angebote es noch gibt.

Denn das ist eins der Mankos in Zittau: Es wird zwar durchaus viel geboten, aber vieles wissen die Eltern gar nicht, weil die Informationen nicht an einem Ort versammelt sind. Das hat auch die Stadt erkannt und will das ändern. Mit dem Modellprojekt „Qualität vor Ort“ soll Zittau noch kinder- und familienfreundlicher werden.

Einer der Bausteine, um dieses Ziel zu erreichen, ist der Neugeborenenempfang und der kommt bei den Eltern und Kindern sehr gut an. Tina Freytag ist sehr positiv überrascht und lobt vor allem die vielen kleinen Aufmerksamkeiten. Der Empfang sei sehr kindgerecht, sagt sie. Die Babys dürfen praktisch in jede Ecke und die Matten auf dem Boden seien sehr praktisch. Es gibt einen Wickeltisch und sogar an Spielzeug sei gedacht worden. Besonders gefällt ihr, dass so viele Gleichgesinnte hier sind. Die Familie ist erst Anfang des Jahres von Hannover nach Zittau gezogen und nun könne sie gut Kontakte zu anderen Müttern knüpfen. Dafür haben sie reichlich Gelegenheit. Der Empfang dauert zwei Stunden und im Laufe der Zeit finden sich immer mehr Mütter und auch einige Väter mit ihren Kindern ein. Am Ende sind fast 70 Kinder im Saal und es herrscht eine entsprechende Geräuschkulisse. Trotzdem machen alle einen entspannten und zufriedenen Eindruck. Die Kinder spielen, manche schlafen und ihre Mütter und Väter informieren sich an den verschiedenen Ständen über die Angebote in der Stadt. Viele Eltern lassen vom Fotografen der Sächsischen Zeitung ein Erinnerungsfoto machen. Das ist für sie kostenlos, denn die SZ Zittau unterstützt den Empfang gemeinsam mit Post Modern und der Zittauer Kindertagesstätten gGmbH „gernegroß“.

Deren Geschäftsführer Raik Urban sagt, dass es auf den Empfang im letzten Jahr ein überaus positives Feedback gab. Wünsche habe man aufgegriffen und zum Beispiel sämtliche Rathausflure leergeräumt, um Platz für die vielen Kinderwagen zu schaffen. Auch diesmal waren viele Gäste sehr zufrieden. Kritik gab es zwar, aber meist als sehr konkrete Wünsche formuliert. Unter anderem vermissten die Eltern einen Stillraum. Viele betonen, dass sie die Einladung als Wertschätzung ihnen gegenüber empfinden. Die Veranstalter freuen sich über die positive Resonanz und versprechen, im nächsten Jahr wird es wieder einen geben.