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Zeughausstraße ist offen

Nach dem Felssturz gibt die Nationalparkverwaltung Entwarnung. Warum das Gestein abbrach, ist aber unklar.

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© Mike Jäger

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Der Weg vom Kirnitzschtal zum Zeughaus mitten im Nationalpark Sächsische Schweiz ist breit. Wanderer, die auch im November noch auf diesem beliebten Weg unterwegs sind, kommen zwar bequem an dem Berg aus Steinen und Geröll vorbei, unheimlich ist ihnen trotzdem. Die größten Brocken konnte auch ein Baumstamm nicht aufhalten.

Seit Sonntag liegen tonnenschwere Felsblöcke auf der asphaltierten Forststraße. Dass man hier nicht hätte sein sollen, als die Steine ins Rollen kamen, macht auch das gesplitterte Holz deutlich, das zwischen den Steinen liegt. Ein etwa 20 Zentimeter dicker, bemooster Baumstamm ist komplett abgeknickt. Wie angespitzt sticht eine Bruchstelle in den Waldboden.

Als der Felssturz bekannt wurde, haben Ranger der Nationalparkwacht zwar Flatterband mit der Aufschrift „Betreten verboten“ um die Felsbrocken gespannt. Dass aber nur noch wenig Gefahr von dem Hang ausgeht, wurde erst am Montag nach einer weiteren Begehung von Mitarbeitern der Nationalparkverwaltung klar. „Der Weg durch den Großen Zschand wird weiterhin für Wanderer offen bleiben“, erklärte danach Hanspeter Mayr, der Sprecher der Nationalparkverwaltung, und gibt damit Entwarnung. Jetzt werde eine Firma beauftragt, die am Weg liegenden Steine wegzuräumen. Außerdem sollen die beiden zurzeit noch hinter einer Fichte liegenden Felsbrocken kontrolliert zu Tal befördert werden. Der Baum wurde beim Aufprall der Steine beschädigt. „Die beiden Felsbrocken liegen sicher am Hang“, erklärt Mayr. Er weist zudem darauf hin, dass es während der Arbeiten kurzfristig zu Sperrungen des Weges für Wanderer kommen kann. Die Sicherungsmaßnahmen sollen in einigen Tagen abgeschlossen sein.

Felsstürze können immer wieder passieren

Gefährlicher Sandstein

Mai 2012: Oberhalb der Schwedenlöcher bei Kurort Rathen bricht eine Gesteinsscheibe aus der Wand. Sieben Wanderer werden von Felsbrocken getroffen und verletzt.

Juni 2014: Eine Felsplatte löst sich am Wanderweg zur Basteibrücke. Eine Frau wird verletzt.

September 2014: Ein 50 Tonnen schwerer Brocken stürzt bei Bad Schandau auf die Kirnitzschtalstraße.

November 2014: An der Hofewiese in Stadt Wehlen brechen rund 25 Tonnen Gestein aus einer Felsklippe. Einige Brocken beschädigen die darunter liegende Villa Maria.

November 2015: Etwa 100 Tonnen Fels brechen vom Lößnitzturm (Zschand).

Januar 2016: Schauspieler Tom Pauls ist prominenter Augenzeuge eines Felssturzes am Rauenstein.

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Laut Nationalparkverwaltung lässt es sich nicht differenziert sagen, was letztlich die Ursache für das Wegbrechen der Felsteile aus der Wand war. Klar sei zwar, dass es sich um ein durch natürliche Vorgänge ausgelöstes Ereignis am unbearbeiteten Felsen handele. Ob das aber auf Wurzeldruck, Wassersättigung oder in dem bekanntermaßen kühlen Tal auch schon auf Frost zurückzuführen ist, bleibt unklar.

Felsstürze passieren immer wieder in der Sächsischen Schweiz. Der Elbsandstein macht den Ingenieurgeologen deshalb so viel Arbeit, weil er ein schwacher Stein ist, der schnell verwittert. Zerfällt eine tieferliegende Gesteinsschicht eher als die, die auf ihr lastet, bilden sich Überhänge. Schließlich kommt es zum Abbruch. Dass dieses „statische Versagen“ eintritt, das ist gewiss. Nur wann es passiert, lasse sich im Normalfall nicht ableiten.

Im November vergangenen Jahres gab es im Zschand auch schon einen großen Abgang. Mehr als 100 Kubikmeter Gestein waren vom Lößnitzturm abgebrochen. Wanderwege waren dort allerdings nicht betroffen.