SZ +
Merken

Zerstörungswut auf dem Bahnsteig

Am Ebersbacher Bahnhofsgebäude ist zum wiederholten Mal randaliert worden. Jetzt haben die Täter Spuren hinterlassen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Rafael Sampedro

Von Romy Kühr

Ein großes Loch klafft in der Scheibe, am Boden liegen Scherben. Das kaputte Fenster gibt den Blick ins Innere des Ebersbacher Bahnhofsgebäudes frei. Alte, verstaubte Fliesen an der Wand und ein Waschbecken zeugen davon, dass hier wohl mal der Sanitärtrakt war, als der Bahnhof noch genutzt wurde. Ein Passant, der auf den Zug wartet, bleibt auf dem Bahnsteig stehen und steckt neugierig den Kopf durch eines der eingeschlagenen Fenster.

Die kaputten Fenster sind das Ergebnis blinder Zerstörungswut. Deshalb ermittelt nun die Bundespolizei. Sie hat auch schon einen konkreten Verdacht. Beamte der Bundespolizei erwischten eine Gruppe Jugendlicher am späten Sonntagnachmittag am Bahnhof. „Wir haben die Personalien aufgenommen. Allerdings bestritten die Jugendlichen im Gebäude gewesen zu sein und auch, dass sie Türen oder Fenster gewaltsam geöffnet hätten“, sagt Frank Barby von der Bundespolizeiinspektion Ebersbach. Ein Zugbegleiter hatte die Bundespolizei gegen 17 Uhr am Sonntagnachmittag informiert. Er hatte die Gruppe am Bahnhof beobachtet und auch gesehen, dass Personen im Gebäude herumstromerten. Daraufhin rückte eine Streife der Ebersbacher Inspektion aus. 15 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren trafen die Beamten vor Ort an. Gemeinsam mit dem Hausverwalter, der vom derzeitigen Eigentümer des Bahnhofs eingesetzt ist, haben die Beamten das Gebäude inspiziert. Das Gebäude ist zwar in Privatbesitz. Im ehemaligen Bahnhof befindet sich aber noch Technik der Bahn, erklärt Frank Barby. Auch deshalb sei es wichtig, hier genau nachzusehen, ob etwas kaputt ist. Die Technik blieb aber offenbar verschont. Von zwei zerschlagenen Fensterscheiben, drei aufgebrochenen Eingangstüren und zwei zerstörten Glasvitrinen in der früheren Wartehalle berichtet die Bundespolizei. Bei der Untersuchung im Bahnhof haben die Beamten außerdem diverse Spuren gefunden, die nun ausgewertet und verglichen werden. „Es kann sein, dass die Jugendlichen noch einmal eine Vorladung bekommen“, sagt Frank Barby von der Bundespolizei über das weitere Vorgehen.

Im Allgemeinen, so Barby, gebe es wenig Probleme mit Vandalismus an den leer stehenden Bahnhofsgebäuden. In fast allen kleineren Orten sind die Bahnhöfe ungenutzt. Die meisten seien gut gesichert, sagt Polizist Frank Barby. Fenster und Türen sind oft mit Brettern vernagelt, damit sie nicht zerstört werden können. Größeren Schaden hatte es zuletzt am Löbauer Bahnhof kurz nach dem Jahreswechsel gegeben. Dort hatten Jugendliche mit Böllern hantiert und Schäden angerichtet. Sonst sei es aber in dieser Hinsicht eher ruhig, stellt Polizist Frank Barby fest. „Es kommt schon vor, dass mal ein Papierkorb zerstört oder ein Graffiti an die Fassade gesprüht wird. Größere Zerstörungen gibt es aber kaum.“

Der Ebersbacher Bahnhof ist da offensichtlich die Ausnahme. Denn es ist bereits das zweite Mal, dass hier größerer Schaden angerichtet wurde. Ende 2012 wurden am Gebäude sämtliche Fensterscheiben zerstört. Der damalige Eigentümer, ein Unternehmer aus Berlin, musste nach eigenen Angaben mehrere Tausend Euro investieren, um das Gebäude wieder dicht zu bekommen. Er hatte große Pläne mit dem Gebäude, wollte Wohnungen für Senioren einrichten. Nach dem Vandalismus-Vorfall ließ er schon durchblicken, dass er keine Lust mehr auf größere Investitionen in Ebersbach habe. Kurze Zeit später wurde der Bahnhof tatsächlich wieder verkauft. Öffentlich geäußert hat sich der neue Besitzer bisher nicht zu seinen Plänen mit dem Ebersbacher Bahnhof. Ein ähnliches Schicksal haben die meisten leeren Bahnhöfe im Oberland. Beispielsweise auch in Neugersdorf und Neusalza-Spremberg wechselten die Besitzer mehrfach. Keiner investierte jedoch viel in die Gebäude.