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Zeitreise im Rittergut

Nach der Notsicherung hat der neue Eigentümer mit der Sanierung der Fenster begonnen. Die Farbschichten im Herrenhaus erzählen Geschichte.

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© André Braun

Von Sylvia Jentzsch

Ostrau. Auch wenn sich das Rittergut in Ober-steina für Außenstehende anscheinend im Dornröschenschlaf befindet, ist dem nicht so. Nachdem die Dächer der drei Gebäude repariert und mehrere Kamine aus Statikgründen abgebaut wurden, widmet sich Johannes Werner Kraus von Sande den Fenstern – zuerst im Herrenhaus – später in den Nebengebäuden. Seit etwas mehr als einem Jahr ist Kraus von Sande Eigentümer des Rittergutes. Das Herrenhaus kaufte er von der Gemeinde Ostrau, die Nebengebäude und das Land von einem privaten Eigentümer.

Zurzeit ist die Fenstersanierung im Gange. An der Vorderfront, in der sich die Eingangstür befindet, sieht es schon sehr gut aus. „Noch vor Kurzem gab es kein einziges geschlossenes Fenster. Alle waren defekt“, sagte Johannes Werner Kraus von Sande. Er ist Jurist, Bauforscher und Geschäftsführer der KVS Residence.

Die Fenster würden derzeit wieder auf sechs Felder umgebaut und an die noch historischen barocken Fenster optisch angeglichen. „Bei etlichen ist die Verglasung schon neu“, so Kraus von Sande. Die Arbeiten übernimmt er allein. Dazu gehören unter anderem der Ausbau der Fensterrahmen, deren Bearbeiten und Streichen sowie das Einkitten der Scheiben. „Das ist für mich kein Problem und macht mir viel Freude. Alles wird so, wie ich es mir vorstelle. Das ist bei Firmen nicht immer der Fall und es geht auch zügig voran“, so der Rittergutsbesitzer. Immerhin sind im Herrenhaus allein 33 Fenster in Ordnung zu bringen. Weitere sind es in den Nebengebäuden.

Sinnvolle Konzepte für Sanierung

Im Herrenhaus hat sich außer den Fenstern einiges getan – einige Farbschichten wurden freigelegt. Hier kann der Betrachter eine Zeitreise unternehmen. Allerdings benötigt er dafür die fachliche Anleitung des Bauforschers, der sich auskennt. Aus dem Frühbarock stamme das Ocker. In Altrosa mit einem roten Streifen wurden die Wände im Rokoko gestrichen. Die Farbe sei ausgesucht worden, weil sie gut mit dem roten Porphyr harmoniere, der Türen und Fenster einrahmt, so Kraus von Sande. Später, wahrscheinlich Ende des 19. Jahrhunderts, erhielt der Aufgang im Herrenhaus einen grün-blauen Anstrich mit einem braunen Zierband. „So könnte ich mir künftig die Gestaltung des Treppenhauses vorstellen“, sagte Kraus von Sande. Eine Entscheidung gebe es noch nicht. Hier müssen erst sinnvolle Konzepte mit dem Denkmalschutz erstellt werden. „Da kann nicht einfach darüber geweißelt werden“, sagte der Rittergutsbesitzer. Auch für die Außensanierung des Herrenhauses hat er schon Pläne. „Das grobe Konzept steht. Außen soll die sogenannte „Patina“ beibehalten werden. Schließlich kann jeder sehen, dass es sich um ein altes Haus handelt. Es werden nur Putzausbesserungen vorgenommen, die sich an den alten Putz angleichen. „Wichtig ist mir eine authentische und denkmalgerechte Sanierung“, so Johannes Kraus von Sande. So habe er auch andere Objekte zum Beispiel in Frankreich saniert.

In den Ferien bringt er seinen Sohn Leonard Johannes mit nach Obersteina. Der unterstützt ihn nicht nur bei der Arbeit, sondern lernt auch viel Geschichtliches.

Kraus von Sande will die bisher überputzten Eckquader aus der Renaissancezeit an den vier Ecken des Herrenhauses freilegen – sofern er dafür eine Genehmigung von der Unteren Denkmalschutzbehörde erhält. Die Zusammenarbeit mit dem Mitarbeiter lobt der Rittergutsbesitzer. Sie sei konstruktiv und recht rege.

Das Nutzungskonzept steht

Auch die Nutzung des Ensembles sei mittlerweile klar: Das Herrenhaus soll Wohnzwecken dienen. Im ehemaligen Kavaliershaus und der Scheune daneben könnte eine Hunde- und später auch Pferdezucht entstehen. „Es geht um die Zucht und Ausbildung von sogenannten Protection-dogs. Dabei handelt es sich um Wachhunde. „Die Nachfrage ist groß, da sich immer mehr Besitzer von größeren Anwesen aus Sicherheitsgründen Hunde halten. Ich habe auf diesem Gebiet bereits etwa 20 Jahre Erfahrung, auch im internationalen Verkauf“, so Kraus von Sande. Einen Antrag beim Veterinäramt habe er schon gestellt. Nun müsse noch eine Nutzungsänderung folgen. Er suche bereits Mitarbeiter für die Betreuung der Tiere, sagte der Rittergutsbesitzer. Die Räume im Seitengebäude, in dem sich die Ställe befanden, werden so saniert, dass darin Feiern stattfinden können.

„Ich werde mich auf die Verwaltung meines Vermögens, die Vermittlung historischer und landwirtschaftlicher Immobilien sowie die Zucht und Ausbildung Protection-dogs konzentrieren“, so Johannes Kraus von Sande. In Obersteina will er jede Woche mindestens zwei bis drei Tage sein.