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Zeitreise im Mini-Format

Die Bibliothek verwandelt sich am Wochenende in eine Modellbahnwelt – die in diesem Jahr noch größer ist.

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© Lutz Weidler

Von Eric Weser

Strehla. Wie ein grünes Band schlängelt sich die meterlange Bahnplatte durch den Saal. „Das ist die Verbindung zwischen Strehla und Mügeln. Aber nicht die echte, sondern eine Fantasielandschaft“, sagt Detlef Koltermann und setzt vorsichtig eine Dampflok samt Anhängern auf die Gleise. Würde der 49-Jährige den Zug mit dem digitalen Steuergerät jetzt lostuckern lassen, käme es nach ein paar Sekunden zum Absturz, weil der Anschluss nach Strehla links und der nach Mügeln rechts ins Leere läuft.

Es ist Freitagnachmittag im Strehlaer Jugend- und Freizeitzentrum und der Aufbau der zweiten Modellbahnschau in vollem Gange. Damit Detlef Koltermanns Lok nicht abstürzt, montiert Michael Fichte seine Anlage zusammen. Der 41-Jährige Dresdner mit familiären Verbindungen in die Nixenstadt hat den Strehlaer Bahnhof nachgebildet. Mehr als 21 Meter Gleise und 22 Weichen sind allein in seinem Modell verbaut. Rundherum stehen Gebäude, Straßen und Landschaftsdetails, wie sie tatsächlich so um das Jahr 1965 in Strehla vorzufinden waren. Damit der Nachbau möglichst originalgetreu ist und alle Feinheiten stimmen, hat Michael Fichte die echten Gleispläne aufgestöbert und nachgebaut.

Detailversessene Besucher

Nebenbei forscht er nach Fotos und Literatur, um seine Miniaturen zu perfektionieren. Fertig ist sein Strehlaer Bahnhofsmodell aber auch nach mehr als sechs Jahren Arbeit nicht. Die Gärten der früheren Strehlaer Eisenbahner direkt am Bahnhof fehlen zum Beispiel noch. Wer bei der Premiere der Modellbahn-Ausstellung 2015 dabei war, dürfte aber die eine oder andere Neuigkeit erkennen. Ein kleiner Tipp: Direkt neben dem Strehlaer Lokschuppen gibt es eine rot-weiße Veränderung.

Aber nicht nur im Detail wird die zweite Ausgabe anders sein als die des Vorjahres. Gegenüber von Michael Fichtes Platte wird erstmals ein Modell von Mügeln zu sehen sein, das ein Modellbahner aus Thalheim präsentiert. Damit ist aber der Modellbahnen noch nicht genug: Neben einer Gartenbahn für Kinder gibt es auch „Couchtischanlagen“ zu sehen. Wer sich darunter nichts vorstellen kann, hat einen Grund mehr, am Wochenende auf der Leckwitzer Straße vorbeizuschauen.

Die Modellbahner freuen sich auf die Begegnung mit den Besuchern – obwohl es dabei auch schon mal haarig zugehen kann. Denn nicht nur die Modellbauer sind detailverliebt, auch im Publikum wird penibel auf die Übereinstimmung zwischen historischem Vorbild und Nachbau im Maßstab 1:87 geachtet. Im Vorjahr wollte Michael Fichte ein Besucher weis machen, er habe einen Fehler bei einer Beschriftung gemacht. Da musste dann ein Beweisfoto her, um den Streit zu schlichten. Für die weniger peniblen Gäste dürfte der Besuch der Modellbahnschau dagegen einfach nur eine Zeitreise im Miniformat werden.

Die Modellbahnschau ist am Sonnabend und Sonntag, 27. und 28. Februar, jeweils von 10 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.