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Zeitdiagnosen eines Nieskyers

Hans Laubsch hat seine Autobiografie ergänzt. Er äußert sich kritisch und zweifelnd zu Entwicklungen.

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Von Carla Mattern

Mittlerweile hat Hans Laubsch bereits seinen 86. Geburtstag gefeiert. Sich zurückziehen, zur Ruhe kommen, stillbleiben, das ist nicht sein Ding. Der Nieskyer schreibt nicht nur viele Leserbriefe und bereitet inhaltlich die Abende des Nieskyer Musik- und Literaturvereins vor. Hans Laubsch beobachtet, reflektiert, kommentiert, was in Politik und Gesellschaft geschieht. Unter dem Titel „Zeitdiagnosen, Essays über Anpassung und Wandel“ hat Laubsch jetzt ein zweites Büchlein herausgebracht. Wie seine vor zwei Jahren im Verlag Projekt Piccolo Dresden erschienene Autobiografie „Unverlorene Jahre“ hat auch die Essays wieder der Dresdner Schriftsteller Rudolf Scholz als Lektor betreut. Er ist auch ein Freund des Nieskyers und schreibt: „Deine Zeitdiagnosen haben mir hinsichtlich ihres Gehalts und ihrer sprachlichen Diktion einen ausgezeichneten Eindruck gemacht. Du gibst das alles in einer Art zu Protokoll, die ganz deine eigene ist, die sich durch gedankliche Präzision auszeichnet und durch eigene polemisch vorgetragene Tatsachen.“ Das Ganze lese sich spannend als gedanklicher Kommentar zu Fragen der Zeit, gestützt auf aussagekräftige Zitate, Fakten und eigene widersprüchliche, vom Wandel der Systeme geprägte Erfahrungen, so Rudolf Scholz.

In 21 Essays behandelt der Autor verschiedene Themen, darunter die Fragen: Wohin will der Mensch?, Wie echt sind unsere Gefühle? und Wie gefährlich ist die Technik geworden? Er denkt über China nach, über die Macht des Volkes, über den Traum vom Frieden, über Sexualität, Liebe und Ehe, über Alt und Jung, über die Medien, über das neue Weltbewusstsein, über Bildung und Erziehung oder über den Mensch und seine Götter.

Hans Laubsch hat drei gesellschaftliche Systeme erlebt. Er wuchs in Niesky auf, lernte in Niesky und Görlitz, studierte in Breslau, war beim Militär, als Soldat im Fronteinsatz und Kriegsgefangener, später Lehrer, Schulleiter und Mitarbeiter der Abteilung Volksbildung in Görlitz, Direktor des Kreiskabinetts, Schulinspektor und Schulpsychologe. Er bezeichnet sich jetzt selbst als „wohlhabenden Rentner, der täglich Grund zum Zweifeln und zum Kritisieren hat.“ Am kommenden Dienstag stellt er sein neues Werk in der Nieskyer Stadtbibliothek vor. Es werde keine Lesung, sondern eher werde er einige Gedanken vortragen. Ein Gespräch mit den Zuhörern ist ausdrücklich erwünscht. „Ich möchte hier in Niesky noch ein paar Leser finden. Dann hat es sich gelohnt“, sagt Hans Laubsch. Er ist überzeugt, dass es Gleichgesinnte gibt, die versuchen, dem Leben einen Sinn zu geben. Das sei aber schwer, denn vieles sei Irrsinn oder Widersinn.

Autorenlesung mit Hans Laubsch: 19. Februar, 17 Uhr, Stadtbibliothek, Zinzendorfplatz