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Zeichen gegen Graffiti-Ärger

Der Bischofswerdaer Fußballverein will die Schmierereien eindämmen. Einen Lösungsansatz bietet die Turnhalle Süd.

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© Steffen Unger

Von Nicole Preuß

Bischofswerda. Die Graffiti an der alten Turnhalle an der Ernst-Thälmann-Straße sind schon von weitem zu sehen. Schwungvolle Schriftzüge, markante Symbole. Die Graffiti kann man kaum vergleichen mit den Schmierereien, die zurzeit zahlreiche Hauswände und Schilder in Bischofswerda verunstalten. Und doch besteht ein Zusammenhang. Der Bischofswerdaer Fußballverein 1908 will mit dem Soziokulturellen Zentrum, das in dieser Turnhalle entstehen soll, gegen die Graffiti-Schmierereien angeblicher Fans im Stadtgebiet vorgehen.

Der Fußballer und Marketingexperte Tommy Klotke leitet das Zentrum in Bischofswerda-Süd. Das Projekt wird unter anderem durch Mittel des Europäischen Sozialfonds und der Sächsischen Aufbaubank unterstützt. Der Verein will im neuen Zentrum zum Beispiel eine Freizeitmannschaft etablieren und ein Fußballmuseum einrichten. Das Haus soll aber auch unter der Regie der Nachwuchstrainer des BFV 08 und mit Hilfe von Sponsoren schrittweise saniert werden. Die Umkleiden in den ehemaligen Wohnungen im Obergeschoss sind zum Beispiel schon fertig, ein kleiner Massageraum ist entstanden und der Medienraum mit neuer Technik eingerichtet. Ein geplantes Projekt des neuen Zentrums sind aber auch Graffiti-Workshops.

Schädlich für den Verein

Der Verein hat die Schmierereien in der Stadt, die im Herbst entstanden, verurteilt „Wir distanzieren uns davon. Diese Schmiererein schaden dem positiven Image sowie dem öffentlichen Erscheinungsbild des Bischofswerdaer FV 08“, sagt Tommy Klotke. Ein paar angebliche Fans waren an zwei Abenden mit der Spraydose um die Häuser gezogen und hatten ihre blauen Spuren hinterlassen. Der Bahnhof, Teile der Innenstadt und auch das Gelände um den Wesenitz-Sportpark wurden mit BFV08, Ultras BFV08 oder auch nur dem Gründungsjahr des Vereins verunziert. Selbst Baustellenabgrenzungen und Haltestellenpläne mussten dran glauben. Ein Schaden von wahrscheinlich mehreren Tausend Euro entstand.

Der Verein reagierte und bat Vertreter der Fanclubs zum klärenden Gespräch. Der BFV-Fanclub Schiebocker Supporter sprach sich gegen die Schmierereien aus und distanzierten sich auch von der Bezeichnung Ultras. Der Fußballverein glaubt daher inzwischen, dass keine Sprayer am Werk waren, die dem Verein gezielt schaden wollten. „Die Verärgerung über die Graffitis soll womöglich einen Keil zwischen die Partnerschaft zwischen Stadt, Unternehmen und Verein treiben. Das lassen wir aber nicht zu. Der Kontakt zu unseren Partnern ist weiterhin sehr gut“, sagt Tommy Klotke.

Die Verantwortlichen wissen zwar, dass zu einem Graffiti-Workshop wahrscheinlich keine dieser illegalen Sprayer kommen werden. „Wir wollen aber ein praktisches Zeichen setzen und haben einen Bildungsauftrag. Graffiti soll als Streetart verstanden werden und darf niemandem einen Schaden zufügen.“

Willkommenes Projekt

Ein willkommenes Projekt lieferte daher der Unterstützer des Vereins Holger Scheumann. Der Werbefachmann hatte sich ebenfalls über beschmierte Werbetafeln geärgert und einen Schandfleck ins Auge gefasst, der eine Aufhübschung verdient hätte. Gemeint ist die Bushaltestelle Kulturhaus. Das Bushäuschen ist von allen Seiten beschmiert, ein blaues „Ultras“ dominiert das Bild. Holger Scheumann ist daher als Vermittler aufgetreten, damit die Teilnehmer des Graffiti-Workshops die Schmierereien zunächst entfernen und später besprühen können.

Die Genehmigung der Stadt liegt zwar noch nicht vor, aber es sieht gut aus. „Die Haltestelle ist eine Problemhaltestelle, die immer wieder besprüht wurde“, sagt Holger Scheumann. Ein Graffiti könnte das ändern. Denn Sprayer fühlen sich normalerweise einem Ehrenkodex verpflichtet, wonach Graffiti nicht übersprüht werden dürfen.

Der Workshop, der in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit und dem Regenbogen entwickelt werden soll, wird kostenlos sein. „Wir wollen generell durch das Soziokulturelle Zentrum Sport das Gemeinschaftsgefühl stärken“, sagt Projektleiter Tommy Klotke. Die ersten Ideen für die Bushaltestelle könnten in zwei bis drei Schulungen entwickelt werden, danach geht es ans Sprühen. „Das ist aber witterungsabhängig“, sagt Tommy Klotke. Dennoch, im ersten halben Jahr 2018 soll es so weit sein. Weitere Workshops sind in Planung. So könnten Jugendliche in Zusammenarbeit mit Handwerkern eine Wand der Turnhalle sanieren. Das wäre zum Beispiel eine Chance, um später einen Ausbildungsplatz bei den Unternehmen zu bekommen. Außerdem ist ein Workshop Sicherheitspersonal geplant. BFV-Sponsor Ironguard Security will gute Teilnehmer ausbilden oder anstellen.