Merken

Sachsens größte Rutsche

CDU-Landesprominenz checkt den Altenberger Eiskanal und lernt die Herausforderungen hautnah kennen.

Teilen
Folgen
NEU!
© Egbert Kamprath

Von Mandy Schaks

Altenberg. Der Altenberger Eiskanal ist einmalig in Sachsen. Die Bobbahn gilt als eine der anspruchsvollsten der Welt – und ist kostenintensiv. Ohne finanzielle Hilfe von Bund und Land könnte der Landkreis die Bahn nicht unterhalten. Das ist immer wieder ein Kraftakt. Jüngstes Beispiel: Die Kurven 11 bis 13 müssen für 2,6 Millionen Euro umgebaut werden. Die Wahlkreisabgeordnete Andrea Dombois hatte schon vor Monaten ein Treffen mit Kollegen aus ihrer CDU-Landtagsfraktion an der Bahn organisiert, als teambildende Maßnahme und damit sie ein besseres Gefühl für diese Riesenaufgabe bekommen. „Das macht es mir dann vielleicht auch etwas leichter“, sagt sie mit Blick auf kommende Entscheidungen. Gleich mitgekommen waren der neue Kultusminister Christian Piwarz und Ministerpräsident Michael Kretschmer.

Matthias Benesch, Geschäftsführer der Wintersport Altenberg GmbH.
Matthias Benesch, Geschäftsführer der Wintersport Altenberg GmbH. © Egbert Kamprath
Seit 2012 gehörte die Deutsche Kreditbank DKB zu den Sponsoren. Die steigt nun zum Teil aus der Bundessportförderung aus.
Seit 2012 gehörte die Deutsche Kreditbank DKB zu den Sponsoren. Die steigt nun zum Teil aus der Bundessportförderung aus. © Frank Baldauf
Nach 50 Metern müssen die Athleten im Bob sitzen.
Nach 50 Metern müssen die Athleten im Bob sitzen. © Robert Michael

Zehn Fakten zum Eiskanal Altenberg

Nach 50 Metern müssen die Athleten im Bob sitzen.

Auf der kurzen Startstrecke heißt es, Schwung zu holen für die Abfahrt. Zu weit dürfen die Sportler aber nicht sprinten, sonst klappt es nicht mehr mit dem Einstieg ins Gerät. Die Bobbahn in Altenberg ist 1413 Meter lang und hat insgesamt 17 Kurven, mit dem Bremshang sogar 18.

Erste Bob-WM war 1991.

Noch zu DDR-Zeiten wurde die Bob-WM 1991 nach Altenberg vergeben. Auf einmal war die DDR weg, und es gab ein Deutschland mit vier Bahnen. Mancher hätte gern die WM auf eine der etablierten Bahnen verlegt. Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf soll sich eingemischt haben – für Altenberg.

Fast zweimal wurde die Bahn gebaut.

Die Rennschlitten- und Bobbahn ging vor über 30 Jahren in Betrieb. „Es ist ein Mielke-Bau“, sagt augenzwinkernd Bahnchef Matthias Benesch. Denn das Ministerium für Staatssicherheit unter Erich Mielke hatte seine Hände drauf. Die Pläne funktionierten aber praktisch nicht, sodass einige Kurven weggesprengt und neu gebaut werden mussten.

Die DKB zieht sich zurück.

Für Investitionen stellen Bund, Freistaat und Landkreis jährlich im Schnitt 500000 Euro bereit und 225000 Euro für Bauunterhalt. Um weitere Einnahmen zu erzielen, werden Sponsoren gesucht. Seit 2012 gehörte die Deutsche Kreditbank DKB dazu. Die steigt nun zum Teil aus der Bundessportförderung aus. Der Eiskanal braucht einen neuen Namen.

Eiszeit ist an 120 Tagen im Jahr.

Die Betonröhre wird im Schnitt 120 Tage im Jahr vereist. So können Sportler vom Herbst bis in den Winter – unabhängig von den Witterungsbedingungen – trainieren. Auch Wettkämpfe finden hier statt wie zuletzt der Weltcup im Bob und Skeleton. Die Bahn wird bei minus drei, vier Grad kühl gehalten.

Rodler fahren auch im Sommer.

Die Rodler können die Bahn ohne Eis nutzen. Im Sommer fahren sie auf Schlitten mit Rollen und können so in der Betonröhre trainieren. Die Bahnbetreiber haben im Sommer etwa 2000 Abfahrten. Im Winter sind es rund zehnmal so viele. Manche fahren auch die Bahn hinauf: Mountainbiker.

Bobpilot ist Bahnchef in Altenberg.

Matthias Benesch war 15 Jahre Bobfahrer im Osterzgebirge. Sein größter Erfolg war der Europameistertitel 2001 im Viererbob in Königssee. Nach dem Ende seiner sportlichen Karriere studierte er. Als der Landkreis 2007 die Bahn in sein Eigentum übernahm, wurde zur Betreibung und Vermarktung die Wintersport Altenberg GmbH gegründet und Benesch Geschäftsführer.

Kosten für Energie sind sehr hoch.

Bahn-Chef Benesch vergleicht den Eiskanal mit einem Kühlschrank, der ständig offen steht. Das ist ein Kostentreiber. Wenn der Strompreis nur um einen Cent pro Kilowattstunde erhöht wird, schlägt sich das mit etwa 12000 Euro im Jahr nieder.

Zehn Bahnarbeiter polieren den Eiskanal.

Bei Sonnen- oder Flutlicht sieht das Eis wie ein Spiegel aus. Dann haben die Bahnarbeiter ganze Arbeit geleistet. Zehn Mann sind nahezu täglich im Einsatz, die meisten davon Saisonkräfte. Wenn die im Schnitt zwei, drei Zentimeter dicke Eisschicht erst einmal steht, muss sie ununterbrochen in Schuss gehalten werden. Über Nacht baut sich oft zwei, drei Zentimeter dicker Raureif auf. Der wird mit einer scharfen Klinge wie beim Rasieren eines Bartes abgeschabt. Nur sind hier die Gerätschaften deutlich größer. Und dann muss immer wieder gekehrt werden.

Gäste nutzen Angebote an der Bahn.

In den zehn Jahren, seit die Wintersport Altenberg GmbH die Bahn bewirtschaftet, gab es 400000 Besucher. Sie konnten 300 Wettbewerbe verfolgen. Die Gäste können aber noch mehr erleben, ob beim Ice-Tubing, im Gästebob oder bei einer Bahnführung. 1400 Events fanden statt.

1 / 10