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Zecken-Alarm in der Kita

Die meisten Erzieher entfernen die Blutsauger selbst. Das müssen die Eltern aber erst erlauben.

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© Symbolbild/dpa

Von Maria Fricke

Mittelsachsen. Sie sind klein und unscheinbar, aber trotzdem gefährlich – Zecken. Ihr Biss kann harmlos sein. Sie können aber auch Borreliose oder Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, kurz FSME, übertragen. Um eine Ansteckung zu verhindern, ist schnelles Handeln gefragt. FSME wird kurze Zeit nach dem Biss übertragen, das Risiko der Infektion mit Borreliose steigt, je länger die Zecke saugt. Daher gilt: Die Zecke sofort und gründlich entfernen. Bei Kindern ist das gar nicht so einfach. Manche haben Angst, andere zappeln. Das Risiko, das Tier nicht vollständig zu erwischen, ist groß. Und trotzdem muss die Zecke beseitigt werden. Auch in der Kita. Die handhaben den Ernstfall durchaus unterschiedlich.

Besonders viel in der Natur unterwegs sind die Mädchen und Jungen des Waldkindergartens in Roßwein. In Sträuchern, Büschen, hohem Gras, Laub sowie im Unterholz treffen sie auf die Zecken. „Wir hatten schon ein paar in diesem Jahr“, sagt Leiterin Ute Wiesner. Jeden Mittag würden die Kinder von oben bis unten auf Zecken kontrolliert. „Wir entfernen die Tiere selbst. Es sei denn, sie sitzen an einer kritischen Stelle“, sagt Wiesner. Damit die Erzieher das dürfen, haben sie sich im Vorfeld die schriftliche Genehmigung von den Eltern geholt. Trauen sich die Erzieher nicht ran, werden die Eltern informiert.

Drei Zeckenbisse wurden bisher aus den städtischen Kitas in Döbeln bekannt. In den Einrichtungen dürfen die Erzieher die Tiere entfernen, wenn die Eltern schriftlich ihre Einwilligung gegeben haben. Ein entsprechendes Schreiben liegt den Betreuungsverträgen bei, informiert Stadtsprecher Thomas Mettcher. Die Erzieher sind angehalten, die Zecke relativ bald nach der Entdeckung mittels Zeckenzange oder -karte zu entfernen. Die Bissstelle muss markiert, die Entfernung ins Verbandbuch eingetragen werden. Sind die Eltern gegen diese Vorgehensweise, werden sie angerufen. Sie müssen dann entscheiden, ob sie die Zecke selbst entfernen oder mit dem Nachwuchs zum Arzt gehen.

In ähnlicher Weise verfahren die meisten Kitas in der Region. In anderen Einrichtungen fällt die Entscheidung bei einem Zeckenbiss am Telefon. „Wir rufen die Eltern an. Sie sollen entscheiden, ob wir die Zecke rausmachen oder ein Arzt“, schildert Christine Fiedler, die Leiterin der Niederstriegiser Kita Striegiszwerge. Eine Zecke sei bisher nur bei einem Kind gefunden worden. „Die durften die Erzieher entfernen. Die Eltern sind dann mit dem Kind noch zur Kontrolle zum Arzt gegangen“, berichtet die Chefin. Im evangelischen Kindergarten St. Florian in Döbeln ist eine Expertin im Haus. Leiterin Ute Behrisch ist gelernte Kinderkrankenschwester. Findet sie oder eine der Kolleginnen eine Zecke bei einem Kind, werden die Eltern angerufen. Sie entscheiden über das weitere Vorgehen. „Wenn wir die Zecke rausmachen, heben wir sie auf“, erklärt Behrisch. So kann kontrolliert werden, ob sie vollständig entfernt wurde.

Doch es gibt auch Einrichtungen, in denen die Erzieher die Verantwortung nicht übernehmen. „Wir dürfen keine Handlungen am Kind durchführen. Bei uns werden die Eltern informiert“, heißt es aus der Kita Berta Semmig in Döbeln. Auch in einigen Grundschulen bleibt es bei dem Anruf bei Mutter oder Vater. Eine Entfernung der Zecken durch die Lehrer gibt es nicht, sagen unter anderem die Leiter der Grundschule in Hartha sowie am Weinberg in Roßwein.

Dass in den Kindereinrichtungen ein Zeckenbiss entdeckt wird, ist eher die Ausnahme. Die Rede ist meist nur von Einzelfällen. Einige, wie die Kita Wasserplanscher in Waldheim, beugt den Bissen auch vor. „Die Kinder müssen gegen Zecken eingecremt sein“, sagt Leiterin Dana Richter.

Beratend steht den Kitas in Sachen Zeckenbiss die Abteilung Jugend und Familie des Landkreises zur Seite. „Von dort erhalten wir die neuesten Informationen“, so Susann Gröger, die Chefin der Kita Pfiffikus in Großweitzschen. Per Aushang werden die Eltern darüber informiert, dass die Erzieher die Tiere entfernen.

Das Jugendamt empfiehlt den Kitas „Festlegungen im Sinne eines Maßnahmenplans in Schriftform zum Thema Zecken zu treffen“, teilt Kreissprecher André Kaiser mit. Dringend erforderlich sei dabei die unbedingte Einbeziehung beziehungsweise Einwilligung der Eltern. Ähnlich sollten die Einrichtungen auch bei Themen wie dem Impfen, der Gabe von Medikamenten sowie Fiebermessen vorgehen.

Bis Ende Mai wurden dem Landratsamt Mittelsachsen bereits 18 Nachweise von Borreliose gemeldet. FSME gab es bisher noch nicht im Landkreis Mittelsachsen.