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Zecken-Alarm bei Kindern

Kitas müssen sich entscheiden, ob sie bei einem festgebissenen Blutsauger selbst Hand anlegen oder die Eltern anrufen.

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© dpa

Von Ronja Münch

Radebeul. Wenn in einer Kita die Kinder viel in der Natur spielen, wird das meist als gute Sache angesehen. Doch dort lauern die gefährlichen Zecken. Wenn sich ein Kind einen solchen Blutsauger einfängt, stehen die Erzieherinnen vor einem Problem: Zecke entfernen oder nicht?

Die Verantwortung liegt hier oft bei den einzelnen Kitas. So beispielsweise bei den Einrichtungen der Caritas. „Wir hatten vor kurzem eine Erste-Hilfe-Schulung, da ist uns gesagt worden, dass wir Zecken entfernen dürfen“, sagt Katharina Langer, Leiterin des Kinderhauses St. Martin in Coswig. Wichtig sei nur, entsprechende Werkzeuge wie Pinzetten oder Zangen aus der Apotheke zu verwenden.

Auch das DRK lässt die Kitas selbst entscheiden. Teilweise geben die Träger der Einrichtungen aber auch vor, was zu tun ist. Die Stadt Meißen beispielsweise weist ihre Kitas an, die Zecken nicht selbst zu entfernen. Stattdessen werden die Eltern angerufen, die dann entscheiden müssen, ob sie ihr Kind direkt abholen oder nicht. Tun sie das nicht, bleibt die Zecke an Ort und Stelle, bis sich die Eltern darum kümmern. Auch die Diakonie verfährt so. „Wir wurden so geschult, dass wir die Eltern anrufen“, so Ines Edelmann, Leiterin der Kita „Kleine Strolche“ in Wildenhain. Laut Erste-Hilfe-Regelung könnten die Erzieherinnen zwar die Zecken entfernen. Aber um Komplikationen zu vermeiden, werde das nicht gemacht.

Dabei rät das Gesundheitsamt eigentlich, eine festgebissene Zecke umgehend mit einer spitzen Pinzette zu entfernen. „Der Zeckenleib sollte dabei nicht zerquetscht werden, da dies die Übertragung der Borrelien begünstigen könnte“, so Amtsärztin Petra Albrecht. „Auf gar keinen Fall sollten Öl oder Klebstoff angewendet werden.“ Das kann dazu führen, dass sich die Zecke erbricht und so erst recht der Erreger in die Wunde gelangt. Die Bakterien können die Infektionskrankheit Borreliose auslösen, gegen die es keine Impfung gibt. Nach dem Entfernen der Zecke sollte die Stichwunde desinfiziert werden.

Im Landkreis Meißen gibt es in diesem Jahr bisher fünf Fälle von Borreliose. Im vergangenen Jahr waren es 106 Fälle. In den Elblandkliniken in Meißen werden jedoch täglich zwei bis drei Patienten mit Zeckenbissen behandelt. In Radebeul kommen hingegen nur drei bis vier Patienten pro Woche, in Riesa sind es noch weniger Fälle, Tendenz sogar rückläufig. Dort werden die Zecken aber auch nur entfernt, die weitere Behandlung bei Borreliose-Verdacht übernimmt der Hausarzt.

Bemerkbar macht sich die Erkrankung unter anderem durch Schwäche, Kopfschmerzen, Fieber und Lymphknotenschwellung, so Albrecht. Das typischste Anzeichen ist aber wohl die sogenannte Wanderröte, das heißt kreisrunde rote Hauterscheinungen rund um die Bissstelle, die nach wenigen Tagen oder auch Wochen auftreten können. Bleibt die Borreliose unerkannt, kann das schwerwiegende Langzeitfolgen haben.

Um sich vor Zecken zu schützen rät Albrecht in der Natur zum Tragen heller, langärmeliger Kleidung mit Bündchen. Die Hosen sollten in die Strümpfe gesteckt werden. Außerdem sollten feste Schuhe getragen und zeckenabweisendes Hautschutzmittel benutzt werden. Nach dem Ausflug in die Natur sollten Kleidung und Körper nach Zecken abgesucht werden.

Neben Borreliose wird auch Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) durch Zecken übertragen. „Da der Landkreis Meißen nicht zu den Verbreitungsgebieten von FSME gehört, ist das Risiko, daran zu erkranken, sehr gering“, so Albrecht. Gegen die Viruserkrankung gibt es eine Impfung. Diese empfiehlt sich aber nur für Menschen, die sich in Risikogebieten aufhalten – seit 2014 gehört dazu der Vogtlandkreis.

In den Kitas ist die Zahl der Zeckenbisse zum Glück überschaubar. „Das kommt eigentlich ganz selten vor“, sagt Jutta Döring, Leiterin der Meißner Kita „Nassau-Mücken“. Es gebe vielleicht vier bis fünf Zecken pro Jahr. Und das, obwohl viel in der Natur gespielt wird. Jeden Montag findet so ein Naturtag außerhalb der Kita statt. Bei anderen Einrichtungen treten sogar noch weniger Fälle , bei anderen aber mehr.