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Zastrows Kampf an der Hofewiese

Seit einem Jahr ist der Biergarten des einst beliebten Ausflugsziels geöffnet. Doch das Gasthaus macht dem umtriebigen Eigentümer große Probleme. Die Zeit drängt.

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© Thorsten Eckert

Von Thomas Drendel

Genau ein Jahr ist es her, da rollte der erste Imbisswagen in den Biergarten der Hofewiese und die ersten Tische und Stühle wurden aufgestellt. Pfingsten 2016 öffnete die traditionsreiche Gaststätte nach jahrelangem Verfall endlich wieder ihre Türen. Eigentümer Holger Zastrow warnte wenige Tage vor der Eröffnung vor überzogenen Erwartungen. „Es wird nur Einweggeschirr geben. Wir haben noch keine Möglichkeit zum Abwaschen. Neben Bier, Wein, Saft und Wasser ist nur Filterkaffee im Angebot.“ Außerdem war alles andere als klar, dass die Abläufe reibungslos funktionieren.

Was dann kam, ist bekannt. Es wurde reichlich improvisiert, wegen Überlastung des Stromnetzes knallten öfter die Sicherungen durch, die Wartezeiten auf eine Bockwurst erinnerten an Vorwendezeiten. Dennoch war der Ansturm der Besucher gigantisch. Inzwischen hat der Betreiber im Biergarten stetig nachgebessert. Es kamen zusätzliche Stände hinzu mit Speisen von Steak bis vegetarisch. Die Zahl der Tische ist wesentlich höher. Es gibt eine große Liegewiese. Und der Besucherstrom hält an. „Den stärksten Tag seit der Wiedereröffnung hatten wir zum Walpurgisfest am 30. April“, sagt Zastrow. Sogar die Woche über kommen die Gäste: Spaziergänger, Radfahrer, junge Familien mit Kinderwagen steuern den Biergarten an. Unter den schattenspendenden Linden lässt es sich auch bei der Hitze aushalten. Die Atmosphäre stimmt.

Das ändert sich schlagartig im Gasthaus. Im Saal klafft noch ein großes Loch in der Decke. An den Wänden bröckelt der Putz, im Keller steht meterhoch das Wasser. Holger Zastrow hat alle Fenster weit geöffnet, damit die warme Luft die Wände trocknet. „Wir haben tonnenweise Schutt und Müll aus dem Gebäude geholt. Das war schon ein enormer Aufwand.“ Im Vergleich zu den Aufgaben, die noch auf ihn warten, dürfte das aber ein Kinderspiel gewesen sein. „Wir haben zwar bereits das Dach dicht bekommen. Damit konnten die Wände etwas austrocknen. Bei einer Sanierung muss das Haus aber grundlegend angepackt werden“, sagt er.

Angefangen von der Isolierung des Kellers, der Installation neuer Leitungen bis hin zum kompletten Innenausbau muss so ziemlich alles an dem Haus angefasst werden. „Ich bin jetzt dabei, die Finanzierung auf die Beine zu stellen. Die Banken sind jetzt wesentlich kooperativer als noch vor einem Jahr. Sie sehen, dass die Hofewiese von den Besuchern gut angenommen wird.“ Steht der Kredit, werden Architekten Pläne für den Ausbau erarbeiten. Läuft alles glatt, könnten im kommenden Jahr die eigentlichen Arbeiten beginnen.“ Laut Kaufvertrag hat Holger Zastrow fünf Jahre Zeit, in den Gasthof zu investieren. Eins ist inzwischen verstrichen.

Probleme mit den Behörden sieht er nicht. „Gerade beim Denkmalschutz kann ich mir das nicht vorstellen. Ich will ja alles so herrichten, wie es früher war. Veränderungen an dem historischen Gasthof wird es nicht geben.“ Er räumt aber ein, dass über das leidige Thema Abwasser noch nicht mit der Stadtverwaltung gesprochen wurde. Die Hofewiese verfügt über keine funktionierende Klärgrube und auch keinen Kanal. „Erst muss ich einen Antrag stellen, erst dann gibt es eine verbindliche Auskunft.“

Inzwischen zeichnet sich aber ab, wie die Zukunft des Gasthofes aussehen könnte. „Eine durchgängige Gastronomie wird es voraussichtlich nicht geben“, sagt Holger Zastrow. „Das werden wir auf den Biergarten beschränken.“ Er kann sich vielmehr vorstellen, dass der Gasthof bei besonderen Festen oder zu besonderen Anlässen geöffnet wird, beispielsweise bei Weinfesten. „Außerdem haben wir eine Menge Anfragen von Gesellschaften. Die wollen in der Hofewiese Geburtstage oder Hochzeiten feiern. Dafür wird die Hofewiese künftig sicher auch zur Verfügung stehen.“

Der Eigentümer geht noch einen Schritt weiter. „Ich kann mir vorstellen, mit meiner Frau hierher zu ziehen. Platz ist im Obergeschoss genug. Die Umgebung ist herrlich. Schon jetzt verbringe ich einen Großteil meiner Zeit hier auf dem Gelände.“ Denkbar sei auch, das Büro seiner PR-Agentur in die Hofewiese zu verlegen.

Auch wenn er jetzt viel Kraft in die Sanierung des Gasthauses legt, das wichtigste Standbein bleibt der Biergarten, sagt Zastrow. Damit der auch weiterhin brummt, betreibt er vor allem an den Wochenenden viel Aufwand. Ganz besonders gilt das für Jubiläen wie den ersten Geburtstag am Pfingstwochenende.

So wird am Sonnabend ab 10 Uhr ein Streuselkuchenfest gefeiert. „Am 2. Juni 1907 war König Friedrich August III. auf der Hofewiese und kostete ein Stück. Das nehmen wir zum Anlass, ebenfalls diese Leckerei anzubieten“, sagt der Betreiber. Am Sonntag spielt ab 11 Uhr das Blasorchester der Feuerwehr Dresden und am Montag gibt es ab 14 Uhr Ponyreiten. Aus Anlass des ersten Geburtstages ist eine kleine Ausstellung mit Bildern von der Eröffnung zu sehen.