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Zahl der Mordfälle mit rechtem Motiv bleibt umstritten

178 Todesopfer rechtsextremer Gewalt seit dem Fall der Mauer - oder doch „nur“ 75? Grund für diese breite Spanne ist die Beurteilung der Taten.

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Berlin. Mit dem 25. Todestag des Angolaners Amadeu Antonios rückt auch die Erfassung rechter Gewalttaten durch deutsche Behörden wieder in den Fokus. So berichtet die Amadeu Antonio Stiftung auf ihrer Webseite von „178 Todesopfern rechtsextremer Gewalt seit dem Fall der Mauer“.

Die Kriminalämter in Bund und Ländern hingegen kommen auf 75 Todesopfer durch rechtsradikale Täter in den vergangenen 25 Jahren. Grund für diese breite Spanne ist die Beurteilung der Taten. Das Brandenburger Innenministerium räumte im Sommer in einer Studie Schwächen im gegenwärtigen Erfassungssystem ein. So sei eine rechtsextreme oder rassistische Gesinnung - trotz klarer Anzeichen beim Täter - nicht immer auch als „handlungsleitende rechte Tatmotivation“ nachweisbar.

„In den Behörden wird die Opferperspektive nicht berücksichtigt“, kritisiert Anna Brausam von der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin. Wenn beispielsweise Rechtsextreme einen Obdachlosen ausraubten, gelte der Raub als tatbestimmendes Motiv, die Gesinnung als tatbegleitendes Motiv würde hingegen nicht erfasst.

Nach Bekanntwerden der NSU-Mordserie hatten die Sicherheitsbehörden noch einmal alte Fälle überprüft. Dabei war die Zahl der offiziell erfassten Todesfälle mit rechtem Hintergrund im Juli von 60 auf 75 erhöht worden. (dpa)