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Zähneputzen ohne Wasserhahn

Der Circus Constanze Busch ist zu Gast gewesen. Neben klassischer Zirkuskunst gab es ein Phänomen zu bestaunen.

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© André Braun

Von Marcus Möller

Roßwein. Es hat schon etwas, so eine Zirkusshow. Das große, meist gestreifte Zelt, die Süßigkeiten am Eingang, die Anhänger und Tiere. Und doch denkt man sich ja immer, man kenne das alles schon. Dabei ist ein Prinzip im Konzept Zirkus traditionell verankert: Überraschungen und verblüffte Gesichter im Publikum garantiert.

Schade deshalb eigentlich, dass an diesem Sonnabend in Roßwein der Circus Constanze Busch nicht wirklich viel Zulauf bekommt. Gut 30 Leute sitzen schließlich im großen Zelt – am Freitag lockte Familienrabatt. Dennoch kamen nur 50 Gäste.

Am Freitag gab es außerdem eine Tierschutzdemonstration vor dem Zirkus, dessen Show viele Tiere, auch Exoten wie Zebras und Tiger, integriert. Eine schwierige Diskussion. In jedem Fall ist aber sicher: Es ist beeindruckend. Im ersten Moment erscheint es absurd, dass ein hohes Gitter die drei Tiger bewacht – sind sie ihrem Dompteur gegenüber doch so zahm wie Hauskatzen. Wenn dann allerdings der Moderator erwähnt, dass die drei noch sehr jung und klein seien, obwohl sie eine für den unerfahrenen Betrachter bereits sehr einschüchternde Wirkung haben, wird einem klar: Das Füttern sei besser dem Dompteur überlassen.

Das denkt sich wohl auch der Clown und füttert stattdessen das Publikum, indem er mit Popcorn wirft. Kurze Zeit darauf bleibt es nervenaufreibend auf der Zirkusbühne, obwohl die Tiger längst wieder herausgeführt wurden und ihren verdienten Applaus sowie Futterhappen abgesahnt haben. Es tanzt eine graziöse Seilartistin vom rumänischen Staatszirkus durch die Luft – im Spidermankostüm – und im Zelt steht kollektiv der Atem still. Schon vom Zuschauen heftiges Herzklopfen, eine Mischung aus Erstaunen und Adrenalin – auch das ist Zirkus.

Doch Zirkus wäre nicht Zirkus, wenn Spiderwoman, zahme Tiger und witzreiche Akrobaten schon alles wären: Es wird noch jemand kommen – jemand, der mit Sicherheit für ebenso viel Verblüffen sorgt.

„Wassermann“ Winston Carter – ein Akrobat aus Liberia. Er wurde vor einigen Jahren durch Youtube weltberühmt. Warum, das zeigt auch die Show in Roßwein. Elegant tänzelnd kommt er in die Manege, hantiert gekonnt mit zwei Flaschen Wasser herum. Nachdem er beide Flaschen im Eiltempo getrunken hat, zwischendurch mit einer „Jetzt muss ich Pipi“-Geste das Publikum erheitert hat, deutet er an, dass er sich nun die Zähne putzen wolle. Der nächste Wasserhahn wäre hier ja in einem der umliegenden Container.

Aber anstatt die Gäste allein zu lassen, pumpt er das Wasser wie von Zauberhand wieder aus seinem vom Wasser gedehnten Bauch, um damit die Zahnbürste zu befeuchten. Wie eine Wasserpumpe kann er nach purer Lust und Laune die drei Liter Wasser mit hohem Druck wieder aus seinem Körper feuern und nutzt diese Gabe anschließend, um eine der Flaschen mit einem gezielten Hochdruckstrahl wieder zu befüllen.

Über Winston Carter gibt es mittlerweile Dokumentationen – Wissenschaftler können das Phänomen bisher nicht erklären. Er habe diese Fähigkeit in jungen Jahren beim Essen bemerkt, sagt Winston Carter, und vergleicht es mit der Möglichkeit von Wiederkäuern, unverdautes Essen wieder hochzuwürgen.

Der „Fontänenmann“ lebt seit drei Jahren in Düren und tourt mit seinem einzigartigen Talent um die ganze Welt. Für dieses Jahr konnte ihn der Circus Constanze Busch für sich gewinnen – und so werden demnächst auch Zuschauer in Radeburg, Großröhrsdorf und Bischhofswerda den Wassermann und seine Künste im Circus Busch bestaunen können.