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Zabeltitzer imkert auf Wackerbarth

300 000 Bienen sorgen dafür, dass in vier Wochen der ersten Weinbergshonig geerntet werden kann.

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© Norbert Millauer

Von Peter Redlich

Radebeul. Imker Fritz Woitaß hält einen Holzrahmen in die Höhe. Er muss ordentlich zufassen, weil sich innerhalb des Gevierts schon über zwei Kilogramm Honig angesammelt haben. Dunkelbraune Bienen drängeln in dem Rahmen und saugen sich voll mit der süßen gelben Masse.

Die Lage an der Spitzhaustreppe ist ein wahres Biotop.
Die Lage an der Spitzhaustreppe ist ein wahres Biotop. © Norbert Millauer
Hier tummelt sich auch die Hummel neben vielen anderen Insekten.
Hier tummelt sich auch die Hummel neben vielen anderen Insekten. © Norbert Millauer

An so einem Tag mit weniger als 20 Grad Außentemperatur ist ihre Sammelfreude nur mäßig. Dabei ist ringsum das Angebot riesig. Jede Menge wilde Feldblumen schießen zwischen den Weinreben am Goldenen Wagen in die Höhe. Die Felder nebenan bieten Rotklee feil. Und im Tal sind Linden und Akazien. „Alles Leckerbissen für meine Bienen“, schwärmt Imker Woitaß. Der Zabeltitzer hat insgesamt 30 Bienenvölker – zum Beispiel in Lampertswalde und Linz bei Schönfeld.

Die fünf Völker hoch oben über Radebeul sind neu angesiedelt. Erst seit Anfang Juni stehen die Beuten windgeschützt über dem westlichen Ende vom Goldenen Wagen. Es war die Idee des Imkers, seine 300 000 Bienen von hier aus den hölzernen Kästen ausfliegen zu lassen. Woitaß: „Ich habe zum einen all die vielen Blumen und den Klee gesehen, also ideale Bedingungen zum Honig sammeln. Außerdem wollen wir erkunden, ob meine Bienen auch speziell Honig aus den Blüten der Weinstöcke sammeln.“

Mit wir meint der 67-jährige die Manager vom Weingut Schloss Wackerbarth. Seit zwei Jahren reden sie über das Vorhaben. Passt Honig eigentlich zu dem, was die Winzer im staatlichen Gut herstellen, Wein und Sekt? Ja, passt, haben sie entschieden. Und zwar vor allem deshalb, weil die Weinlage Goldener Wagen eine ganz besondere ist. In Radebeul sowieso die mit Sonne und mineralischem Gestein die verwöhnteste Lage, aber eben auch eine sehr steile. Hier hat der Rebstock, was er wirklich braucht: Kraft von der Sonne, Durchlüftung von sanften Winden und Aroma aus dem Berg.

Königlicher Weinberg, diesen Titel hat die Lage, seitdem Sachsens Fürsten hier Wein anbauen lassen. Heute wirbt das Staatsweingut damit, weil von der Edellage ihr bester Wein geerntet wird. Betont wird von den Winzern allerdings auch, dass sich an den – jetzt zumeist auch sanierten – Trockenmauern wahre Biotope entwickeln. Insekten, Käfer, Eidechsen, Schlangen haben hier ein gesundes Rückzugsgebiet, sagt Winzer Stefan Kloß, der mit seinen Kollegen von Wackerbarth sechs bis siebenmal vor der Ernte die Rebstöcke pflegt.

Und jetzt sind auch die neuen Bienen da. Martin Junge, Sprecher des Weingutes: „Die Ansiedlung der Bienen ist ein weiteres Zeichen, dass hier Fauna und Flora besonders intakt sind. Wir haben nicht die Absicht, damit großes Geld zu verdienen, aber es passt gut zu unserem besonderen Weinberg.“

Das hat sich genauso Imker Fritz Woitaß gedacht und deshalb immer wieder nachgefragt, ob die Radebeuler nicht auch Zabeltitzer Bienen haben wollen. Fünf Völker mit je etwa 60 000 der dunkelbraunen Vielflieger sind es. Sie schwärmen üblicherweise in einem Umkreis von bis zu zwei Kilometern aus, um Pollen einzusammeln. Finden die Bienen genug Nektar schon in der nahen Umgebung, dann sind die Flugwege freilich kürzer.

In diesem Jahr haben Imker und Weinbauern die Blüte an den Rebstöcken verpasst. Üblicherweise geht die Ende April, Anfang Mai auf. Aber im nächsten Jahr, da wolle er sich zwischen die Reben stellen und schauen, ob seine Bienen auch daraus Nahrung in die Beuten schaffen. Wenn das so ist, dann könnte man sich auch über zehn Völker unterhalten, sagt Woitaß. Und dann würde der Begriff Weinbergshonig noch viel mehr zutreffen.

Im Herbst soll es übrigens den ersten im Wackerbart-Markt geben – in 125, 250 und 500 Gramm Gläsern, mit eigenem Etikett. Der Preis steht noch nicht fest.