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Zabeltitz wächst

Die Grundstücke im neuen Wohnviertel am Bauerntann sind alle verkauft – wie kommt das?

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Zabeltitz. Wenn es ums Wohnen in Großenhain geht, gibt es wahrscheinlich keinen besseren Fleck als den Ortsteil Zabeltitz. Der Barockgarten, der Röderlauf, der Auwald – alles bequem zu Fuß zu erreichen. Auch die Infrastruktur stimmt: Es gibt hier Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte, Sportstätten, und kulturell hat Zabeltitz eine Menge zu bieten. Neben dem Palais, Kirche und Bauernmuseum vor allem ein sehr lebendiges Vereinsleben. Das alles bewog den Bauunternehmer Manfred Grafe vor einigen Jahren dazu, im Herzen des Dorfes einen Eigenheimstandort zu erschließen.

Grafe wohnt selbst im Ort und war verschiedentlich darauf angesprochen worden. „Ein Risiko war das schon“, sagt der 65-Jährige. „Man geht ja mit allem finanziell in Vorleistung und weiß nicht, ob man die Grundstücke am Ende wirklich verkaufen kann.“ Das Wohngebiet am Bauerntann ist immerhin 19 000 Quadratmeter groß – 15 000 davon können bebaut werden. Manfred Grafe erwarb das Areal in den Jahren 2012 und 2013 von vier Grundeigentümern, seine Firma legte los, und bereits ein Jahr später konnten die öffentlichen Flächen an die Stadt übergeben werden. Inzwischen sind alle 15 Eigenheim-Grundstücke – zwischen 720 und 1900 Quadratmeter groß – verkauft und zum Teil schon bebaut.

Die neuen Eigentümer kommen fast alle aus der näheren Umgebung. Auch junge Leute, die in Zabeltitz aufwuchsen, dann wegzogen und nun in ihren Heimatort zurückkehren, sind dabei.

Drei der hübschen Eigenheime, die bereits fertig sind, hat Manfred Grafes Unternehmen errichtet. „Es stand jedem Käufer frei, wen er beauftragt, und einige haben sich für uns entschieden“, erklärt er. Grafe setzt keine Fertighäuser hin, sondern baut nach den individuellen Vorstellungen seiner Kunden. Es sei sehr stimulierend, wenn man später an so einem Haus vorbeifährt und sieht, dass es richtig gut geworden ist.

Die in Stroga ansässige Firma macht zwei Drittel ihres Umsatzes mit privaten Bauten; darunter zwei bis fünf Eigenheime pro Jahr. Aber auch Wohnungsunternehmen und Betreuungseinrichtungen gehören zum Kundenkreis. Im Moment baut Grafe ein Seniorenheim in Steinbach, das im Dezember eröffnet werden soll.

Das 1990 gegründete Bauunternehmen beschäftigt im Schnitt um die 40 Mitarbeiter und ist vor allem regional tätig. „Wenn meine Leute den Kirchturm nicht mehr sehen, werden sie nervös“, lächelt Manfred Grafe. Die Baustellen liegen meist im Umkreis von 50 Kilometern – bis hin nach Dresden und Radebeul – sodass die Arbeiter mit ihren Familien Abendbrot essen können. Fähige und engagierte Mitarbeiter seien das höchste Gut eines Unternehmens, sagt Grafe. Man müsse als Chef schon ein Auge darauf haben, dass sie sich in der Firma wohlfühlen.

Manfred Grafe hat den Maurerberuf erlernt, danach Bauwesen studiert und war als Investbauleiter im Landgut Stroga tätig. Als im Jahr 1990 dessen Auflösung abzusehen war, gründete er sein eigenes Bauunternehmen mit 14 Beschäftigten. „Wir hatten es anfangs schwer“, erinnert er sich, „weil wir die neuen Baumaterialien nicht kannten und auch das Kalkulieren erst lernen mussten.“ Das Unternehmen logierte in den früheren Stallanlagen und im Melkhaus, die später umgebaut und modernisiert wurden.

Grafe teilte sich einen Telefonanschluss mit zwei anderen Firmen und musste oft noch nachts in die Firma gehen, um ein Fax absetzen zu können. Dass er seinen Baubetrieb trotzdem flottgemacht und ein Vierteljahrhundert lang durch gute und nicht so gute Zeiten gebracht hat, erfüllt den Unternehmer schon ein bisschen mit Stolz. Im Juni ist Manfred Grafe 65 Jahre alt geworden – eigentlich Zeit, an den Ruhestand zu denken. Die Betriebsnachfolge ist zwar geklärt; sein Sohn Clemens wird die Firma weiterführen. Aber der Junior studiert noch, sodass die Übergabe nicht sofort erfolgen kann. „Bis ich 70 bin“, sagt Manfred Grafe, „werde ich wohl noch arbeiten.“