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Wurstbemmen bei den Schwiegereltern

Marga und Werner Mögel aus Pohrsdorf sind seit 70 Jahren verheiratet. Sie kennen sich aber schon viel länger.

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© Andreas Weihs

Von Stephan Klingbeil

Pohrsdorf. Schon als Kinder haben sich Marga und Werner Mögel gekannt. Später als Jugendliche lernten sie sich auch lieben. Die beiden heirateten. Und das ist nun schon 70 Jahre her. Nach silberner, goldener und diamantener Hochzeit konnten die beiden 89-Jährigen aus Pohrsdorf jetzt ihre Gnadenhochzeit feiern. Der Begriff ist vermutlich aus dem religiösen Bereich abgeleitet – und deutet auf die Gnade Gottes hin, diese Ehe so lange bestehen zu lassen.

Am 20. Juli 1946 heirateten die Eheleute Mögels in Grumbach.
Am 20. Juli 1946 heirateten die Eheleute Mögels in Grumbach. © privat

So ein rundes Liebesjubiläum kommt nicht oft vor. Das Statistische Landesamt in Kamenz erhebt seit 2004 keine Daten mehr dazu. Aber vonseiten der Stadt Tharandt heißt es, dass Gnadenhochzeiten selten seien. Zuletzt habe ein Paar aus Kurort Hartha im März 2015 sein 70-Jähriges gefeiert.

In dem Tharandter Ortsteil trafen sich nun auch die Mögels mit ihren Liebsten. Die beiden Kinder, die Enkel, Urenkel, Freunde und Wegfährten kamen zur Feier ins Parkhotel Forsthaus in Kurort Hartha. Stadtrat Jens Heinze (Bürgerliste Grün der Zeit) brachte als Vertreter von Silvio Ziesemer (parteilos), der im Urlaub weilt, einen Blumenstrauß vorbei. Neben vielen Glückwünschen gab es Häppchen, belegte Brote und Kuchen. Und auf Wunsch der Jubilare wurde auch Soljanka aufgetischt.

Bei der Feier blickten die Mögels, die in wenigen Wochen beide 90 Jahre alt werden, auf mehr als sieben gemeinsame Jahrzehnte zurück. Er wohnte einst am Landberg im heutigen Wilsdruffer Ortsteil Herzogswalde, sie im Nachbarort Pohrsdorf, das mittlerweile zu Tharandt gehört.

Die beiden lernten sich aber erst als Jugendliche richtig kennen, als sie sich regelmäßig mit weiteren Freunden aus der Umgebung trafen. „Wir hatten ja kein Geld, es war nicht viel los, es gab auch keinen Tanz, da haben wir geredet und oft mit Wasser verdünnte Fassbrause getrunken“, erklärt Marga Mögel. In geselliger Runde habe es damals etliche Treffen unter freiem Himmel gegeben. Irgendwann hat es zwischen Werner und seiner Marga gefunkt.

Höhen und Tiefen

Später war sie auch oft bei ihm. Die Eltern, sie waren Landwirte, schlachteten ein Schwein. Dann gab es Wurstbemme. Doch es war Krieg. Werner Mögel wurde kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs eingezogen, musste als Jugendlicher noch dienen.

Er kehrte aber zurück zu seiner Marga. Die Freude war groß und die Liebe bekam eine Chance. Die beiden nutzten sie. Am 20. Juli 1946 gaben sich die beiden schließlich in der Kirche im heutigen Wilsdruffer Ortsteil Grumbach das Ja-Wort – und zogen nach Pohrsdorf. Das war vor 70 Jahren.

Noch immer wohnen sie dort im Haus ihrer Eltern. Bis zur gemeinsamen Rente waren sie arbeiten. Er als Zimmermann in Grumbach, sie als Postangestellte in ihrem Heimatort. Nach der Wende genossen sie den Ruhestand, reisten viel. Sie fuhren an die See, auch in die Berge nach Österreich oder in die Schweiz. Ihr Lieblingsziel blieb aber Mallorca. Solange sie konnten, flogen sie auf das spanische Eiland im Mittelmeer.

Die Mögels verbringen viel Zeit miteinander und sind auch noch immer recht rüstig. Die Gartenarbeit war lange ihr gemeinsames Hobby. Während Werner Mögel es mittlerweile etwas ruhiger angeht, hält die Arbeit im Garten seine Frau noch immer fit. Und ihr Göttergatte schwärmt: „Ich liebe sie, ihre ganze Person. Diese Frau ist Teil meines Lebens – wir kennen uns schon so lange.“ Auch seine Marga weiß, was sie an ihrem Werner hat: „Ich schätze an ihm seine Ehrlichkeit und dass er so ein lieber Ehemann ist. Auch die Enkelkinder nennen ihn den lieben Opa“, erklärt die Rentnerin.

Das Geheimnis ihrer langen Liebe? Die 89-Jährige muss überlegen. „Es gab Höhen und Tiefen, klar“, sagt die siebenfache Urgroßmutter. Ein spezielles Liebesrezept habe das Paar nicht. Allerdings: „Bei uns hat es natürlich auch Meinungsverschiedenheiten gegeben. Die wurden dann besprochen. Und alles wurde in Ruhe geklärt.“