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Wurst für Wikinger

Das Bautzener Unternehmen Meister’s liefert seine Waren bis nach Dänemark. Die Kunden im Norden haben sehr spezielle Vorlieben.

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© Uwe Soeder

Von Sebastian Kositz

Wurstteigwurst. Das Wort muss einem erst einmal auf der Zunge zergehen. Die Dänen würden sich daran wahrscheinlich verschlucken. Müssen sie aber nicht. Sie sagen ohnehin einfach nur Pølsehornspølser. Das geht ihnen deutlich leichter über die Lippen. Kein Wunder. Die etwas mehr als fingergroßen Würstchen sind die Hauptzutat fürs Nationalgericht. Und die kommt immer öfter auch aus Bautzen.

Mindestens einmal in der Woche rollt beim Bautzener Wursthersteller Meister’s ein Laster mit Wurst in Richtung Dänemark vom Hof. Mit an Bord sind die besagten Würstchen, die später von den Dänen mit Vorliebe in Teigmantel gehüllt und in den Ofen geschoben werden. Ein beliebter Snack, der im nördlichen Nachbarland sogar die Pizza auf die Plätze verweist. Doch aus Bautzen wird nicht nur der delikate Inhalt für die Nationalspeise nach Dänemark geliefert. Auch Brat- und Bockwürste sowie gepökeltes und geräuchertes Schweinefilet werden in den hohen Norden verschickt.

Dänemark ist bislang der wichtigste Absatzmarkt für Meister’s im Ausland. Dabei beliefert das Bautzener Unternehmen eigentlich allen voran die großen Einzelhandelsketten in der Region. Fast jede zweite Scheibe Wurst beziehungsweise jedes zweite Steak landet bei einem Kunden in Sachsen auf dem Teller, darüber hinaus werden große Teile der Ware in Brandenburg und Sachsen-Anhalt verkauft. In den beiden vergangenen Jahren gingen jeweils nur vier Prozent der Gesamtproduktion in den Export – fast alles nach Dänemark. Doch das soll sich ändern. „Wir wollen mit dem Auslandsgeschäft in den nächsten Jahren deutlich wachsen“, erklärt Gabriela Schlenkrich, Vertriebschefin bei Meister’s.

Vor fünf Jahren hatten die Bautzener damit begonnen, ihre Waren nach Dänemark zu exportieren. Meister’s beliefert eine dänische Firma, welche ihre Produkte im Land, aber auch in Norwegen, Schweden und Island vertreibt. Angefangen hatte alles mit Berner Würstchen. Inzwischen ist das gepökelte und geräucherte Schweinefilet bei den Nachfahren der Wikinger quasi der Kassenschlager. Vom Røget mørbrad, so der dänische Name der Delikatesse, haben die Bautzener allein dieses Jahr schon 20 Tonnen in den hohen Norden geliefert. Dabei war es gerade das Schweinefilet, das den Verantwortlichen bei Meister’s anfangs arges Kopfzerbrechen bereitet hatte.

Vietnam und Osteuropa im Visier

Denn in Dänemark gibt es für Fleisch und Wurst teils ganz andere Vorgaben als in Deutschland. Um ein spezielles Lebensmittelsiegel zu erhalten, darf das Produkt nicht mehr als zwei Prozent Salz und zehn Prozent Fett enthalten. „Das war für uns eine sehr große Herausforderung“, erklärt Gabriela Schlenkrich, die darauf verweist, dass in Deutschland sonst mehr als doppelt so viel Salz verwendet wird. Weniger Salz verändert einerseits den Geschmack und verkürzt zudem die Haltbarkeit des Filets.

Ein Jahr haben die Mitarbeiter bei Meister’s herumprobiert, bis es schließlich passte. „Die Entwicklung hat uns eine fünfstellige Summe gekostet“, sagt die Vertriebschefin. Auch die Berner Würstchen unterscheiden sich übrigens von ihrem Pendant für den deutschen Markt. Denn die Dänen mögen diese Spezialität offenbar lieber ohne Käse. Keine Unterschiede gibt es unterdessen bei den kleinen Würstchen fürs Nationalgericht. Die werden aus dem gleichen Brät wie die hier angebotenen Wiener gemacht. „Vielleicht schmecken sie den Dänen genau deshalb so besonders gut“, vermutet Gabriela Schlenkrich.

Angebot soll erweitert werden

Aktuell geht jede Woche im Schnitt etwas mehr als eine Tonne Wurst nach Dänemark. Doch mit dem dänischen Partner ist bereits über eine Ausweitung nachgedacht worden. Bis zu drei Tonnen mehr könnten es demnach jede Woche werden. Dabei soll auch das Angebot erweitert werden – unter anderem durch Hähnchen-Spezialitäten.

Das würde sich dann auch deutlich im Umsatz widerspiegeln. Bislang brachte es das Dänemarkgeschäft jährlich auf knapp eine halbe Million Euro. Für 2017 wird in diesem Bereich mehr als eine Verdopplung erwartet. Zum Vergleich: Der Gesamtumsatz des Bautzener Unternehmens lag in den vergangenen Jahren bei jeweils etwas mehr als zwölf Millionen Euro.

Zuwächse erhofft sich das Unternehmen in den nächsten Monaten aber auch in Osteuropa und sogar in Fernost. „Wir haben extra einen neuen Mitarbeiter eingestellt, der Polen und Tschechien erschließen soll“, sagt Gabriela Schlenkrich. Darüber hinaus hat Meister’s auch Vietnam als neuen Absatzmarkt im Visier. Derzeit läuft dort eine Art Testphase. Kommen die Asiaten auf den Geschmack, könnte die Bautzener Wurst demnächst auch tiefgekühlt per Schiff auf die Reise gehen.