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Wunderbarer Wanderweg

Vor vier Jahren wurde Geising zum Startpunkt des Kammweges gemacht. Davon profitiert nicht nur Gastwirt Baumgart.

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© Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Geising. Wer Sven Baumgart auf den Kammweg anspricht, kann sich auf ein längeres Gespräch einstellen. Denn für den Wirt des Geisinger Ratskellers war dessen Eröffnung vor vier Jahren ein Segen. „Von Jahr zu Jahr sind mehr Wanderer zu uns nach Geising gekommen, um von hier aus nach Oberwiesenthal oder gleich bis zum Ende nach Blankenstein zu wandern.“

Besonders beliebt sei das Wandern ohne Gepäck, erzählt der 47-Jährige. Wer dieses Angebot bucht, kann die osterzgebirgische Landschaft bequem erkunden. Er checkt im Ratskeller ein, wird hier versorgt und läuft am nächsten Tag ohne Gepäck und je nach Kondition nach Neuhermsdorf oder Holzhau. „Wir bringen ihm das Gepäck dorthin“, erzählt Baumgart. Zwischen Mai und September empfängt er pro Woche zwischen zehn und 20 Gäste, die so wandern. Wie es sich für einen Gastwirt gehört, gibt er den Besuchern noch ein paar Tipps mit auf den Weg. Zum Beispiel, dass sich ein Abstecher zum Kahleberg lohnt. Sagen kann er das, weil er einige Etappen des Kammwegs selbst abgewandert ist. „Der Abschnitt im Osterzgebirge ist einer der schönsten“, sagt Baumgart.

Zahl der Wanderer ist deutlich gestiegen

Er weiß aber auch, dass der Kammweg nur deshalb so beliebt ist, weil es viele gibt, die ihn in Schuss halten und dafür gesorgt haben, dass er seit vier Jahren als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zu den Top-Wanderwegen gehört. Die Fäden dafür laufen beim Tourismusverband Erzgebirge in Annaberg-Buchholz zusammen. Der hat den Weg konzipiert und ist mit dessen Entwicklung mehr als zufrieden. Zwar gibt es keinerlei Zähl- oder Registrierstationen am Kammweg, sagt Birgit Knöbel vom Tourismusverband. Trotzdem lassen die Meldungen der Hotels und Pensionen am Weg den Rückschluss zu, „dass das Wanderaufkommen in den ersten Jahren nach Eröffnung des Kammwegs sehr stark gestiegen ist“. In den vergangenen zwei Jahren habe es immer noch Zuwächse gegeben, „jedoch – verständlicherweise nicht mehr so stark“. Denn der „Neuheitseffekt“ hat nachgelassen und die Konkurrenz ist größer geworden. Deshalb sei es wichtig, „den Weg auch weiterhin auf einem qualitativ hohen Niveau zu halten“.

Der Verband hat daher alle Anliegerkommunen an einen Tisch geholt. Die Kommunen sicherten ihre Unterstützung zu. In Geising und Altenberg sorgt beispielsweise der Altenberger Bauhof und Wegewart Siegfried Neuhaus für ein wanderfreundliches Wegenetz. Ähnlich laufe es in anderen Kommunen.

Elberadweg als Vorbild beim Marketing

Doch ein guter Weg reicht nicht, um Besucher ins Erzgebirge anzulocken. Er muss auch beworben werden. Auch darum kümmert sich der Tourismusverband, der anfangs Fördermittel als „Startkapital“ einsetzen konnte. Jetzt gibt es keine Förderung mehr. Deshalb musste der Verband andere Finanzierungsquellen erschließen. Die glaubt er nun, gefunden zu haben. Vorbild ist der Elberadweg. Dort zahlen die Gastgeber, die von den Radfahrern profitieren, einem kleinen Beitrag in einen Marketingpool, aus dem die nationale und internationale Werbung bezahlt wird. Ähnliches will der Tourismusverband Erzgebirge nun für den Kammweg etablieren. Noch sind ein paar Details zu klären. Doch schon bald will ihr Verband dazu mit den Gastgebern entlang des Kammweges ins Gespräch kommen, kündigt Birgit Knöbel an.

Der Geisinger Ratskellerwirt steht dem Ansinnen offen gegenüber. „Na klar, werden wird uns daran beteiligen, wir profitieren vom Weg“, sagt Sven Baumgart. Das spürt er jedes Jahr aufs Neue. Aus einigen Wanderern sind Stammgäste geworden, die immer wieder nach Geising kommen. Und dann länger bleiben. Und von diesen Gästen profitiert nicht nur Sven Baumgart.