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Würschnitzer gegen Kiesgrube

Die Bürgerinitiative gegen die Erweiterung des Tagebaus Ottendorf soll reaktiviert werden. Doch das Kieswerk ist kompromissbereit.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Würschnitz. Das Ottendorfer Kieswerk muss erweitern. Das Fördergebiet, das jetzt noch erschlossen wird, ist in fünf bis sieben Jahren erschöpft, neue Flächen müssen her. Und die liegen just in Würschnitz-West. Die Pläne für einen neuen Kiessand-Abbau sind indes nicht wirklich neu.

Dass das Kieswerk Richtung Würschnitz erweitern will, stand schon im Jahr 2000 zur Debatte. Es war bereits damals bekannt, dass sich das Unternehmen die Schürfrechte im Dreieck zwischen Radeburg, Ottendorf und Würschnitz gesichert hat. Hier liegen riesige Mengen an Kies unterm Wald – das Auskommen der Firma ist damit auf Jahrzehnte hin gesichert.

Unterschriften gesammelt

Schon im Jahr 2000 gründete sich aber in Würschnitz eine Bürgerinitiative, die mehr als 200 Unterschriften gegen den Abbau zusammentrug. Zu erwartender Lärm und Staub brachten die Würschnitzer seinerzeit auf die Palme. Auch die Gemeinde Tauscha legte förmlichen Widerspruch gegen die Abbau-Zulassung ein. Dass die Kies-Förderung ganz zu stoppen wäre, daran hat wohl schon 2000 kaum einer geglaubt.

Das Kieswerk Ottendorf-Okrilla

Der Laußnitzer Betrieb ist eines der größten Kieswerke in den neuen Bundesländern.

Im Jahr 1957 wurde der Tagebau Laußnitz aufgeschlossen.

Jahresfördermenge: bis zu 600000 Tonnen.

Der jetzige Abbau umfasst über 250 Hektar und wird teils schon rekultiviert. Künftiger Abbau ist im Feld Würschnitz Richtung Radeburg geplant.

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Nun dauerte es tatsächlich 15 Jahre, bis das Ottendorfer Kieswerk ein Raumordnungsverfahren auf den Weg brachte. Jetzt ist es so weit, die Pläne liegen derzeit in den Kommunalverwaltungen und Landratsämtern öffentlich aus – so auch in Thiendorf. Von 107 Hektar Abbaufläche im Tagebau Würschnitz-West ist die Rede, bis 7,5 Meter soll der Kiessand im Trockenschnitt aus dem Boden geholt werden. Eine Fördermenge von 17 Millionen Tonnen erhofft sich der Betreiber – ein Albtraum für die Würschnitzer.

Bereits im Vorjahr war indes der Entwurf des Verfahrens im Tauschaer Gemeinderat vorgestellt worden. „Aber erst auf unser Drängen hin“, so Gemeinderat Jörg Domsgen aus Würschnitz. „In den Händen hatten wir bis jetzt noch nichts.“ Allerdings lehnten die Tauschaer Räte den Entwurf schon da ab. So auch die Radeburger. „Das wäre ein gravierender Einschnitt in die Natur“, argumentiert Jörg Domsgen.

Die Würschnitzer haben vor allem Bedenken, dass ihnen das Grundwasser abhanden kommt. Und dass Gebäude durch Erschütterungen Schäden nehmen könnten. Fordern wollen sie deshalb, dass der Abstand zum Ort so groß wie möglich bemessen wird. „Und dass mindestens ein Waldstreifen als Sicht- und Schallgrenze bestehen bleibt“, so der Würschnitzer. Eine genaue Stellungnahme wird der Gemeinderat sich demnächst erarbeiten.

Die Anlieger fordern zudem eine öffentliche Veranstaltung, bei der Thomas Gruschka, der Geschäftsführer vom Kieswerk Ottendorf-Okrilla, dabei sein sollte. Der verweist der SZ gegenüber darauf, dass das Raumordnungsverfahren nun nötig sei, um den weiteren Betrieb des Unternehmens zu gewährleisten. „Wir müssen für die Arbeit der nächsten 30 Jahre Vorsorge treffen“, so Thomas Gruschka. Das jetzige Vorhaben sei die Alternative zu den zwei geplanten Tagebauen Radeburg und Laußnitz II. Außerdem, so Gruschka, komme das Unternehmen den Anwohnern schon mit Kompromissen entgegen.

600 Meter Abstand

So betrage der geplante Abstand zum Dorf nicht nur 300 Meter, wie mindestens vorgeschrieben, sondern 600 Meter. Im schon genehmigten Feld Würschnitz hätte das Kieswerk noch weiter in die Tiefe gehen können – das will man aber nach einem hydrologischen Gutachten vermeiden. „Wir bleiben einen Meter über dem zu erwartenden Grundwasser“, nennt Gruschka ein weiteres Zugeständnis.

Der Geschäftsführer betont, dass die Firma „mit sehr viel Augenmaß“ vorgeht und das zukünftige Abbaufeld so gewählt habe, damit umweltverträglich abgebaut werden kann. Nicht nur der Waldstreifen, sondern auch ein Erdwall soll für den nötigen Schallschutz sorgen. In fünf bis zehn Jahren, schätzt Gruschka, könnte der Abbau in Würschnitz-West beginnen.

Das jetzige Raumordnungsverfahren bei der Landesdirektion ist Voraussetzung für ein bergrechtliches Planfeststellungsverfahren. Dort werden dann auch die Rekultivierungspläne präzisiert. Klar ist schon jetzt, dass der Tagebau nach Aufschluss mit Erdaushub aufgeschüttet werden soll. Dort werden dann auch in 30 Jahren wieder Bäume wachsen.