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Wubranka gewinnt Platz 13

Die sorbische Auswahl gewinnt ihr letztes Spiel der Europeada haushoch. Dabei kommt es sogar zu einer unerwarteten Begegnung.

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© Jörg Stephan

Von Jörg Stephan

Fußball-Europeada. Wehmütig aber auch stolz, das sorbische Volk würdevoll vertreten zu haben, fieberten die Anhänger der Wubranka dem letzten Spiel entgegen. Viele Monate wurde die Reise nach Südtirol zur Europeada geplant und die Vorfreude auf das Turnier stieg jeden Tag ein bisschen mehr. Kaum zu glauben, wie schnell diese erlebnisreichen Tage vorüber gingen. Ein letztes Mal erstrahlte die Zuschauertribüne, am inzwischen vertrauten Sportplatz von Ahrntal, in einem blau-rot-weißen Fahnenmeer.

Lautstarke Unterstützung durch die mitgereisten Fans auf den Rängen.
Lautstarke Unterstützung durch die mitgereisten Fans auf den Rängen. © Jörg Stephan

Um ein Haar wäre es jedoch gar nicht zu diesem letzten Auftritt der sorbischen Auswahl gekommen. Die Nordfriesen, Gegner im Spiel um Platz 13, konnten verletzungsbedingt nur noch auf acht Spieler zurück greifen. Spontan streiften sich Sportler der Manx, einem Volk das auf der Insel Man in der Irischen See beheimatet ist, das nordfriesische Trikot über. Dieses Miteinander, sich gegenseitig über nationale sowie sprachliche Grenzen hinweg zu unterstützen, ist es sicher auch, was den Gedanken der Europeada am Besten widerspiegelt. Die eine oder andere Träne kullerte schließlich über manch Wange, als die beiden Mannschaften den Kunstrasen betraten und die sorbische Hymne, aus weit über hundert Kehlen durch das Ahrntal schallte.

Es dauerte nicht lange, dann konnten die Sorben zum ersten Mal in diesem Spiel jubeln. Jonas Krautschick stürmte auf das gegnerische Tor, holte zum Schuss aus, schoss den Torwart an, verwandelte den abgeprallten Ball im Nachschuss jedoch sicher. Gleich nach Wiederanpfiff eroberte David Jursch das Spielgerät, und ehe die Norddeutschen diese Situation richtig einzuschätzen wussten, lag der Ball bereits in den Maschen.

Auch die folgenden Minuten diktierte die Elf um Trainer Frank Rietschel das Geschehen auf dem Platz. Eine Angriffswelle folgte der nächsten, doch die Nordfriesen hielten ihren Kasten tapfer sauber. Erst ab der 15. Spielminute war das Eis erneut gebrochen. Wieder Jonas Krautschick sowie David Jursch und anschließend Kapitän Peter Domaschke, netzten im Zweiminutentakt zum 5:0 ein. Der Unparteiische hatte die Pfeife bereits im Mund, als Simon Sauer nach schönem Pass von Antonius Walde zum 6:0 einschob. Die Spielleitung an der Seitenlinie verlor kurzzeitig den Überblick und verkündete erneut das 5:0. Dieser Fehler wurde selbstverständlich nach Reklamation von Kapitän Peter Domaschke korrigiert.

Dreißig Minuten waren gespielt, als sich beide Mannschaften in ihre Kabine begaben (Spielzeit zweimal 30 Minuten in den Platzierungsspielen). Keine 10 Minuten später erschienen diese wieder auf dem Platz und es konnte weiter gehen. Viele Sportfreunde aus der Lausitz trauten kaum ihren Augen. Fabian Böhm, eigentlich Spieler der sorbischen Auswahl, feierte sein Debüt für die Nordfriesen. Sein Bruder Sebastian dagegen stand weiterhin im Trikot der Wubranka auf dem Feld. Es dauerte nicht lange, kam es zu dem historischen Bruderduell. Sebastian war es dann auch, der Treffer Nummer sieben und acht für die Sorben besorgte.

Die Mannschaft schaltete nun einen Gang zurück, wodurch sich sogar zwei Tormöglichkeiten für den Gegner ergaben. Auch diese nordfriesischen Angriffe wurden von den sorbischen Anhängern lautstark bejubelt, ehe das runde Leder ein letztes Mal im Gehäuse auf der anderen Feldseite untergebracht werden konnte. Das 9:0 war zugleich der Endstand. Würde es etwa doch noch ein weiteres Spiel geben? Gerüchte, die sorbische Auswahl tritt am nächsten Tag unverhofft zu einem fünften Spiel an, machten die Runde. Grund dafür waren Tumulte unter den Spielern bei der Halbfinalpartie zwischen den Kroaten in Serbien und den Okzitaniern aus Südfrankreich. Daraufhin schloss die Turnierleitung das kroatische Team vom Spielbetrieb aus und verbannte dieses auf den letzten Platz.

Die Wubranka hatte nun die Möglichkeit, am kommenden Vormittag um den 12. Platz zu kämpfen. Mit dem Abpfiff bildeten die sorbischen Spieler einen Kreis und beratschlagten gemeinsam, wie mit dieser neuen Situation umgegangen werden soll. Alle waren sich sofort einig. Trotz aller Freude, die es bereitet, im sorbischen Trikot vor den zahlreichen Anhängern Fußball spielen zu dürfen, soll es kein weiteres Spiel geben. Zu groß wäre die Gefahr, sich in diesem, letztendlich doch eher unwichtigen Spiel zu verletzen. Außerdem hatten die Spieler bereits ihre Fans zu einem gemeinsamen Abschlussfest im Anschluss eingeladen, um sich für deren lautstarke Unterstützung zu bedanken und die Europeada gemeinsam ausklingen zu lassen. Den Sonnabendvormittag will die Mannschaft für einen Ausflug nutzen, ehe sich Nachmittag alle das große Finale zwischen dem Gastgeber Südtirol und den Okzitaniern anschauen.