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Wow, Kreischa!

Die Gemeinde gründet eine Bürgerstiftung. Schon jetzt ist klar: Es wird ein langer Weg.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Carina Brestrich

Kreischa. Noch fehlt das offizielle Okay vom Amt. Im Hintergrund aber ist das Team der neuen Bürgerstiftung von Kreischa schon aktiv. Während es auf die Genehmigung der Landesdirektion wartet, ist bereits ein Maskottchen gefunden. Es ist flauschig, gerade einmal drei Monate alt und hört auf einen kaiserlichen Namen: Pyrenäenberghund „Napoleon“. Mit ihrem weißen Wuschelfell und den dunklen Knopfaugen soll die junge Hundedame der Bürgerstiftung helfen, Kontakte zu knüpfen und Ehrenamtler zu finden.

Napoleon gehört zu Caterina Venus. Zusammen mit fünf Kolleginnen hat sie kürzlich das neue Stiftungsbüro an der Dresdner Straße bezogen. Alle sechs sind Mitarbeiterinnen der Klinik in Kreischa und künftig – neben ihrer eigentlichen Tätigkeit – für das Management der Stiftung zuständig. „Die Landesdirektion hat die Satzung genehmigt“, berichtet Caterina Venus. Jetzt sind es nur noch wenige, formale Schritte und die Stiftung kann, so hoffen die Initiatoren, Anfang 2017 loslegen.

Ins Leben gerufen haben sie die Gemeinde Kreischa und Klinik-Chef Rudolf Presl. Vor einigen Jahren hatten sie die Idee dazu. Anlass war der gesellschaftliche Wandel, wie Rudolf Presl kürzlich bei einer Bürgerversammlung im Vereinshaus erklärte. Dort stellte sich die Bürgerstiftung etwa 30 interessierten Kreischaern vor: „Der Staat verabschiedet sich zunehmend aus seinen Aufgaben. Wir tun gut daran, viel selbst in die Hand zu nehmen und wieder mehr für das Miteinander zu tun“, sagte er. Ziel der Bürgerstiftung ist, die Bürger zu animieren, sich gegenseitig füreinander ehrenamtlich zu engagieren. Ob Hausaufgabenhilfe, kurzfristige Kinderbetreuung, Fahrdienste zum Arzt oder Rasenmähen – die Bürgerstiftung will unbürokratisch und unkompliziert Hilfen vermitteln. Auf einer Art Zeitkonto können dann Ehrenamtsstunden gesammelt und bei Bedarf als Gegenleistung abgerufen werden. Welche Hilfen das sein können, lassen die Initiatoren offen. „Wir wollen bewusst Spielraum für Ideen lassen“, sagt Maria Bertelsmeier, die künftige Vorstandsvorsitzende.

Ein Ehrenamtler ist schon gefunden

Auch wenn für die Hilfen keins fließen soll – Geld braucht die Stiftung für ihre Arbeit, nicht zuletzt wegen der derzeit schlechten Zinslage, dennoch. So kommt zwar das gesetzlich vorgeschriebene Stiftungskapital von 50 000 Euro jeweils zur Hälfte von der Gemeinde und dem Klinikchef. Auf Spenden und Sponsoren ist die Stiftung trotzdem angewiesen. Damit der Start zunächst auch ohne gelingt, stellt Klinikchef Presl sein Personal zu Verfügung. Es soll sich um die Stiftung kümmern, bis sie sich selbst trägt. Dann soll sie den Bürgern übergeben werden.

Bis dahin liegt aber noch viel Arbeit vor dem Team von Caterina Venus. In den nächsten Wochen soll eine Homepage entstehen. Außerdem wird derzeit ein Logo gesucht. An der Suche wollen sie auch die Kreischaer beteiligen. Sie können bis 12. Dezember ihre Vorschläge für ein Emblem oder einen Slogan einreichen.

Ein Kreischaer hat sich bereits als Ehrenamtler gefunden: Carsten Blume. Der Inhaber einer Druckerei ist in seiner Freizeit für die Gemeinde tätig: als Mitglied im Gemeinderat, im Heimat- und Fremdenverkehrsverein und in der Helene-Meier-Stiftung. Die Idee hinter der neuen Bürgerstiftung überzeugt ihn. „Ich glaube, wenn jeder mal nur eine Stunde seiner Zeit für andere gibt, ist schon viel erreicht“, sagt er. Er selbst will die Stiftung unterstützen, indem er anfallende Drucksachen erledigt.

Kennenlernen auf dem Weihnachtsmarkt

Auch Dorothea Konrad vom Seniorenclub Kreischa findet den Gedanken hinter der Stiftung gut. Allerdings wird es für die Stiftung nicht einfach werden, sich zu etablieren, glaubt die Seniorin: „Gerade wenn es ums Geld geht, ist es im Ehrenamt schwer.“ Aus der eigenen Vereinserfahrung weiß sie, dass es viel Mühe bereitet, Sponsoren zu finden. Außerdem sei es von großer Bedeutung, mit der Gemeinde verwurzelt zu sein. „Es brauchen diejenigen Hilfe, die am wenigsten danach rufen.“ Kontakte seien deshalb sehr wichtig.

Dass es nicht unbedingt einfach wird, die Kreischaer zu erreichen, das ist dem Stiftungsteam bewusst. Deshalb suchen Caterina Venus und ihre Kolleginnen schon jetzt aktiv Kontakt zu den Einwohnern und anderen Vereinen. Napoleon soll dabei helfen. Und eine große Portion Optimismus. „Wir sind zuversichtlich“, sagt sie. Möglichkeit, die Stiftung und das Team kennenzulernen gibt es beim Weihnachtsmarkt in Kreischa. „Außerdem denken wir über ein kleines Neujahrstreffen nach“, sagt Caterina Venus. Im Kreischaer Boten, in dem die Stiftung künftig jeden Monat über ihre Tätigkeiten informieren will, haben die Stiftungsmitarbeiterinnen einen entsprechenden Aufruf gestartet. „Wir dachten an ein gemeinsames Essen, zu dem jeder etwas mitbringt.“ Leckerlis sind auch erlaubt.