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Wolf reißt fünf Rehe im Wildgehege

Ein hoher, doppelter Zaun schützt das Grundstück des Jiedlitzers Frank Ulbricht. Trotzdem fand der Wolf ein Schlupfloch.

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© Rocci Klein

Von Rocci Klein

Jiedlitz. Schreckliche Bilder am Donnerstagmorgen im Damwildgehege von Frank Ulbricht in Jiedlitz. Als seine Tochter am Morgen nach den Tieren unweit des Wohnhauses schauen will, entdeckt sie Schockierendes. Ein Tier steckt mit dem Kopf im Zaun fest. Der Körper ist in sich verdreht, es fließt Blut. Sie läuft zu ihrem Vater, um ihm das Unheil mitzuteilen. Der folgende Kontrollgang ergibt: Fünf Rehe wurden in einer Nacht gerissen, darunter zwei tragende Tiere. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit handelt es sich um Wolfsrisse. Ein Sprecher des Landratsamtes formulierte es auf Anfrage der SZ am Donnerstagnachmittag jedoch etwas zurückhaltender: Der Wolf könne „als Verursacher bei diesem Damwildriss nicht ausgeschlossen werden“, sagte Peter Stange.

Seit 1991 züchtet Frank Ulbricht in Jiedlitz Damwild im Nebenerwerb. Dass der Wolf irgendwann einmal auch zu ihm kommt, sei ihm klar gewesen, berichtet er der SZ. Zweimal schon seien Wölfe in dem Burkauer Ortsteil gewesen, rissen dort mehrere Schafe. Der Jiedlitzer hatte Vorkehrungen getroffen. Ein doppelter Zaun, der rund zwei Meter hoch und im Erdreich verankert ist, schützt das rund vier Hektar große Gehege. Den Zaun von 1991 hatte er erst im vergangenen Jahr durch einen zweiten verstärkt und dafür „viel Geld in die Hand genommen“, wie er sagt. Allein das Baumaterial kostete gut einen Tausender. Hinzu kam die Arbeit von über einer Woche.

Unter dem Zaun durchgegraben

Trotz aller Bemühungen: Der Wolf fand in der Nacht zum Donnerstag ein Schlupfloch. An zwei Stellen grub er sich unter dem Zaun hindurch. Im Boden sind sie kaum zu entdecken, geschützt zwischen zwei Nadelbäumen grub sich das Raubtier ein 15 bis 20 Zentimeter tiefes Erdloch. „In der Herde sind drei männliche Tiere mit großem Geweih, die auf Fremde sehr aggressiv reagieren. Doch sie konnten nichts machen“, so der Damwildbesitzer.

Drei Tiere wurden direkt vom Wolf getötet, wie die Kehlbisse am Hals zeigen. Zwei weitere Tiere wurden an den Hinterläufen so schwer verletzt, dass sie stark bluten und durch den Züchter von ihren Qualen erlöst werden mussten. „Der Wolf hat nicht mal was gefressen“, sagt Frank Ulbricht. Er war offenbar total im Blutrausch.

Rissgutachter vor Ort

Ein Rissgutachter vom Landratsamt war am Donnerstag vor Ort. Seiner Einschätzung nach ist das Areal gut gesichert, obwohl immer noch mehr gehen würde. Strom und ein Untergrabschutz hätten zwar gefehlt, aber der massive, sehr hohe Zaun bietet mehr Sicherheit als mancher Weidezaun, hieß es.

Rund 80 Tiere hat Frank Ulbricht in seinem Damwildgehege. Etwa 40 werden jedes Jahr geboren, genau so viele geschlachtet. Mindestens genau so groß wie der wirtschaftliche Schaden der nächtlichen Wolfsattacke ist die Angst, dass der Räuber wieder kommt. „Mitte Mai gibt es die Wolfswürfe. Dann brauchen die Tiere Futter“, befürchtet er. „Wir haben noch andere Tiere im Dorf, wie Pferde, Schafe und Kühe. Wenn der Wolf den Weg einmal kennt, kommt er sicherlich zurück.“

Daran, sein Hobby aufzugeben, denkt Frank Ulbricht nicht. „Ich mache auf jedenfalls weiter“, sagt er. Doch ob sich ein Untergrabschutz oder sonstiges bei der großen Fläche lohnt, müsse man sich der hohen Kosten wegen genau überlegen. Die schlimmen Bilder vom Donnerstagmorgen noch im Kopf sagt er: „So etwas wünsche ich keinem Tierzüchter.“