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Wolf jetzt im Tharandter Wald?

Hinterm Tharandter Wald hörten Anwohner ein Heulen. Ein Beweis, dass der Wolf umgeht, ist das aber noch nicht.

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© dpa

Von Annett Heyse

André Börner, Ortsvorsteher von Mohorn und Grund, ist sich sicher: Es kann nur ein Wolf gewesen sein. „Das Heulen kam aus dem Wald. Das war definitiv kein Dorfhund.“ So etwas habe er nie zuvor gehört. Börner wohnt in Grund, er kennt die Landschaft am nordwestlichen Rand des Tharandter Waldes ganz genau. „Die Wölfe sind da. Garantiert.“

Vor einer Woche hörte Börner den merkwürdigen Laut, und auch wenn kein Wolfsexperte jetzt zustimmend nicken wird, verdichten sich die Anzeichen, dass das Raubtier nach der Lausitz und der Königsbrücker Heide nördlich von Dresden nun auch das Osterzgebirge durchstreift. Ob es Einzeltiere sind oder gar ein Rudel, kann bisher niemand sagen. Es gibt keine Fotos, keine Beweise. Nur Hinweise. Und die mehren sich.

Es begann damit, dass am 31. Oktober bei Obercarsdorf eine Schafsherde angegriffen wurde, vier Tiere fanden den Tod. Dann wurde nur wenige Tage später bei Altenberg ein gerissenes Reh gefunden, es lag mitten auf der Trainingsbahn der Biathleten. Zwischenzeitlich meldete sich ein Jäger, der bereits Ende September bei Kaufbach ein gerissenes Reh gefunden hatte. Und schon im Sommer hatte eine Frau bei Pretzschendorf ein Tier gesehen, das ihrer Meinung nach wie ein Wolf aussah. Zumindest bei dem Obercarsdorfer Fall sind sich die Behörden sicher, dass es ein Wolf war, der die Schafe tötete. Die anderen Fälle brachten keine Beweise. Aber auch keine Gegenbeweise.

Wolf vor die Kamera bekommen

Dazu passt, dass sich auch die Weidmänner aus den linkselbischen Tälern und dem Raum Nossen sicher sind, dass Isegrim die Landschaften südlich der Elbe durchstreift. Bei Gauernitz hatte ein Jäger sogar einen Wolf vor die Kamera bekommen. Das war vor einem Jahr.

Aufmerksam wird die Entwicklung vom Wolfsbeauftragten des Landkreises verfolgt. Bei Detlef Uhlig laufen alle Meldungen zusammen. Er wiederum ist mit dem Kontaktbüro Wolfsregion Lausitz verbunden. Dort sitzen Experten, die den Isegrim seit Jahren beobachten. Sollten sich im Osterzgebirge tatsächliche Wölfe oder zumindest ein Einzeltier bewegen, wird man es bald ganz genau wissen. „Die Menschen können gerne die Augen offenhalten“, sagt Uhlig. Oder die Ohren.