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Wohnungsleerstand macht kaum Sorgen

Die Kommunen in der Hutbergregion und auf dem Eigen kennen die Probleme damit. Sie erwarten keine Besserung.

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© Matthias Weber

Von Andreas Herrmann

Der Bevölkerungstrend in der Hutbergregion und auf dem Eigen ist rückläufig. Dennoch hören die Verwaltungen in Bezug auf einen Immobilienleerstand noch keine Alarmglocken läuten, wie eine Umfrage der Sächsischen Zeitung zeigt.

Herrnhut: Nachfrage in der Stadt, Leerstand in einigen Ortschaften

In Zusammenhang mit dem vom Ingenieurbüro Bednarek aus Bernstadt vor einiger Zeit erstellten städtebaulichen Konzept gibt es für die Hutbergregion eine Leerstandsstatistik. Dort sind alle Immobilien und auch die Zahl ihrer Bewohner erfasst. Der errechnete Leerstand beträgt zehn Prozent. Gemessen an Regionen in Brandenburg oder in Mecklenburg sei das nicht gravierend, meint der Herrnhuter Bürgermeister Willem Riecke. Aber es werde mehr, und da müsse die Kommune natürlich schauen, wo man eingreifen kann. Dabei habe allerdings das Privateigentum einen hohen Wert, selbst wenn schon die Dachziegel auf die Straße fallen. In solchen Fällen werde erst einmal eine Erbenermittlung gemacht, ehe es im gravierendsten Fall zu einer baulichen Ersatzvornahme durch die Kommune kommt.

In Herrnhut wird trotz Leerstand sogar weitersaniert, wie das Gebäude der Sterne-Manufaktur an der Ecke Oderwitzer Straße zeigt, wo sich auch schöne Wohnungen befinden. Ein großer Wohnungsabnehmer in der Hutbergstadt ist auch die christlich-überkonfessionelle Organisation „Jugend mit einer Mission“ mit ihren Kursteilnehmern im Ruppersdorfer Wasserschloss. Von dieser Seite her werden auch manchmal Häuser gesucht, die sich für Wohngemeinschaften eignen.

In Großhennersdorf, wo die Wohnstruktur eher von Eigenheimen geprägt ist, stehe kaum etwas leer, sagt Willem Riecke. Auch in Strahwalde seien einige neue Wohnungen entstanden und es wurden Einfamilienhäuser saniert oder im Wohngebiet Strahwalde-Mitte neu gebaut.

Kritischer blickt Bürgermeister Willem Riecke dagegen auf die Situation in Berthelsdorf und Rennersdorf, wo sich zunehmend kleine Häuser in einem schlechten Zustand befinden. Das sei wohl symptomatisch für das, was in den nächsten Jahren auf die Region zukommen wird, meint der Bürgermeister. Ältere Menschen, die dann allein leben und ins Pflegeheim kommen, finden kaum Nachfolger für ihre Häuser. Verwandte kommen eher selten zurück. Allerdings, so Riecke, habe er auch schon erlebt, dass dort Immobilien ganz billig für 5 000 Euro einen neuen Besitzer fanden und sich dann doch Beachtliches tut. „Die Demografie schreibt uns die Entwicklung allerdings vor. Wir wissen, was kommt“, meint der Bürgermeister.

Schönau-Berzdorf: Nachfrage an guten Häusern übertrifft das Angebot

Schönau-Berzdorf weist einen Leerstand von elf Prozent auf, informiert Bürgermeister Christian Hänel. Das ist fast genauso wie in Herrnhut. Erst bei vielleicht etwa 20  Prozent unvermieteten Wohnungen müsse man sich Sorgen machen, sagt er. Die Besonderheit in Schönau-Berzdorf sind 98 kommunal vermietete Wohnungen. Die sind eher klein, nur wenige Dreiraumwohnungen sind darunter. Als Kommune sei man natürlich bestrebt, zu vermieten. Leer stehende Häuser sieht er nicht als Problem. „Wird ein Haus verlassen, ist das ganz schnell wieder verkauft“, weiß er. Ein paar heruntergekommene Immobilien gäbe es natürlich und auch einen Fall in Niederschönau, wo die Besitzer nicht mehr auffindbar sind und alles ziemlich vermüllt. Solche Häuser würden irgendwann einmal verschwinden, wobei man da mit den Fragen des Eigentums sehr vorsichtig sein müsse. Außerdem gäbe es Häuser, die wegen gravierender Mängel nicht mehr bewohbar sind und wo die Eigentümer aus finanziellen oder sonstigen Gründen auch nichts mehr tun. Etwa eine Handvoll in Kiesdorf betreffe das und auch zwei oder drei kleine Fachwerkhäuser in Niederkiesdorf. Die Nachfrage an guten Häusern übertreffe allerdings das Angebot. Als Kommune habe man jedoch wenig Bauland.

Bernstadt: Görlitzer Straße ist das Sorgenkind

In Bernstadt mit seinen Ortsteilen beträgt die Leerstandsquote acht bis zehn Prozent. Aber selbst das Wohngebiet „Sonnenblick“, wo es zehn bis 15 Prozent freie Wohnungen gibt, stellt aus Sicht der Stadt kein Problem dar: Dort wird regelmäßig renoviert. 21 Wohnungen hat Bernstadt im kommunalen Bestand. Sie sind alle vermietet. Sorgenkind in Bernstadt ist die Görlitzer Straße. Wie Margitta Nohle vom Bauamt sagt, wird es dort in Zukunft wohl eher Leerstand geben, weil ältere Leute ausziehen, Nachfolger dort aufgrund der Lage und des Komforts eher nicht zu finden sind. Allerdings würde hier der Anschein etwas täuschen. Viele der Häuser dort haben hinten hinaus einen schönen Garten. Dort gibt es auch separate Zugänge, und in vielen Fällen wurde teilsaniert. Auch Bernstadt hat wie Herrnhut in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Bednarek einen Plan gemacht für die zukünftige Entwicklung der örtlichen Immobilien. Entwarnung gibt es dabei für die Ortsteile. Hier sind alte und ungenutzte Häuser noch nicht das Problem, aber es wird sicher kommen, glaubt man in der Verwaltung.