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Wohnen, wo früher gefeiert wurde

Der ehemalige Gasthof an der Dohnaer Straße in Luga wird saniert. Paare können im Ballsaal allerdings nicht mehr tanzen.

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© steffen füssel, steffen fuessel

Von Nora Domschke

Dort, wo die Dresdner vor Jahren noch das Tanzbein geschwungen haben, werden schon bald Teppiche ausgerollt und bequeme Sofas platziert. Derzeit bietet das hohle Gebäude des Lugaer Gasthofes mit seinen leeren Fenstern noch keinen schönen Anblick, doch schon im Winter soll wieder Leben in das alte Haus in der Kleinlugaer Straße einziehen. Uwe Herrmann, Chef des Bauträgers Ventar, hofft, dass die 20 neuen Wohnungen dann fertig sind.

Der Böblinger Unternehmer rettet mit der Sanierung des denkmalgeschützten Hauses einmal mehr ein Dresdner Gebäude mit langer Tradition. Mit dem Bau des Gasthofes um 1900 sollte sich das Dörfchen Luga als vorstädtisches Tor zu Dresden entwickeln. Doch der Plan des Betreibers ging nicht auf – Luga blieb das stille Dorf, was dem Wirt schon bald Probleme bereitete. So wurden Gasträume und Ballsaal 1933 geschlossen, ab 1941 bezogen ukrainische Zwangsarbeiterinnen das Eckhaus.

Nach Kriegsende übernahm das Niedersedlitzer Sachsenwerk das leerstehende Gebäude, doch gefeiert wurde auch dann nicht. Zu viele Gaststätten und Säle gab es in Dresden, sodass der mit Deckenornamenten und umlaufender Balustrade gestaltete Ballsaal in Luga lediglich als Jugendklub, Kindergarten und von der Volkssolidarität genutzt wurde. In den vergangenen Jahren stand das Haus wieder leer und verfiel immer mehr.

2012 entdeckte es Herrmann auf seiner Suche nach neuen Bauobjekten. Dabei stand für den Investor von Anfang an fest, dass dort kein Gasthof mehr entsteht. „Die Gastronomie überlasse ich lieber anderen“, sagt der Investor lachend, der sich vor allem auf Großprojekte wie verfallene Industriebrachen spezialisiert hat. Etwa 25 Millionen Euro investiert Herrmann jährlich in den Kauf und Ausbau alter Gebäude in Dresden und Umgebung – 4,5 Millionen sind es nun in Luga. Investitionen, die sich für Herrmann schnell auszahlen: Denn die Nachfrage nach Wohnraum sei in Dresden derzeit extrem groß. So verkaufte er die neuen Wohnungen im alten Gasthof nach eigenen Angaben innerhalb von sechs Wochen. Noch bevor der erste Handwerker einen Handgriff im Haus gemacht hat.

Seit vier Monaten etwa sind die Bauleute nun allerdings aktiv, haben das Gebäude beräumt und verlegen derzeit elektrische Leitungen und Abwasserrohre. Im Erdgeschoss sind bereits die ersten Betonfußböden fertig, nun folgt das Obergeschoss. Schmuckstück ist dort natürlich der große Ballsaal. Durch eine neue Zwischendecke entstehen hier vier Loftwohnungen, in denen Teile des Saals integriert sind. So bleiben die beiden gusseisernen Säulen und die Balustrade erhalten. Große, offene Räume sollen es werden, die Fenster zur Bundesstraße 172 hinaus werden über beide Etagen vergrößert. Die hinteren Räume werden als Küchen und Bäder genutzt. Die Deckenornamente, die antike Köpfe und Pflanzenranken zeigen, werden von Kirchenmalern restauriert. „Das alte Parkett ist hingegen nicht zu retten“, sagt Herrmann. Die neuen Wohnungen werden zwischen 50 und 120 Quadratmeter groß sein – dabei war Herrmann selbst überrascht, wie viel Fläche das Gebäude bietet. „Wir haben mit etwa 1 200 Quadratmeter gerechnet, doch es sind sogar 1 600.“

Das Unternehmen saniert und verkauft indes nicht nur Wohnraum, sondern kümmert sich auch um die Vermietung. Insgesamt 1 700 Wohnungen verwaltet Ventar derzeit in Dresden. Und es werden noch mehr: Sieben Baustellen, auch im Dresdner Umland, betreut Herrmann zurzeit. Schon im September werden gleich um die Ecke in der ehemaligen Möbelfabrik in der Heidenauer Straße die neuen Bewohner in die Loftwohnungen einziehen.