SZ +
Merken

Wohnen, wo die Stasi herrschte

Im dreiteiligen Gebäudekomplex an der Bautzner Straße entstehen Appartements. Die ersten werden am Wochenende fertig.

Teilen
Folgen
NEU!
© Christian Juppe

Von Sarah Grundmann

Auf dem Gelände hinter dem einstigen Stasiverwaltungsgebäude werden noch die letzten Arbeiten erledigt. Gerade erst ist ein Betonmischer angerückt, verteilt die graue Masse auf der Auffahrt. Im Haus in der Bautzner Straße 112 ist hingegen alles schon für die künftigen Bewohner der 19 Wohnungen bereit. Am Ende ist die Böblinger Firma Ventar damit aber noch lange nicht, zwei weitere Gebäudekomplexe werden ebenfalls noch zu Wohnhäusern umgebaut.

Ein Blick in die Küche: In der Bautzner Straße 112 sind bereits 19 Appartements fertig. Bis 2017 entstehen in zwei weiteren Gebäude noch 55.
Ein Blick in die Küche: In der Bautzner Straße 112 sind bereits 19 Appartements fertig. Bis 2017 entstehen in zwei weiteren Gebäude noch 55. © Christian Juppe
Kurz vor der Übergabe der ersten Wohnungen wurde im Hinterhof noch die Zufahrt zu den Stellplätzen betoniert. Sie liegen direkt an der Gedenkstätte.
Kurz vor der Übergabe der ersten Wohnungen wurde im Hinterhof noch die Zufahrt zu den Stellplätzen betoniert. Sie liegen direkt an der Gedenkstätte. © Christian Juppe

Das Fertige: 19 Wohnungen werden am Wochenende übergeben

Für Ventar-Chef Uwe Herrmann geht es jetzt in die hektische Phase. Denn in der Bautzner Straße 112 ist Endspurt angesagt. Noch an diesem Wochenende sollen die 19 entstandenen Eigentumswohnungen an die Käufer übergeben werden. Bezogen werden sie jedoch erst im November dieses Jahres. Dann wird dort gelebt, wo Stasimitarbeiter ihre Büros hatten. Bei den Arbeiten kamen auf Herrmann deswegen besondere Herausforderungen zu.

Denn das Gebäude grenzt an die ehemalige Stasi-Haftanstalt, in der seit 1997 eine Gedenkstätte untergebracht ist. Seit 19 Jahren steht der Komplex unter Denkmalschutz. So musste die Ventar zum Beispiel den Eingangsbereich wieder in den Originalzustand zurückbringen, auch die Granitstufen im Treppenhaus sollten erhalten bleiben. Für den Investor ist die Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt aber nichts Neues, seine Firma hat schon viele solcher Projekte in Dresden bewältigt. „Da weiß man nie, welche Überraschungen auf einen warten“, so Herrmann. Davon blieb der Böblinger diesmal allerdings verschont, seine Bauleute liegen deshalb gut im Zeitplan. Anfang des Jahres hatten sie mit dem westlichen Teil des Areals begonnen. Doch das war für das Böblinger Unternehmen erst der Anfang.

Das Angefangene: Im Haus 116 gibt es für Studenten ein besonderes Konzept

Vor gut zwei Monaten sind die Bagger am zweiten Gebäudekomplex, der Bautzner Straße 116, angerückt. Dort sollen bis März kommenden Jahres ebenfalls 19 Wohnungen entstehen. „In diesem Teil wollen wir Wohnraum für Studenten schaffen“, sagt Herrmann. Für die hat sich der Investor ein ganz besonderes Konzept ausgedacht. „Die Wohnungen wurden immer im Zweierpack verkauft, eine mit und eine ohne Küche“, erklärt er. „Die können dann zu einer großen Wohngemeinschaft zusammengelegt werden.“ Allerdings ist die Großraum-WG kein Muss, die Wohnungen können auch separat genutzt werden. Jede hat ihren eigenen Eingang. Auch aufs Kochen muss niemand verzichten. Zwar ist in der einen Wohnung keine Küche eingebaut, und die Wände sind nicht gefliest, Anschlüsse sind allerdings vorhanden.

Das Zukünftige: Abgerissene Diskothek macht Blick auf Elbe frei

Der dritte und größte Abschnitt des Bauprojekts soll schon in der kommenden Woche starten. In dem Haus 116a entstehen dann noch einmal 36 Wohnungen. Daraus können die zukünftigen Mieter auf die Elbe schauen – zumindest zunächst. Denn noch ist unklar, was mit dem Grundstück passiert, auf dem früher die Diskothek Sax stand. Das Areal gehört dem Bauträger Fira, das Gebäude darauf wurde vor Kurzem abgerissen. So ist der Blick zur Elbe frei.

Doch unbebaut wird das Gelände wohl nicht bleiben. „Es gibt verschiedene Pläne und Ideen“, sagt Herrmann. „Mehr kann ich dazu nicht sagen.“ Von der Dachgeschosswohnung mit großer Terrasse wird der Fluss aber in jedem Fall noch zu sehen sein. Dafür bezahlen die Bewohner aber auch ihren Preis. „Dort wird es wahrscheinlich eine Höhe geben, die für uns außergewöhnlich ist“, sagt Herrmann. Wie viel das genau sein könnte, kann und will der Investor nicht sagen.

2017 will die Ventar schließlich mit allen Arbeiten fertig sein – es ist Herrmanns bislang größtes Projekt in Dresden. Insgesamt entstehen 74 Eigentumswohnungen zwischen 50 und 120 Quadratmetern. Dafür muss auch der Investor einiges hinblättern – rund 20 Millionen Euro wird die Sanierung des geschichtsträchtigen Gebäudekomplexes kosten. Damit dort bald gewohnt werden kann, wo die Stasi einst herrschte.