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Wohnen überm Bergwerk

Bei Antje Arlautzki kann man zum Tag des offenen Denkmals tief in die Erde schauen – da wird alter Bergbau erlebbar.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Scharfenberg. Silberne Lichtreflexe tanzen auf dem kleinen Viereck. „Bis zum Wasserspiegel sind es 60 Meter“, sagt Antje Arlautzki. Unter der Glasplatte in der Mitte des ehemaligen Huthauses, in dem der Förderturm stand, ist der alte Schacht zu sehen. Er ist in das Gestein unter Scharfenberg getäuft worden, um Silbererz abzubauen. Unter dem Wasserspiegel in 60 Meter Tiefe geht es noch einmal 233 Meter weiter nach unten. Doch bei der Sanierung des ehemaligen Bergwerkes Grube Güte Gottes ist der Schacht – er wird Hoffnungsschacht genannt – mit Schlamm verfüllt worden, sodass er nicht mehr begangen werden kann. Antje Arlautzki hat das ehemalige Huthaus gekauft und saniert es mit ihrem Partner, um es später als Bergbaumuseum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ein mühsames Unterfangen. Um das Huthaus mit seinem ursprünglichen Fachwerkaufbau wieder annähernd in alter Gestalt zu zeigen, mussten sie das später aufgesetzte erste Geschoss, dem das Fachwerk zum Opfer fiel, wieder abbrechen. Das ist geschehen. „Nun müssen wir eine neue Decke einsetzen und dann kommt auch das Fachwerk wieder drauf.“

Am Sonntag wird Antje Arlautzki Gästen die Geschichte des alten Silberbergwerks nahe bringen.
Am Sonntag wird Antje Arlautzki Gästen die Geschichte des alten Silberbergwerks nahe bringen. © Claudia Hübschmann

Die alten Ziegelsteine, die beim Abbruch anfielen, sind abgeputzt worden, und einige von ihnen finden sich jetzt in den nach altem Vorbild ausgemauerten Fensterwölbungen wieder. Der Erdgeschossraum des einstigen Huthauses, von dem aus man in den Schacht sehen kann, soll steinsichtig bleiben. Das heißt, dass die abgeputzten Ziegel sandgestrahlt werden, damit die letzten Putzreste entfernt und dann so zu sehen sein werden. Außerdem wird es bald etwas zu sehen geben, das es gar nicht mehr gibt. „Wir haben uns im Deutschen Museum in München eine Dampfmaschine angesehen, wie sie hier einmal gestanden hat.“ Die Maschine diente nicht nur dazu das Erz aus der Erde zu fördern, sondern auch, um die Kohle für ihren Betrieb nach oben zu fördern. Aus Freital auf Lastkähnen über die Elbe kommend, wurde die Kohle unten am Stollneingang an der heutigen B 6 auf Hunte – das sind Loren, die Untertage gefahren werden – bis zum Hoffnungsschacht transportiert und dann nach oben geholt. Ein illusionistisches Gemälde soll später einmal den Blick auf die Dampfmaschine zeigen.

Derzeit laufen die Vorbereitungen, um quasi unterirdisch von der B 6 aus bis zum Hoffnungsschacht laufen zu können. Der König-David-Hilfsstolln, über den das möglich ist, ist in den vergangenen Jahren vom Freiberger Oberbergamt beräumt und saniert worden. Mit Hilfe des Vereins Historischer Scharfenberger Silberbergbau sollen Führungen angeboten werden. „Wir haben uns schon um Gummistiefel, Helme und Kutten gekümmert“, so Antje Arlautzki. Sie hofft, dass es noch dieses Jahr, spätestens Anfang kommenden Jahres losgehen kann, wenn das Oberbergamt grünes Licht dafür gibt. Eine wichtige Voraussetzung für die Touren unter Tage ist übrigens der Hoffnungsschacht selbst. An einer Seitenwand gibt es eine Treppe. Sie wäre im Notfall der Fluchtweg aus dem Untergrund zurück ans Licht.

Zum Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag erwartet Antje Arlautzki zahlreiche Gäste und sie hofft, dass sie sich nicht von der Sperrung des Schachtbergs abhalten lassen. So ist der Weg zu ehemaligen Huthaus von der B 6 aus zwar versperrt, aber von oben, von Scharfenberg, kommt man an das Gebäude heran. „Wo hat man schon noch die Möglichkeit, den Bergbau, wie er einmal gewesen ist, zu sehen“, sagt Antje Arlautzki. Dazu gehören dann auch Bergleute in historischen Trachten.