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Wohnen neben der Eisenbahn?

Aus den Kleingärten neben dem Bahnhof sollen Parzellen für Eigenheimbauer werden. Einige Stadträte sind skeptisch.

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© Dietmar Thomas

Von Heike Heisig

Leisnig. Die Vorlieben sind verschieden. „Es gibt durchaus Menschen, die die Nähe zur Eisenbahn suchen“, meint Bauamtsleiter Thomas Schröder. Daher sieht er realistische Chancen für die Vermarktung von Eigenheimplätzen in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes in Leisnig. In der Sitzung des Technischen Ausschusses in der vergangenen Woche stellte er Stadträten und sachkundigen Bürgern dazu ein Projekt des International Burnout Fund (IBF) vor.

Hinter dem Verein steht der ehemalige Bauunternehmer Erwin Feurer aus der Schweiz, der auch das Leisniger Bahnhofsgebäude und einige Grundstücke im Umfeld gekauft hat. Von einem Döbelner Büro hat er das Gelände an der Bahnhofstraße beplanen lassen, das sich zwischen dem jetzigen Zugang zu den Gleisen (links vom Bahnhofsgebäude) und dem Wohnhaus an der Ecke zum Bahnhofsweg befindet. Erwin Feurer und seinen Planern schwebt vor, dort sechs Grundstücke für Eigenheime in zweigeschossiger Bauweise mit Carport oder Garage auszuweisen. Die Grundflächen der Parzellen werden überschaubar sein, weil die Eckpunkte festgelegt sind: vorn die Bahnhofstraße, hinten die Bahnstrecke Borsdorf – Coswig. „Und zum Bahngelände muss es einen Mindestabstand von zwölf Metern geben“, erklärte der Bauamtschef.

Gartenland zu Bauland

Im Moment wird ein Teil der möglichen Flächen für künftige Eigenheime noch von Kleingärtnern bewirtschaftet oder liegt inzwischen brach. Dass immer weniger Leute Interesse am Säen und Ernten haben, sieht Schröder als Problem auf die Stadt zukommen. Häufig müssen Laubenpieper auch die freigewordenen Flächen, die nicht wieder belegt werden, mitpflegen. Klappt das nicht mehr, bleibt nur übrig, Gartengruppen aufzulösen. Auch in Leisnig ist das schon passiert. An der Bahnhofstraße könnte das eines Tages ebenso zur Debatte stehen. Dann gebe es mit der Initiative des Eigentümers schon eine Nachnutzungsidee. Ob die umgesetzt werden kann, wird sich zeigen, wenn Feurer die Pläne weiterverfolgt.

Die Stadträte waren zunächst um ihre Meinung zu einem Vorbescheid gefragt. Obwohl sich Matthias Voigtländer (CDU) wegen der Nähe zur Eisenbahn skeptisch zeigte, wollte er sich den Plänen des Grundstückseigentümers nicht verschließen. Die Räte stimmten der Vorplanung zu. Sie werden noch einmal angehört, wenn es um den eigentlichen Bauantrag geht. Dann sollten aus Sicht der Kommune, wie Thomas Schröder sagte, auch Aussagen zu Lärm und anderen Dingen im Zusammenhang mit dem benachbarten Bahnverkehr getroffen werden.

Mit dem Vorbescheid will Feurer prüfen, wie die Behörden insgesamt zu dem kleinen Eigenheimstandort in Leisnigs Unterstadt stehen. Für eine Wohnbebauung ist das Gelände an dieser Stelle im Moment nicht vorgesehen, räumte der Bauamtsleiter ein. Im Flächennutzungsplan ist es Schröder zufolge noch als Sonderfläche Bahnhofsnutzung ausgewiesen. Doch für den Eisenbahnbetrieb sind die Grundstücke offenbar entbehrlich. Wie Schröder sagte, liegt eine Freistellung von dieser festgeschriebenen Nutzung vonseiten des Eisenbahnbundesamtes vor. Trotzdem sei nicht auszuschließen, dass eine Änderung im Bebauungsplan gefordert wird. Damit würde es einige Zeit länger dauern, Baurecht herzustellen.

Eigenheimbauer können wählen

Das Verfahren dazu läuft gerade für den neuen Eigenheimstandort „Eichbergblick“. Der befindet sich parallel zur Karl-Liebknecht-Straße. Dafür liegt ein Vorentwurf vor. Den sollen die Räte in ihrer nächsten Sitzung am 8. November bestätigen, damit er ausgelegt und die Öffentlichkeit frühzeitig beteiligt werden kann. Dort sind zwölf Bauplätze vorgesehen. Entwickeln und vermarkten will den Standort die Obstland Dürrweitzschen AG. Bereits gebaut werden kann am neuen Eigenheimstandort in der Siedlung Minkwitz. Den hatte die Kommune zuletzt ausgewiesen. Außerdem gibt es noch Eigenheimbauplätze „Am Wasserturm“ in Leisnig.