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Wohnen mit Pferd

Frank Johne möchte Dresdner aufs Rittergut locken. Die Idee ist eine von vielen, mit der sich Großenhain bald präsentiert.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Zschauitz. „Da steht ein Pferd auf dem Flur“, trällerten früher die Unterhaltungsbarden in geselligen Runden. So ist das Konzept von Frank Johne freilich nicht zu verstehen. Der Zschauitzer hat eine Idee, die besonders Pferdefreunde aus dem Großraum Dresden ansprechen soll. Er will die früheren Kuhställe in seinem einstigen Rittergut sanieren und zu komfortablen Pferdeställen umgestalten. Die neue Wohnung kann der Pferdehalter gleich dazumieten.

„Wir haben hier Koppeln, hier kann man schön reiten, und wir können das Konzept auch finanzierbar umsetzen, weil ja im alten Rittergut vom Grunde her alles angelegt ist“, beschreibt Frank Johne seine Überlegungen. Scheunen als Lager, Futter vom Feld, hier fehlt es im Umfeld an nichts. 130 Hektar gehören zum Rittergut. Man wisse schließlich, was Pferdepensionen inzwischen kosten. Viele können sich das nicht leisten und suchen händeringend nach neuen Unterbringungsmöglichkeiten für ihre Tiere. Warum also nicht mitziehen? So weit weg von Dresden ist Zschauitz schließlich nicht gelegen.

Erste Idee für Ortec in Dresden

Genau solche Ideen sammelt Makler Jörg Heller jetzt. Denn der Großenhainer Immobilienmakler wird mit Unterschrift von Oberbürgermeister Sven Mißbach für Großenhain werben. Und zwar auf der größten regionalen Haus-Messe Deutschlands – die Ortec in Dresden. Vom 2. bis 5. März 2017 wird Großenhain dort in der Halle G 5 seinen Stand haben, Flyer verteilen und zu Gesprächsforen einladen. Das Beste daran – die Marketingaktion ist keine Schaffe einer Verwaltung, sondern alle können mitmachen. „Wohnungen oder Bauland hat mancher schon angeboten“, so Jörg Heller, „aber wir wollen Großenhain als gemütliches Städtchen zum Leben, Wohnen und Arbeiten präsentieren.“ Heller möchte nicht nur Schlafgäste aus Dresden ansprechen, dass es hier weitaus günstigere Eigenheime oder Wohnungen gibt als in der Landeshauptstadt. Nein, junge Familien, Singles oder auch Rentner sollen auf die Idee gebracht werden, dass es sich in der „Stadt im Grünen“ einfach gut lebt.

Frank Johne lebt seit der Wende wieder im elterlichen Rittergut, das 1953 enteignet wurde, obwohl die Großeltern freiwillig in die LPG eintreten wollten. Seinem Großvater sagten die Kommunisten damals, mit Leuten wie ihm sei kein Sozialismus zu machen – er sollte lieber erst einmal fünf Jahre als Landarbeiter in den Westen gehen. Das tat der Großvater zwar nicht, er blieb in Meißen, in der Nähe seiner Heimat. Doch schwer genug war das Leben der Familie nach der Enteignung dennoch. Und immer hieß es, „wenn es mal anders kommt, musst du zurück Frank“, erinnert sich der 72-Jährige noch heute. Mit der Restitution kam tatsächlich alles anders. Frank Johne wohnte zunächst über dem alten Kuhstall, genau dem Trakt, den er jetzt ausbauen will. Als das alte Herrenhaus saniert war, zog er dort ein. Anfang dieses Jahres verstarb seine Mutter mit 102 Jahren. Die 50-qm-Wohnung wird demnächst saniert, ebenso die 120 qm große Wohnung über dem Torhaus, die jetzt ebenfalls leersteht, weil die ältere Mieterin keine Treppen mehr steigen konnte. Über und neben den geplanten Pferdeställen entstehen drei Wohnungen um die 120 qm. Frank Johne wünscht sich auf dem Hof eine gewisse Eigentumsatmosphäre, Zusammenhalt und Miteinander. Der pensionierte Maschinenbauingenieur, der im Westen vier Firmen in der Automotiv-Zulieferbranche aufbaute, ist inzwischen selbst in Zschauitz zu seinen landwirtschaftlichen Wurzeln zurückgekehrt. In Volkersdorf betreibt er mit seinem Kompagnon die Frank Johne und Frank Lorenz Landwirtschaftsbetrieb GbR Bioenergie Volkersdorf GbR – die kürzlich mit ihren Milchautomaten überregional auf sich aufmerksam machte. „Als Unternehmer gibt es keinen Ruhestand, sie müssen immer etwas erhalten, umbauen, neue Wege gehen“, sagt Frank Johne. Mit seinem Wohnkonzept will er das genauso halten.