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Wohnen in der alten Brotfabrik

Noch steht der Komplex an der Tharandter Straße leer. Schnell soll sich das ändern. Dabei hilft der Stahlbeton in den Mauern.

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© Norbert Neumann

Von Annechristin Bonß

Die Klappen der gusseisernen Öfen sind geschlossen. Brot wird hier schon lange nicht mehr gebacken. Trotzdem freut sich Uwe Herrmann über dieses Detail. Mit der Firma Ventar Immobilien investiert er in den Standort an der Tharandter Straße 117. Dem geben die alten Öfen einen ganz eigenen Charme von vergangener Industrie. Sie zeugen von der langen Geschichte der Brotfabrik. Im Obergeschoss unter dem Dach fällt das Sonnenlicht durch die Fenster auf Dutzende umgefallene Holzregale. „Früher wurde hier das Brot gelagert“, sagt Uwe Herrmann. Nun herrscht Stille, Staub schwirrt durch die Luft, die Farbe blättert in großen Stücken von der Wand, bunte Graffiti-Fratzen lachen dem Investor entgegen.

© Norbert Neumann

Schon bald soll sich das Innere der Brotfabrik komplett verändern. Die Ventar will das Objekt zum modernen Wohnstandort machen. 54 Wohnungen sind geplant. 18 davon können als Studenten-WGs mit drei bis fünf Mitbewohnern genutzt werden, inklusive zwei Bädern und einer großen Wohnküche. Vor drei Jahren hat der Immobilien-Profi Uwe Herrmann die Brotfabrik im Auftrag der Ventar gekauft. „Es ist unser letztes großes Projekt in Dresden“, sagt er. Über 60 denkmalgeschützte Gebäude in der ganzen Stadt hat er in den vergangenen Jahren sanieren lassen und verkauft. Dabei vertraut er immer auf den gleichen Partner. Die SMC Deutsche Generalbau mit Chef Samer Mohamad übernimmt auch bei der Brotfabrik das Kommando auf der Baustelle.

Dabei hat sich Uwe Herrmann lange nicht an den Standort gewagt. Ursprünglich hatte die Ventar alle Gebäude auf der stadtauswärts linken Seite der Tharandter Straße besessen. „Die Skepsis war groß, ob man hier Wohnungen verkaufen kann“, sagt er. Daher habe sich die Firma von vielen Objekten wieder getrennt, wie der Königsmühle und dem benachbarten Speicher. Doch nachdem ein anderer Investor die Königsmühle zügig saniert und voll als modernes Studenten-Wohnheim vermietet hatte, war Uwe Herrmann überzeugt. Selbstbewusst preist er nun seinen Standort an. Und plant bereits das nächste Vorhaben nur wenige Meter weiter. Auch der Wasserturm an der Mühle gehört zur Ventar. Im Frühjahr will er Neues berichten.

Schon im Spätsommer 2016 sollen die ersten Mieter in die Brotfabrik ziehen. Wer hier eine Wohnung kauft, bezahlt 3 000 Euro für den Quadratmeter, die kleine Einzimmer-Wohnung kostet dann knapp 100 000 Euro. Die Kunden bekommen dafür modernen Wohnkomfort mit Küche, Balkon und Fußbodenheizung. Bei der Energieversorgung greift die Ventar auf die Freitaler Strom- und Gaswerke zurück, eine Luft-Wärme-Pumpe sowie eine Öl-Brennwert-Therme. Auf dem Grundstück entsteht zudem eine Carportanlage mit Fahrradraum. Knapp die Hälfte der Wohnungen in der Fabrik hat Herrmann bisher verkauft. Schon bald soll die Sanierung beginnen. Sorgfältig hat er vorher das Vorhaben mit dem Denkmalamt abgestimmt.

Der Investor hofft, dass er beim Bau keine großen Überraschungen erleben wird. „Das Gebäude hat eine Stahlbetonstruktur. Äußerlich ist die sehr gut erhalten“, sagt er. Wenn Tests den guten Zustand bestätigen, können die Arbeiter sofort auf dieser Struktur weiterbauen. Die Planer nutzen die besondere Architektur. So bleiben Teile der bis zu acht Meter hohen Hallen im Erdgeschoss als Flure erhalten. An anderen Stellen werden Zwischendecken eingezogen. Auch die großen, meterhohen Fensterflächen sind geschützt und werden auch künftig die Fassade prägen. „Wir lassen Altes alt und integrieren neue, moderne Elemente“, sagt Uwe Herrmann. Dazu gehören auch die alten Öfen. Einige der Metall-Konstruktionen sollen ausgebaut, aufgearbeitet und im Gebäude aufgestellt werden. Und verleihen dem neuen Wohnhaus den Charme der alten Industriestätte.