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Wohnen im neuen Lausitzer Eck

Am Sonnabend können Neugierige und Wohnungssuchende in Rietschen das Haus erkunden. Der Neubau polarisiert.

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© André Schulze

Von Carla Mattern

Rietschen. Ob die Gastgeber am Sonnabend überrannt werden? Wilhelm Fischer hat beim besten Willen keine Antwort auf diese Frage parat. Der Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft Niesky, kurz GWG, hat den Hut auf für ein prominentes Rietschener Projekt. Das Mehrgenerationenwohnhaus im Ortszentrum steht im Rohbau, und es wird am 27. Januar dort einen Tag der offenen Tür geben.

Von der Wohnung geht es direkt raus auf eine Terrasse.
Von der Wohnung geht es direkt raus auf eine Terrasse. © André Schulze
Auf dem Grundstück des ehemaligen Lausitzer Ecks steht der Neubau.
Auf dem Grundstück des ehemaligen Lausitzer Ecks steht der Neubau. © André Schulze

So richtig viel zu sehen bekommen die Gäste allerdings noch nicht. Denn im Inneren des Gebäudes haben die Trockenbauer erst vor kurzem ihre Arbeit begonnen. Auftrag für die Bauleute ist es, bis Sonnabend noch ordentlich ranzuklotzen. „Wir wollen unbedingt, dass man in zwei Wohnungen den Grundriss sieht“, sagt Wilhelm Fischer.

Wer sich aber jetzt nicht nur ausschließlich für die Wohnungen und deren Innenleben interessiert, der kann allerhand sehen. Denn es ist schon ein eher ungewöhnliches Haus, das im Rietschener Zentrum entsteht. Allererster Hingucker ist natürlich die große und ungewöhnliche Fensterfront direkt zur Bundesstraße 115. Die Diskussion im Ort darüber zeigt, dass sie – gelinde gesagt – für manche Rietschener nicht sehr gefällig wirkt. „Wie ein Aquarium“ und „auf dem Präsentierteller“ sind noch freundliche Aussagen dazu.

Diese Fenster gehören zum großen Gemeinschaftsraum. Der bekommt nicht nur eine kleine Küchenzeile und Sitzgelegenheiten. Er soll den Bewohnern ermöglichen, auch ohne aus dem Haus hinauszutreten, etwas vom Leben im Ort mitzubekommen. Außerdem bieten die Scheiben Schutz vor dem Straßenlärm und vor der Sonne. Das sagt der für das Mehrgenerationenwohnen zuständige Bauleiter Friedemann Wetterling. Der Jauernick-Buschbacher arbeitet seit 2009 als Planer und Bauleiter für das in Rietschen ansässige Planungsbüro Sweco. Am Sonnabend wird auch er vor Ort sein und Fragen zum Gebäude beantworten.

Wohnungen ohne Stolperfallen

Denn das ist schon anders als die meisten anderen Neubauten. Was auf den ersten Blick auffällt, ist die Holzständerbauweise. Statt Ziegeln oder Porenbetonsteinen dominiert Holz als Baustoff. Der Eingang vom Kinoparkplatz aus wird über eine Rampe erfolgen. Denn das Gebäude mit seinen acht Wohnungen und den anderen Bereichen wird komplett barrierefrei. Dazu gehört nicht nur der Zugang ins Haus. Auch in den Wohnungen werden keine Schwellen zu finden sein, dafür beispielsweise in den Bädern ebenerdige Duschen. Davon ist allerdings noch nichts zu sehen.

Aber berichten kann Friedemann Wetterling von den Plänen dafür. Ein Laubengang verbindet alle Wohnungen. Eine Brüstung muss noch gebaut und danach eine Verglasung angebracht werden. Wer also Rollstuhl oder Rollator nutzt, kann, egal, wie schlecht das Wetter ist, trockenen Fußes in den großen Gemeinschaftsraum gelangen. Andersherum müssen auch die möglicherweise im Haus eingesetzten Pflegekräfte von den Räumen beim Klubraum aus nicht durch Wind und Wetter zu ihren Schützlingen. Denn auch das gehört zu den Besonderheiten des Neubaus in Rietschens Mitte. Mit Jeannett Spretz, der Geschäftsführerin der Altenpflege Lausitz, hat die Gemeinde eine Kooperationspartnerin im Boot. Die wird sich mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern um Hausbewohner kümmern, die betreut werden möchten und der Pflege bedürfen.

Bisher noch nichts Verbindliches

Bisher steht allerdings nicht fest, ob dieses Angebot angenommen wird. Einzelne Interessenten habe es zwar gegeben. Aber über einen telefonischen Kontakt hinaus sei noch kein künftiger Mieter vorstellig geworden. „Wir haben noch nichts Verbindliches“, sagt Wilhelm Fischer. Vielleicht ändert sich das während der Vorstellungsrunde? Darauf vorbereitet werden die Mitarbeiter der WGR (Wohnungs-GmbH Rietschen) und der GWG Niesky jedenfalls sein. „Für Besucher mit Miet-Absichten haben wir Vorverträge vorbereitet“, sagt der GWG-Geschäftsführer. Beim Tag der offenen Tür soll es erstmals auch Aussagen zur Miethöhe geben. Es seien noch Gespräche mit dem Rietschener Bürgermeister Ralf Brehmer notwendig, sagt Wilhelm Fischer auf die Frage, wie der Quadratmeterpreis für die Wohnfläche im neuen Mietshaus am ehemaligen Lausitzer Eck sein wird. Fest steht aber, dass es eine pauschale Miete werden soll, in der auch alle Nebenkosten drin sind – inklusive der Heizkosten.

Herkömmliche Heizkörper wird es übrigens nicht geben. Denn alle Räume bekommen eine Fußbodenheizung. Zwischen 45  und 57 Quadratmetern groß werden die Wohnungen sein und ein oder zwei Zimmer haben. Alle bekommen eine überdachte Terrasse. Die ist so breit wie der Wohnraum und liegt in Richtung Süden – also in Richtung Niesky –, ebenso wie das kleine Stück Land hinter jeder Wohnung. Die zum Nachbargrundstück hin errichtete Mauer werde mit Rankgittern versehen, kündigt Bauleiter Friedemann Wetterling an. Als Stadtterrasse und Stadtgarten bezeichnet Wilhelm Fischer die zu den Wohnungen gehörigen Freisitze beziehungsweise Gärtchen. Ähnlich wie bei Reihenhäusern angeordnet, bieten sie Komfort, den gerade Städter oft teuer bezahlen.

Am Mittwoch war dann auch ein Team der Firma Garten Eden aus Halbendorf vor Ort. Es sorgt dafür, dass das Gelände zwischen Neubau und Kreuzung, wo das Lausitzer Eck stand, ein Treffpunkt für die Rietschener wird. Mit Bänken, Linden und einigen Spieltischen und einer Rampe für einen barrierefreien Zugang soll das jetzt öffentlich nutzbare Gelände den Hausbewohnern, Kinobesuchern und allen anderen Rietschenern zur Verfügung stehen.

Abriss am Kino notwendig

Davon ist allerdings bisher noch nichts zu sehen. Auch der Toilettenanbau am Kino muss jetzt weg, noch ehe das Haus bewohnbar wird. Im April werde zeitigstens abgerissen, erklärt der Bauleiter auf Nachfrage. Fest steht dagegen, dass Anfang der zweiten Jahreshälfte im Sommer alles fertig sein soll, damit die ersten Bewohner einziehen können.

Dass bereits jetzt mit einem Tag der offenen Tür für das Haus geworben wird, hat auch mit einem anderen Bauprojekt in Rietschen zu tun. Denn auch das Gebäude für betreutes Wohnen, welches die Pflegefirma Familienunternehmen Kunze bauen lässt, soll im August bezugsfertig sein.

Der Tag der offenen Tür findet am Sonnabend, 27. Januar, 14-16 Uhr, im Mehrgenerationenhaus, Rothenburger Straße 1a in Rietschen statt.