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Wohnen im ehemaligen Jugendamt

Das markante Gebäude am Thälmannpark in Pirna ist jetzt bezogen. Ein Mieter kommt von ganz weit her.

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© Daniel Schäfer

Von Mareike Huisinga

Pirna. Die Gerüste sind gefallen. Wo einst Mitarbeiter des Landratsamtes Akten sortierten, Dokumente stempelten und Beratungsgespräche führten, wohnen heute Familien mit Kindern, Senioren und Paare. Das ehemalige Kreisjugendamt am Ernst-Thälmann-Platz wurde saniert und zu modernen Wohnungen umgebaut.

Insgesamt sind 28 Quartiere in Größen von 32 bis 120 Quadratmetern entstanden. Wer hier noch einziehen möchte, kommt fast schon zu spät. „Es sind nur noch eine Vier- und eine Fünf-Raum-Wohnung frei, für die wir aber auch schon Anfragen haben“, sagt Stefan Ullrich, Mitarbeiter der Geva Immobilien GmbH. Das Pirnaer Unternehmen verwaltet und vermietet das gesamte Gebäude.

Ganz offensichtlich fühlen sich die neuen Bewohner wohl in dem Haus. An diesem Mittwochmorgen tritt eine ältere Dame aus der Eingangstür, um nach der Post zu sehen. Sie ist im April eingezogen und lebte vorher in einer Doppelhaushälfte auf dem Sonnenstein. „Das Haus war mir zu groß und ich wollte mehr Nähe zur Stadt“, erklärt die Rentnerin. Sie schätzt die direkte Lage am Thälmannpark, wo sie gerne spazieren geht, und bereut den Umzug nicht. „Ich fühle mich hier wohl“, sagt die 80-Jährige. Dem stimmt ihr Nachbar zu, der zuvor in der Kunstseidensiedlung wohnte. Er schwärmt ebenfalls von dem schönen Blick auf den grünen Park und der Nähe zur Altstadt. „Und wenn dann irgendwann das Scheunenhofcenter gebaut ist, kann ich gleich um die Ecke einkaufen“, meint er mit einem Lächeln.

Die Mieterstruktur sei bunt gemischt, betont Ullrich. „Von Kind bis Senior“, führt der Makler aus. Nicht nur Pirnaer sind eingezogen. Zahlreiche Mieter kommen auch aus Dresden oder sind ehemalige Pirnaer, die wieder in ihre Heimat zurückwollten. Ein Ehepaar stammt sogar aus Ungarn und sorgt somit für einen internationalen Hauch in dem großen Gebäude.

Die Sanierungsarbeiten starteten vor gut einem Jahr. Bereits Ende 2014 hatte ein Unternehmer aus Dresden die Immobilie vom Landkreis gekauft. Aufgrund umfangreicher Abstimmungen mit dem Denkmalsschutz konnten die Renovierungsarbeiten erst später beginnen, erklärt Ullrich. Auf die Frage nach Förderungen schmunzelt er und sagt schlagfertig: „Nein, aber es gab Forderungen.“ Allerdings möchte er nicht falsch verstanden werden. „Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt war gut und konstruktiv“, betont der Immobilienfachmann.

Die Kaltmiete beträgt 7,50 Euro pro Quadratmeter. Ortsüblich und nicht zu hoch für den Standard, den die Mieter bekämen, unterstreicht Ullrich. Fachleute haben zwei Fahrstühle in das langgestreckte Gebäude eingebaut, ein Großteil der Wohnungen hat Balkone oder eine Dachterrasse. Es gibt offene Küchen, Parkettböden und Fußbodenheizung. Schwierigkeiten, einen Parkplatz zu finden, haben die Mieter nicht, denn zu jedem Quartier gehört ein Stellplatz auf dem rückwärtigen Gelände. Das Areal wurde begrünt.

Konkrete Angaben zur Investitionssumme möchte Stefan Ullrich nicht machen. Aber der Makler lässt blicken, dass der Dresdner Investor insgesamt eine siebenstellige Summe in die Hand genommen hat. Die denkmalsgeschützte Immobilie in der Innenstadt stammt aus den 1930er-Jahren und stand seit dem Auszug des Landratsamtes 2012 leer.