Merken

Wohnen am Industriedenkmal

Die Idee, am Ringofen der Alten Ziegelei ein Museum einzurichten, ist vom Tisch. Saniert wird aus anderem Grund.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Der Verfall der Alten Ziegelei an der Nossener Straße schreitet weiter voran – und das seit nunmehr 24 Jahren. 1993 wurde die Produktion von Baumaterialien und Mauerziegeln eingestellt. Heute ist unschwer zu erkennen, dass Teile des Daches und auch der ersten Etage langsam in sich zusammenfallen – und dass obwohl im unmittelbaren Umkreis neue Eigenheimstandorte entstehen, eine moderne Kita existiert.

Bis Ende letzten Jahres hatten sich mehrfach leichtsinnige Bürger auf dem Areal aufgehalten, mehrfach Spuren von Vandalismus hinterlassen. Inzwischen sind mehrere Eingänge aber mit Holzvorschlägen vernagelt worden, hindert ein Bauzaun am unbefugten Betreten der Alten Ziegelei, deren auffälligstes Merkmal der Hoffman‘sche Ringofen ist. Der steht auf der Liste der Industriedenkmäler in Meißen. Im Inneren sind noch einige alte Maschinen zu finden, die wohl zur Bearbeitung der Rohmasse und der Ziegel dienten.

Sogar ein kleiner Bagger steht seit geraumer Zeit an den heruntergekommenen Gebäuden unweit des Ringofens. Tut sich also was auf dem Grundstück? Werden Teile der Ruine bald abgerissen? Besitzer des bröckelnden Ensembles ist seit der Jahrtausendwende die Dresdner Projektentwicklungsgesellschaft Ginkgo. Mitarbeiter Gunnar Reichel sagt: „Wir haben das Gebäude zuletzt noch einmal sichern lassen, weil es dort mehrmals Probleme mit ungebetenen Gästen gab.“

Außerdem hätten die Meißner Stadtwerke (MSW) mit vorbereitenden Arbeiten begonnen, „um einen Stromanschluss hinzubekommen“, so Reichel. Witterungsbedingt musste hier aber eine Pause eingelegt werden. Man warte nun auf wärmere Temperaturen. Danach – dieser Eindruck von außen täuscht nicht – soll sich am alten Denkmal etwas tun. Laut Reichel seien zwar noch Abstimmungen mit Bauämtern und Denkmalschutz nötig. Allerdings gebe es bereits eine gültige Genehmigung, um ruinöse Nebengebäude abzureißen. Wie schnell der Abriss beginnen kann, ist allerdings noch nicht sicher. Und danach? Wird wohl nichts aus der Idee, ein kleines Museum mit dem alten Ringofen als Mittelpunkt zu errichten.

Sowohl der Besitzer des Areals als auch die Stadt scheinen inzwischen eine andere Nutzung zu bevorzugen. Zwar habe es bereits einen Bauplan für ein mögliches Museum gegeben. Inzwischen werde aber an einem alternativen Plan gearbeitet. „Hier haben die Ideen des Eigentümers Vorrang. Nichtsdestotrotz muss der Ringofen ohnehin erhalten bleiben. Vielleicht kann er so gesichert werden, dass der Zugang für die Öffentlichkeit wieder besteht“, sagt Carola Berger aus dem Bauaufsichtsamt der Stadt.

Der Vorschlag ein Museum zu errichten, war aufgekommen, weil ähnliche Projekte in anderen Kleinstädten Erfolg hatten. Für Meißen und die Alte Ziegelei scheint das aber kein lohnender Weg. „Unser Konzept sieht vor, ein Wohngebäude mit voraussichtlich acht Wohnungen zu errichten und das Denkmal in den Gesamtkomplex zu integrieren“, erzählt Reichel. Allerdings gebe es hier noch kein abschließendes Ergebnis. Auch im Meißner Bauaufsichtsamt ist bisher kein Bebauungsplan eingereicht worden. Das nimmt allerdings nicht Wunder – dürfte die Abstimmung mit dem Denkmalschutz im Falle der Alten Zieglei für den Besitzer doch eine langwierige Angelegenheit sein.