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Wohnblock bleibt Asyl-Quartier

Anderswo schließen Unterkünfte, die Platte an der Kellerstraße bleibt belegt. Der Alltag vieler Bewohner spielt aber woanders.

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© Sebastian Schultz/Archiv

Von Eric Weser

Gröditz. Im Glaubitzer TGZ war bereits Anfang dieses Jahres Schluss, im Zeithainer Wohngebiet Nikopol werden derzeit die letzten Wohnungen frei: In mehreren früheren Unterkünften für Asylsuchende der Gegend leben keine Menschen mehr. In Gröditz sieht es etwas anders aus. Dort hat der Landkreis Meißen sich ab 2012 in einen Plattenbau des städtischen Großvermieters KWG an der Friedrich-Gottlob-Keller-Straße eingemietet. Insgesamt 38 Wohnungen stehen für die Asylsuchenden zur Verfügung. Dem Landkreis zufolge sind die Mietverträge „zum Großteil unbefristet“. Und mit Blick auf die Zukunft heißt es: „Aktuell ist noch keine Beendigung in Aussicht.“

Nach Auskunft des Kreises lebten Anfang Dezember 106 Menschen in der Gröditzer Asylunterkunft. Darunter 37 Männer, 18 Frauen – und 51 Kinder. Der Status der Menschen ist laut Landratsamt unterschiedlich. Von den 106 Bewohnern sind mit 55 fast die Hälfte Asylbewerber, 30 Bewohner sind geduldet – ihre Abschiebung ist also ausgesetzt, sie sind aber ausreisepflichtig. Als Flüchtling anerkannt oder subsidiär geschützt sind 21 Personen.

Aktiv im Fußballverein

In der Gröditzer Stadtgesellschaft sind viele der Bewohner aktuell nicht allzu präsent. Im Fußballverein seien derzeit sechs Asylsuchende aktiv, sagt Gunter Wendt vom FV Gröditz. Drei junge Somalier in der A-Jugend, die aber nicht an der Kellerstraße, sondern im Jugendwohnheim an der Riesaer Straße wohnen. In der ersten Männermannschaft spielen laut Wendt auch Asylbewerber mit. Die wohnen aber nicht in Gröditz, sagt der Vereinsmitarbeiter.

Im städtischen Bauhof hat dieses Jahr niemand aus der Unterkunft gearbeitet, sagt dessen Chef Norbert Both. Voriges Jahr sei das noch anders gewesen. Der Bauhofleiter erklärt es sich so, dass die Bewohner anderen Beschäftigungen nachgehen. Viele seien regelmäßig am Bahnhof zu sehen.

Das bestätigt die Diakonie Riesa-Großenhain. Mit zwei Mitarbeiterinnen in einem Büro an der Kellerstraße betreut die Organisation die Bewohner der Asylunterkunft quasi täglich. Derzeit liege der Fokus vieler Bewohner darauf, Deutsch- und Integrationskurse zu absolvieren. Die finden zum Beispiel in Riesa statt, aber auch in Großenhain, teilweise sogar in Dresden. Das bedeutet jeden Tag erhebliche Wege.

Einen eher kurzen Weg haben die etwa 20 Kinder aus der Asylunterkunft, die in der Gröditzer AWO-Kita Buratino betreut werden. Der Buratino gehörte ab 2014 zu zehn sächsischen „Willkommenskitas“, die bei der Flüchtlingskinder-Betreuung gesondert durch Coaching unterstützt wurden. Ende 2017 läuft das Projekt im Buratino aus. Das Thema Flüchtlingskinder werde aber weiter eine wichtige Rolle spielen, so Heike Seifert.