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Wohlfühlen bei Charlotte

Der ambulante Pflegedienst Vital zog an die Neschwitzer Straße in Kamenz. Mehr Platz für die Tagespflege in der Altstadt.

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© René Plaul

Von Ina Förster

Kamenz. Mehrere Monate konnte man hinter abgeklebten Schaufenstern nur etwas von einem Umbau erahnen. Nun hat die Tagespflege in der Kamenzer Altstadt endlich wieder geöffnet. Die Vital Hauskrankenpflege mit Sitz in Bischofswerda ist seit mehreren Jahren schon Mieter des Objektes an der Rosa-Luxemburg-Straße. Nun aber gab es wichtige Veränderungen, die auch den Passanten draußen auffallen. Am deutlichsten kommt der Namenswechsel daher: „Charlotte“ titelt es an allen Scheiben.

„Mit dem Umzug unseres ambulanten Pflegeteams in die Neschwitzer Straße in Kamenz wurden die Räume im einstigen Feinschmecker nur noch gelegentlich für die Tagesbetreuung genutzt“, erzählt Geschäftsführerin Ute Brückner. „Aber diese schöne tolle Altstadtlage hier, unser kleiner Balkon hinten heraus, auf dem wir Kräuter züchten und vor allem die Historie des Hauses haben uns so begeistert, dass wir das Objekt einfach nicht aufgeben wollten“, erzählt sie weiter. Ute Brückner selbst kennt noch den alten „Feinschmecker“, wie das frühere Geschäft zu DDR-Zeiten hieß. Heute sitzen hier die alten Leutchen und schauen aus den Schaufenstern von innen nach außen. Beobachten den Alltag, der da in Kamenz an ihnen vorüber hastet.

Umbau in den Sommermonaten

„Durch die leer gezogenen ehemaligen Büros hatten wir plötzlich viel mehr Platz zur Verfügung, konnten langgehegte Pläne verwirklichen“, freut sich die Geschäftsführerin. Die Ersten reiften bereits im Frühjahr. Der Umbau lief dann über die Sommermonate. Alles wirkt nun großzügiger, eine Wand wurde ganz heraus genommen, die Wohnküche zog um, bietet jetzt viel mehr Platz. Auch ein neues, drittes WC konnte gebaut werden. „Davon kann man nie genug haben“, weiß Ute Brückner aus Erfahrung. Die Kundschaft - ungern spricht man von Patienten - besteht aus Demenzkranken und anderen pflegebedürftigen Menschen. Einige hatten einen Schlaganfall oder schlimmen Unfall, andere sind einfach nur sehr alt. Krankenschwestern, Betreuungsassistenten und Ergotherapeuten kümmern sich gleichermaßen um sie. Frühmorgens werden sie von Angehörigen gebracht oder von der Vital Hauskrankenpflege geholt. Man verlebt den Tag miteinander, kocht und isst gemeinsam, spielt und schwatzt. Auch Mittagsschläfchen sind drin. Oder der gemeinsame Einkaufsbummel auf dem Markt. „Wer noch Kartoffeln oder Gemüse schälen kann, der tut es. Wir kochen zusammen, das macht allen Spaß. Und so bleibt ein Stück Zufriedenheit über die eigenen Fähigkeiten erhalten“, sagt die Geschäftsführerin.

Die Räume sind mit tollen Accessoires dekoriert. Mit alten Utensilien, wie sie früher schon in den eigenen Küchen und Wohnstuben standen. „Das ist eine Leidenschaft von uns, auf Flohmärkten herumzustöbern und Ausstattung von früher zu finden, die hier hinein passt.“ Dass die Mitarbeiter dabei ein sicheres Händchen beweisen, sieht man auf Schritt und Tritt. „Wir lieben es, nach alten Dingen zu stöbern, sie haben ihre ureigene Geschichte, sind von Hand gemacht, erzählen Geschichten. Omas alte Kaffeemühle mahlt wieder die Bohnen, der schöne alte Kaffeefilter wird von uns verehrt, als wäre er ein Museumsstück. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, handgemahlenen Bohnen weckt doch alte Erinnerungen“, schwärmt man. Vieles läuft in und über die Küche. Das ist der Lebensmittelpunkt. Derzeit ist vorübergehend wegen des Neustartes nur mittwochs geöffnet. Aber die Stammkundschaft hält treu zur Stange. „Wir wollen in Kamenz insgesamt auf drei Angebotstage kommen, daran arbeiten wir gerade“, sagt Ute Brückner.

Übungen mit dem Therapeuten

In kleiner, gemütlicher Runde werden soeben Begriffe durchgenommen, die eine Doppelbedeutung haben. Ein Ergotherapeut übt sie mit der kleinen Gruppe. Gemütlich lehnt man sich in bequeme Sessel, schaut sich dabei in die Gesichter. Es gleicht einer fröhlichen Raterunde, die auch einiges zu Lachen hat. Davor waren Schreibübungen dran. Klappt das noch so mit der Hand wie früher? „Meistens ja, man muss staunen. Und das sind natürlich sehr schöne Erfolgserlebnisse.“ Ob Sitzgymnastik, Zeitungsschau oder Gedächtnistraining – in der Tagespflege „Charlotte“ wird Wert auf die Gemeinschaft gelegt. Keiner soll allein sein, kann sich aber zurückziehen, wenn er es braucht. „Wir legen Wert auf Erlebnisse. Die Leute sollen abends heimgehen und sagen: das war schön heute! “

www.vital-hauskrankenpflege.de