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Wohlfühlatmosphäre statt OP-Saal

Am Weißeritztalklinikum beseitigt Oberarzt Andreas Ulbrich Krampfadern mit Lasertechnik – in ganz neuen Räumen.

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© Andreas Weihs

Von Annett Heyse

Osterzgebirge. Laser-Lounge steht auf dem Schild neben der Tür. Dahinter öffnet sich ein breiter Gang, rechts zwei Umkleiden, links der Sanitärraum. Geradeaus über der Tür klemmt ein gelbes Schild: „Achtung Laser“ steht darauf. Es ist das Refugium von Andreas Ulbrich. Der Oberarzt am Freitaler Klinikum ist Experte für Gefäßmedizin. Er hat von seiner vorhergehenden Arbeitsstätte, einer Dresdner Klinik, eine neue Behandlungsmethode gegen Krampfadern mitgebracht. Die wird nun in der Laser-Lounge eingesetzt. Eine Liege, Ultraschallgerät und Laser – das alles umgeben von Wänden und Mobiliar in pastellfarbenen Tönen: Die Laserlounge ist im Grunde genommen zwar ein kleiner OP-Raum, der Patient merkt es nur nicht so sehr. Und genauso ist auch die Therapie gestaltet.

Wie entstehen Krampfadern?
Krampfadern sind ein weit verbreitetes Problem, etwa 50 Prozent der Bevölkerung hat sie. Es handelt sich um eine vererbbare Bindegewebsschwäche, die Frauen und Männer gleichermaßen treffen kann. Zunehmend treten Krampfadern ab dem 50. Lebensjahr auf. „Das Blut, welches normalerweise durch die Venen zum Herzen zurückfließt, schafft es nicht mehr nach oben, wenn die Venenklappen nicht mehr richtig funktionieren“, erklärt Andreas Ulbrich. Stattdessen staut es sich aufgrund der Schwerkraft im Fuß. Das führt zu geschwollenen Füßen oder Beinen, meistens auch in den Abendstunden, nach langem Sitzen oder Stehen. Ulbrich: „Die Patienten bekommen schwere, müde Beine.“ Unter der Haut zeigen sich dann auch die typisch krummen, geschlängelten Blutgefäße, die zunehmend dicker werden können.

Führen Krampfadern zu Krämpfen?
Nicht unbedingt. Krampf und Krampfader – das hat medizinisch betrachtet wenig miteinander zu tun. Die Krampfader ist eine Bindegewebsschwäche. Der Krampf entsteht im Muskel, wenn dieser beispielsweise mit bestimmten Stoffen unterversorgt ist. Es kann aber bei Krampfaderbeschwerden durchaus auch häufiger zu Krämpfen kommen, weil der Bluttransport im Bein nicht optimal funktioniert.

Wann müssen sie behandelt werden?
In der ersten Phase der Erkrankung sind Krampfadern für viele Patienten eher ein optisches Problem und müssen auch nicht zwingend behandelt werden. „Man kann bei einer Ultraschall-Untersuchung von einem Facharzt feststellen lassen, ob die Venenklappen noch funktionieren“, erklärt Ulbrich. Stellen sich zunehmend Schwellungen, Schmerzen, Juckreiz oder gar Entzündungen ein, sollte man zum Arzt gehen. Solche Untersuchungen führen niedergelassene Gefäßmediziner durch und auch die Ärzte am Klinikum Freital. Definitiv zum Arzt sollten Krampfaderpatienten gehen, wenn sich die Haut über den Gefäßen braun färbt. Die Verfärbungen entstehen, wenn das Blut nicht mehr richtig zirkuliert und sich deshalb Eisen an den Gefäßwänden ablagert. Bleiben Krampfadern in diesem Stadium unbehandelt, können offene Wunden entstehen.

Welche Therapien gibt es?

Die altbewährte OP-Methode ist das Ziehen der Krampfadern. Der Arzt setzt einen kleinen Schnitt in die Leiste und einen zweiten oberhalb des Fußes. Dann wird die betroffene Vene mithilfe einer Sonde aufgefädelt und herausgezogen. Das Verfahren ist schmerzhaft, weshalb es nur unter Narkose durchgeführt wird. Zurück bleibt zunächst eine Wundfläche unterhalb der Haut, die dann ausheilen muss. Das kann unter Umständen mehrere Wochen dauern. Eine sanftere Methode ist das Lasern der Krampfadern. Dabei wird in die betroffene Vene eine sogenannte Laserfaser eingeführt, ein extrem dünnes Glasfaserkabel. Sodann wird diese Faser langsam zurückgezogen, wobei Laserstrahlen die Venenwände „verschweißen“, wie Ulbrich das nennt. Die Krampfader wird geschlossen und stillgelegt. Den Rest erledigt der Körper von selbst: Er baut die stillgelegte Vene ab, je nach Dicke verschwindet sie innerhalb weniger Monate. Weil das Blut hauptsächlich ohnehin durch die Tiefenvenen geführt wird, „vermisst“ der Körper die Krampfader auch nicht. „Wir beseitigen ja nur die Vene, die den Bluttransport stoppt und in die falsche Richtung führt“, erklärt Andreas Ulbrich. Die Patienten würden schon direkt nach der OP leichtere Beine fühlen.

Geht es auch ohne OP?

Um Krampfadern Einhalt zu gebieten, gibt es Kompressionsstrümpfe. „Da ist die Entwicklung in den vergangenen Jahren richtig vorangekommen“, sagt Oberarzt Ulbrich. Optisch sehen die Strümpfe längst nicht mehr aus wie zu Großmutters Zeiten, auch werden modernere Materialien eingesetzt, so dass sich der Tragekomfort erhöht hat. Allerdings enthalten Kompressionsstrümpfe immer noch Gummi. Und darunter staut sich im Sommer die Wärme. Zudem verschwinden die Krampfadern nicht, nur weil man Kompressionsstrümpfe trägt. Ulbrich: „Sie erhalten nur den Status quo.“

Welche Methode ist die bessere?
Ob Krampfadern ziehen oder Lasern – diese Frage muss ein Facharzt bei jedem Patienten individuell klären. Die Lasertherapie gibt es seit 2004, sie wurde 2011 nochmals technisch verbessert und wird zunehmend angewandt. Sie hat aber auch ihre Grenzen, beispielsweise bei extrem dicken Krampfadern. Zudem ist sie noch nicht Standardleistung für jede Krankenkasse, es werden also nicht in jedem Fall die Kosten übernommen.