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Wohin zum Leichenschmaus?

Nach einer Trauerfeier treffen sich die Hinterbliebenen meist zum Kaffeetrinken. Das ist in Hartha schwierig.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Wer einen Menschen verliert, will nach der Trauerfeier auch noch einmal bei Gesprächen mit den Verwandten, Bekannten und Freunden an den Verstorbenen erinnern. Der Leichenschmaus, der in der heutigen Zeit auch Trauerkaffee genannt wird, hat eine lange Tradition.

„Oft fragen mich die Hinterbliebenen, ob ich einen Ort für ein solches Beisammensein organisieren kann“, sagte Bestatter Mike Graichen. Bisher konnte er da die Gaststätte „Gambrinus“ empfehlen. „Die Trauergesellschaften waren immer sehr zufrieden mit der Bewirtung und dem Ambiente“, so der Bestatter. Entweder seien die Trauernden vom Friedhof in die Annenstraße gefahren, oder wer sich von seinem Angehörigen in der Trauerhalle des Bestattungsinstitutes Graichen verabschiedet hat, brauchte nur ins Nachbarhaus zu gehen.

Doch das geht ab dem neuen Jahr nicht mehr. Der Gambrinus muss Ende Dezember schließen, weil d die Wirtin gesundheitliche Probleme hat. (DA berichtete).

„Nun wird eine Empfehlung schwierig. Für die Gersdorfer öffnet die Gaststätte Simon und manche Leute gehen auch zum Merkur nach Steina“, so Mike Graichen. „Wir werden öfter nach Möglichkeiten zum Trauerkaffee gefragt und bieten diese auch gern an“, sagte Birgit Paul, die Wirtin vom Merkur.

Früher ist auch das Silbertal für solche Anlässe beliebt gewesen. Doch das steht seit längerer Zeit zum Verkauf. Der Flemmingener Hof hat nach der Sommerpause nicht wieder geöffnet.

Um die Auswahl etwas zu erweitern, hat sich Mike Graichen sich mit Reiko Wagner, Inhaber von Wagners Catering an der Töpelstraße in Verbindung gesetzt. „In den Räumen besteht die Möglichkeit, sich noch einmal bei Kaffee, Kuchen und belegten Brötchen zusammenzusetzen. Platz ist für 30 bis 40 Leute“, so Graichen. Oft seien die Angehörigen sowieso mit dem Auto da, sodass es kein Problem sei, an die Töpelstraße zu fahren. Schon jetzt nutzten Trauernde die Räume von Wagners Catering .

„Wenn wir keine anderen Gesellschaften haben, machen wir da schon etwas möglich“, so Reiko Wagner. Die Leute sollen einfach nachfragen und mit ihm sprechen. Trotz dieser Möglichkeit hofft Mike Graichen darauf, dass sich ein neuer Pächter für den Gambrinus findet.

Das Bestattungshaus Schönfeld gibt nur Empfehlungen, wo sich die Leute zum Trauerkaffee treffen können. „Wir vermitteln aber nicht. Das übernehmen die Angehörigen selbst“, so Renate Schönfeld vom gleichnamigen Bestattungshaus. Doch in Hartha sei das schwierig. da könne man kaum eine Empfehlung geben. „Oft haben sich die Leute aber schon entschieden, wohin sie zum Trauerkaffee einladen“, sagte die Bestatterin. Bei der heutigen Mobilität könne durchaus auf die Karpfenschänke in Altgeringswalde oder die Gaststätte in Hilmsdorf zurückgegriffen werden. Manche würden sogar bis zur Talsperre fahren oder einen Raum mieten und alles selbst organisieren, so Renate Schönfeld.

Auch Andreas Börner vom gleichnamigen Bestattungsinstitut an der Karl-Marx-Straße hat so seine Probleme, wenn ihn die Hinterbliebenen nach Möglichkeiten einer Trauerrunde fragen. „Wenn es nur ein kleiner Kreis ist, dann bietet sich Mirijams Konditorei und Eiscafé am Markt an. Ich hatte auch schon Leute, die ins La Dolce Vita, an der Dresdener Straße, gegangen sind. Wenn der Gambrinus schließt, wird es wirklich eng mit den Angeboten“, so Andreas Börner. Die meisten Leute hätten aber genaue Vorstellungen, wo sie sich mit ihren Verwandten, Bekannten und Freunden zusammensetzen wollen.