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Wohin mit dem Regenwasser?

Der verrohrte Altenberger Tiefenbach ist ein Nadelöhr. Warum das zum Problem für das neue Sportzentrum wird.

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© Archivfoto: Egbert Kamprath

Von Maik Brückner

Altenberg. Der Landkreis drückt aufs Tempo. Besser heute als morgen möchte die Kreisverwaltung mit dem Bau des Sportkomplexes neben der Dreifeldhalle in Altenberg beginnen. So jedenfalls liest sich das Schreiben, das der Beigeordnete des Landrates, Heiko Weigel, Mitte Februar ans Altenberger Rathaus richtete. Darin bat er den Stadtrat und die Verwaltung, dem Bauantrag zügig zuzustimmen. Der Rat sollte – so Weigels Anliegen – bereits am 20. Februar darüber befinden, damit kurz danach mit dem Bau des Zentrums mit der Schieß- und Laufhalle sowie einer Anschubstrecke begonnen werden kann. Doch auf der Tagesordnung tauchte das Thema nicht auf.

Zurzeit ist der Bach nur ein Rinnsal.
Zurzeit ist der Bach nur ein Rinnsal. © Egbert Kamprath

Darüber wunderte sich CDU-Fraktionschef Bernd Greif. Er habe gute Gründe dafür, sagte Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler). Der Verwaltung fehlte die Zeit, auf die von der Kreisverwaltung eingereichten Unterlagen angemessen zu reagieren, sagte er. Denn Altenberg sieht nach wie vor ein ungelöstes Problem. Mit dem Bau des Sportkomplexes wird eine weitere Fläche zugebaut und damit versiegelt. Das Regenwasser, das hier anfällt, kann nicht versickern. Deshalb muss es abgeleitet werden, und das ist nicht so ohne Weiteres möglich. Die SZ erklärt, warum es so schwierig ist.

Wohin fließt das Regenwasser in Altenberg?

Der größte Teil des Regenwassers, welches im Altenberger Stadtgebiet anfällt, wird über den Tiefenbach abgeleitet. Dieser kleine Bach entspringt unterhalb des Skihangs. An der Bachstraße verschwindet der Bach in einem Rohr, das in den 1950er-Jahren verlegt wurde. Damit wollte man Baufreiheit im Stadtgebiet schaffen. Die brauchte man, um nach dem Zweiten Weltkrieg eine neue Stadt zu bauen, da Altenberg in den letzten Kriegstagen zerstört wurde. In den 1950er-Jahren sollte ein „repräsentatives, innerstädtisch platzartiges Ensemble“ geschaffen werden, sagt Christoph Schröder, Leiter des Bergbaumuseums. „Dafür war der offene Bachlauf ein Hindernis.“ Der Tiefenbach wurde verrohrt. An der Gabelung Römer-/Geisinger Straße wurde der verrohrte Bach in den Rößlerstolln eingebunden. Über diesen fließt das Wasser bis zur Mündung in den Hanggraben, der ebenfalls künstlich angelegt wurde.

Wie viel Wasser kann der Tiefenbach transportieren?

Die Verrohrung wirkt wie ein Nadelöhr. Nach einem lang anhaltenden Regen kann es zu Überflutungen an der Einmündung Bachstraße kommen, weil der Bach nur begrenzt viel Wasser abführen kann. Das zeigte sich beim Hochwasser im August 2002, als dort Wasser überschwappte. Später wurden die Verrohrung und der Rößlerstolln genauer untersucht, um festzustellen, wie viel Wasser transportiert werden kann. Demnach kann der Tiefenbach nur rund 3,2 Liter Wasser pro Sekunde aufnehmen. „Das haben wir von der Unteren Wasserbehörde des Landkreises bestätigt bekommen“, sagt Bürgermeister Kirsten.

Welches Problem sieht die Altenberger Verwaltung?

Das gesammelte Regenwasser vom Sportkomplex muss laut Kirsten über den Tiefenbach abgeführt werden. Nach Angaben der Stadt könnten das im Extremfall bis zu zehn Liter pro Sekunde werden. Doch damit nicht genug. Altenberg hofft inständig darauf, dass die Rehefelder Straße endlich von Grund auf saniert wird. Dabei soll auch die Regenwasserableitung neu geordnet werden, sagt Kirsten. Die Straße, die jetzt leicht nach Norden abfällt, soll leicht zum Berg nach Süden gekippt werden. Das Regenwasser auf dem Abschnitt von der Schneise 31 bis zur Kreuzung mit der B 170 soll künftig auch über den Tiefenbach abgeleitet werden. Im Altenberger Rathaus rechnet man mit Wassermengen von bis zu 4,27 Litern pro Sekunde.

Seit wann weiß man von dem Problem mit dem Regenwasser?

Nicht nur im Altenberger Bauamt weiß man um die Probleme seit Längerem. Auch die Kreisverwaltung hat davon Kenntnis, sagt Kirsten. Die Stadt habe bereits im Januar 2015 darauf hingewiesen, dass beim Bau des Sportkomplexes verschiedene Dinge beachtet werden müssten, unter anderem müsse auch eine gesicherte und schadlose Niederschlagswasserentwässerung geprüft werden. Das ist auch im Beschluss des Stadtrates vermerkt worden, sagt Kirsten und verweist auf die Unterlagen. Danach habe sich die Kreisverwaltung zu diesem Thema aber nicht mehr geäußert. Nun nach zwei Jahren werde es wieder aufgerufen. Altenberg fehlte die Zeit, um innerhalb von drei Wochen Stellung zu den Unterlagen des Kreises zu nehmen, sagt Kirsten. Die Stadt wolle sich aber so schnell wie möglich positionieren.

Kann der Bau des Sportzentrums an der Entwässerung scheitern?

„Die Stadt Altenberg unterstützt nach vollen Kräften den Neubau des Sportzentrums“, sagt Kirsten. Deshalb arbeite die Verwaltung derzeit daran, wie das Problem gelöst werden kann. Nach der bisherigen Einschätzung sei das nur durch den Bau einer zusätzlichen Regenrückhaltung möglich. Eine fundierte Aussage werde die Stadt voraussichtlich Mitte März vorlegen können. Darauf hofft auch das Landratsamt. Das will schnellstmöglich mit dem Bau des Sportzentrums beginnen und den ersten Auftrag auslösen. Nach den Plänen Heiko Weigels soll das Sportzentrum bis Ende 2018 fertiggestellt sein.