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Wohin mit dem Nachwuchs?

Freie Krippenplätze sind in Löbau Mangelware. Eine junge Frau erzählt von ihrer Suche.

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© Rafael Sampedro

Von Marcus Scholz

Löbau. Zuhause in Oelsa hat Linda Ulbrich einen Spielplatz schon direkt vor der Haustür. Fehlt nur noch der Nachwuchs, mit dem die 25-Jährige künftig zum Rutschen und Klettern gehen kann. Im Oktober des vergangenen Jahres ist Linda Ulbrich schwanger geworden. Geburtstermin ist Ende Juni. „Es wird ein kleiner Fußballer. So, wie der Papa“ sagt die Oelsaerin, die sich gemeinsam mit Freund Ronny riesig auf ihr erstes Kind freut.

Das ist die erfreuliche Seite der Medaille. Es gibt aber auch noch eine andere, die Linda Ulbrich zuletzt nicht gerade in Jubelstimmung versetzt hat. Und das ist die Suche nach einem Krippenplatz für ihren noch ungeborenen Sohn. Dabei ist es der 25-Jährigen so ergangen, wie wahrscheinlich vielen anderen Müttern im Raum Löbau auch. Im Stadtgebiet und dem näheren Löbauer Umland gibt es kaum freie Plätze. Erst recht nicht für den Nachwuchs derjenigen, die mit bestimmten Vorstellungen auf die Suche nach einer freien Betreuungsstelle gehen.

Als studierte Sozialpädagogin arbeitet Linda Ulbrich im Bereich Kinder- und Jugendhilfe einer Löbauer Beratungsstelle. Dort hat sie täglich mit Kindern zu tun, die aus schwierigen Elternhäusern stammen oder mit persönlichen Schicksalen zu kämpfen haben. Viele ihrer Klienten werden in verschiedenen Löbauer Kindertagesstätten und Krippen betreut. „Ich möchte Berufliches und Privates trennen. Deswegen kommen für mich keine Einrichtungen infrage, in denen viele meiner Klienten untergebracht sind“, sagt Linda Ulbrich. Für Juli 2017, also etwas mehr als ein Jahr nach der Geburt ihres Sohnes, hat sie versucht, einen Betreuungsplatz für den Sprössling zu finden. Ulbrichs Favorit ist dabei die Kita „Jäckelknirpse“ in Ebersdorf gewesen. „Dort hätte es aber frühestens im August 2018 einen freien Platz gegeben“, sagt sie. Kita-Leiterin Andrea Tadewaldt bestätigt das. 2016 und 2017 seien die zwölf bestehenden Krippenplätze komplett ausgebucht. „Vielleicht sollte man sich zuerst erkundigen, wann es freie Plätze gibt und danach ein Kind machen“, sagt Frau Tadewaldt mit einem kleinen Augenzwinkern.

Ähnlich, wie in Ebersdorf, ist es auch in anderen Einrichtungen. Laut einer Statistik der Stadt Löbau gebe es Stand vergangenen Donnerstag derzeit lediglich 19 freie Krippenplätze in Stadt und Umland. Die Zahl steigt nach aktuellem Stand im Laufe der kommenden Monate an. Im Monat September sind demnach 41 Plätze verfügbar. Im Februar 2017 sogar 77. Bereits registrierte, aber noch ungeborene Kinder sind darin aber nicht berücksichtigt. Deswegen können sich die Zahlen auch ganz schnell wieder ändern. „Ein Vertrag für einen Krippenplatz kann nur mit einem geborenen Kind abgeschlossen werden“, teilt Nico Kahlert von der Löbauer Stadtverwaltung mit. Reservierungen seien aber schon weitaus eher möglich, so der Leiter des Ressorts Kinder, Jugendliche und Vereine. Die Voranmeldung sollte allerdings erst mit Vollendung der 12. Schwangerschaftswoche gemacht werden. „Alles andere ist unvernünftig“, so Kahlert.

Linda Ulbrich hat sogar bis zur 15. Woche gewartet. Sie vermutet aber, dass es ihr nicht alle werdenden Mütter gleichgetan haben. „Ich glaube, dass viele ihre Kinder schon früher anmelden, weil sie einfach Bammel davor haben, keinen Betreuungsplatz zu bekommen“, sagt sie. Wer zuerst kommt, malt zuerst – das Sprichwort gilt auch bei der Suche nach einem Krippenplatz im Raum Löbau. Drei der insgesamt sechs von der SZ befragten Einrichtungen geben an, aktuell und in nächster Zeit keine freien Plätze mehr zu haben. Darunter die Laubaer Kita „Naseweis“, und das Johanniter Kinderhaus in Löbau. „Unsere Wartelisten sind übervoll“, sagt die stellvertretende Kita-Leiterin Sylke Köhler. Etwas besser sieht es dagegen bei den „Pfiffikussen“ in Großschweidnitz aus. Sechs bis sieben Plätze seien laut Leiterin Elke Meile noch frei. Zwei sind bei den Rosenbacher „Rotsteinzwergen“ zu vergeben, und einen einzigen freien Platz gibt es noch in der Kita Löbau-Ost.

Einen freien Platz hat auch Linda Ulbrich noch gefunden. Ihr kleiner Fußballer kann ab Juli 2017 die Kinderkrippe „Südzwerge“ im Löbauer Stadtteil Süd besuchen. Bis Ende des Jahres hat die 25-Jährige nun Zeit, dem Angebot zuzustimmen. Aber vielleicht bekommt sie ja doch noch einen Anruf aus Ebersdorf und die freudige Nachricht, dass ein Platz in ihrer Wunschkita frei geworden ist.