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Woher kommt der Bombensplitter?

Der Prozess um den Anschlag auf die Moschee könnte länger dauern. Grund ist ein böser Verdacht der Verteidiger.

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© SZ

Von Alexander Schneider

Das Landgericht Dresden wird im Prozess gegen „Moscheebomber“ Nino K. (31) nun auch einen Gutachter für Sprengvorrichtungen laden. „Im Prozess gegen die Gruppe Freital ging es um Polenböller und Fenster – hier sind wir qualitativ weiter“, sagte Herbert Pröls, der Vorsitzende Richter der Schwurgerichtskammer, am Donnerstag. K. wird versuchter Mord und Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen vorgeworfen – aus Fremdenfeindlichkeit. N. gab die Taten zu, bestreitet aber eine Tötungsabsicht. Der Prozess könnte nun länger dauern. Anlass für die überraschende Entwicklung ist ein Beweisantrag.

Verteidiger Hansjörg Elbs will wissen, wie ein zwei mal zweieinhalb Zentimeter großer Metallsplitter plötzlich entdeckt worden war. Der Splitter habe sich in einer Tüte mit Kehricht befunden. Die Brandreste waren von der Polizei am Tatort, der Treppe vor der Wohnungstür des Imam der Moschee in der Hühndorfer Straße, gesichert worden. Der Anschlag war am 26. September 2016. Am 12. April 2017, bei einer sogenannten Spurenkonferenz des Landeskriminalamtes, habe niemand von dem Splitter gewusst. Der sei laut Elbs erst am 19. April aufgetaucht, und soll von der detonierten Rohrbombe stammen. Ein Gutachter habe von einer Testsprengung am 18. April geschrieben. Dazu Elbs: Es könnte sein, dass der Splitter erst bei dieser Sprengung „gefunden“ wurde und in der Beweisliste landete. Es gebe auch kein Foto dieses Splitters vom Tatort. Er könne eine Manipulation von Beweisen nicht ausschließen, sagte Elbs. Ein böser Verdacht.

Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz nannte das eine „Unterstellung, der ich scharf widerspreche“. Die erste Testsprengung habe am 2. Mai stattgefunden. „Wir werden den Sachverständigen anhören“, so Richter Pröls. „Anders wird es nicht gehen.“