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Wölfe töten Schafherde

Das Rosenthaler Problemrudel hat offenbar wieder zugeschlagen. Der Schäfer ist nicht zum ersten Mal betroffen.

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© Quelle: Facebook

Von Nicole Preuß

Ralbitz-Rosenthal. Die Bilder, die im Internet kursieren, sind erschreckend. Tote Schafe mit Kehlbiss sind zu sehen. Die Kadaver liegen aufgestapelt auf einem Anhänger. Ein Wolf oder mehrere Wölfe hatten in der Nacht zum Mittwoch eine Schafherde bei Cunnewitz überfallen und zwölf Tiere getötet. Sieben mussten eingeschläfert werden. Und das war noch nicht das Ende. Denn ein Wolf kam offenbar wieder.

Er tötete in der darauffolgenden Nacht zum Donnerstag sechs weitere Schafe und verletzte vier so schwer, dass sie erlöst werden mussten. 29 Schafe sind damit allein in Cunnewitz tot. Das ist nahezu die gesamte Herde. Dazu kommen drei weitere Schafe, die das Raubtier im nur wenige Kilometer entfernten Ralbitz getötet hat.

Zäune höher als empfohlen

Die Attacken erinnern an die Übergriffserie vor etwas mehr als einem Jahr. Damals töteten Wölfe in acht Überfällen in diesem Teil des Landkreises etwa genauso viele Schafe. Schon damals wurden Tiere des Cunnewitzers Schäfers getötet. Dabei waren die Herden in Cunnewitz und Ralbitz auch jetzt gut geschützt. Die festen Zäune waren 1,40 Meter hoch, 1,20 Meter werden vom Freistaat empfohlen und auch entsprechend gefördert. Der Wolf oder die Wölfe haben die hohen Zäune aber offenbar einfach übersprungen. Die Gutachter fanden auch keine Untergrabungsstellen am Zaun, die darauf schließen lassen würden, dass der Wolf durch ein Schlupfloch unter dem Zaun zur Herde kam. Der Rissgutachter des Landkreises, Hagen Rothmann, hat sich die Situation vor Ort angesehen. Er geht anhand des Riss- und Fraßbildes mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass der Wolf am Werk war. „In Cunnewitz konnte darüber hinaus eine frische Wolfsspur nachgewiesen werden. Es hat sich also in der Nacht zum Donnerstag um ein Einzeltier gehandelt, welches den Zaun übersprungen hat“, sagt Kreissprecher Gernot Schweitzer.

Zusätzlicher Schutz empfohlen

Das Kontaktbüro Wolfsregion geht davon aus, dass das sogenannte Rosenthaler Rudel für die Wolfsangriffe verantwortlich ist. Das gilt schon seit den Überfällen vom vergangenen Jahr als „Problem-Rudel“. Damals hatten einzelne Tiere gelernt, Elektrozäune zu überspringen. Fachleute gingen bis dahin davon aus, dass solche Barrieren sicher sind. Sie empfahlen daraufhin den Schafhaltern, zusätzlich Flatterband anzubringen. „Dieses wird als optische Barriere etwa 20 bis 30 Zentimeter über bestehende Zäune gespannt“, sagt Jana Endel. Das Flatterband habe die Wölfe dann tatsächlich fern gehalten.

Wolfskritikern in der Region gehen die Schutzmaßnahmen, die immer größere Ausmaße annehmen, aber inzwischen zu weit. „Das Rosenthaler Rudel ist ein Problem-Rudel“, sagt so Carola Tuschmo, die selbst Schafe hält. „Es muss jetzt das ganze Rudel entnommen werden.“ Die Experten setzten aber weiter auf Schutzmaßnahmen. So sollen die Tiere einer zweiten Herde in Cunnewitz nun kurzfristig mit Herdenschutzhunden geschützt werden. Damit der Wolf nicht wieder kommt.