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Wobau restauriert, Anwohner zahlen Knöllchen

In der Äußeren Bautzner Straße in Löbau saniert die städtische Gesellschaft Mietshäuser. Das macht dem Ordnungsamt viel Arbeit.

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© Rafael Sampredo

Von Markus van Appeldorn

Romy Haaser bekommt in jüngster Zeit sehr viel Post mit Fensterbriefumschlägen. Die Stadt Löbau lässt schön grüßen und fordert zur Begleichung eines Strafmandats wegen Falschparkens auf. Einen ganzen Stapel hat die junge Frau schon zusammen. „300 Euro musste ich schon zahlen“, sagt sie, „ich glaube, ich zahle mit meinen Protokollen alleine den Tag der Sachsen.“ Und wie ihr gehe es vielen Nachbarn in der Löbauer Lessingstraße. Die Menschen klagen darüber, dass hier ein Großteil der Anwohnerparkplätze weggefallen seien – und nun hagele es Knöllchen wegen Falschparkens.

Grund des ganzen Ärgers ist eine Baustelle der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Wobau. Die lässt an der Äußeren Bautzner Straße noch bis Mitte 2018 vier ihrer historischen Mietshäuser rekonstruieren. Rund zwei Millionen Euro wendet die Wobau für diese Maßnahme auf, durch die 40 top sanierte Wohnungen enstehen.

Das erfordert auf diesem Abschnitt eine halbseitige Sperrung der Äußeren Bautzner Straße und eine Umleitung über die Lessingstraße. „Aufgrund der geänderten Verkehsführung sind in der Lessingstraße einige Parkplätze weggefallen“, informiert Andrea Heinke, Geschäftsführerin der Wobau. Man habe jedoch allen Anwohnern der Lessingstraße für die Zeit der Baumaßnahme einen kostenlosen Parkplatz an der Hartmannstraße angeboten. „Zehn bis zwölf Anwohner haben dieses Angebot wahrgenommen“, sagt Andrea Heinke.

Die Hartmannstraße ist fußläufig allerdings rund fünf Minuten von der Lessingstraße entfernt. Vielen Anwohnern offenbar zu weit. Deshalb nutzen viele Anwohner zum Parken auch die nahe Goethestraße. „Vorher konnte man dort beidseits parken und dann war immer noch genug Platz für einen Müllwagen“, sagt Romy Haaser. Nun aber dürfe man nur noch auf einer Seite parken. „Soll ich mein Auto mit ins Schlafzimmer nehmen oder was?“, empört sie sich. Sie fühlt sich vom Ordnungsamt regelrecht verfolgt: „Wir haben einen in der Nachbarschaft, der macht täglich seine Runde und ruft dann beim Ordnungsamt an. Dann kommen die sogar am Wochenende“, sagt sie. Zusätzlich verknappt wird die Parkraumsituation auch dadurch, dass Autofahrer ohne speziellen Anwohnerparkausweis die als Anwohnerparkplatz ausgewiesenen Stellflächen nutzen.

Marcus Scholz, Prerssesprecher der Stadt Löbau, bestätigt auf Anfrage der SZ: „Es gibt dort tatsächlich Anwohner, die aktiv das Ordnungsamt bitten, vorbeizukommen. Möglicherweise wegen einer Verkehrsbehinderung.“ Laut Auskunft des Ordnungsamtes stünden etwa jeden Morgen die gleichen zwei Fahrzeuge im Parkverbot. Von einer gezielten Jagd auf falsch parkende Anwohner, gar zum Zwecke der Finanzierung des Tags der Sachsen, könne keine Rede sein: „Das ist keine Schikane des Ordnungsamtes“, sagt Pressesprecher Scholz und es gebe auch keine Anweisung, gerade in der Lessingstraße zu kontrollieren, weil da viel für die Stadtkasse zu holen sei. Die mit der Überwachung des Verkehrs beschäftigten Mitarbeiter des Ordnungsamtes würden ganz routinemäßig ihre täglichen Runden machen und gegebenenfalls Parkverstöße festhalten und ahnden. „Das ist der Job unserer Mitarbeiter“, sagt Scholz. Darüberhinaus werde dort seit rund einem Jahr gebaut und die Situation sei für keinen Anwohner neu. „Die Verkehrssituation dort lässt keine andere Lösung zu“, sagt Scholz.

Romy Haaser ist überzeugt, dass auch nach Abschluss der Baumaßnahme in der Äußeren Bautzner Straße die Parksituation angespannt bleibt: „Da kommen 40 neue Wohnungen hin. Wo sollen die ganzen Mieter denn ihre Autos abstellen?“