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Wo sind die Amseln geblieben?

Freiwillige zählen auf dem Harthaer Friedhof Kohlmeisen, Erlenzeisige und Kleiber. Mit überraschendem Ergebnis.

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© André Braun

Von Helene Krause

Hartha. Eine Elster fliegt über den Friedhof in Hartha hinweg. Rasch trägt Wolfgang Colditz sie in eine Liste ein. Colditz ist Rentner und Jäger. Er wohnt in Hartha. Gemeinsam mit zahlreichen Freiwilligen beteiligt er sich an der Vogelzählung. An dem Ort, an dem Wolfgang Colditz steht, kommen zu der Elster später noch drei Kleiber hinzu. Weitere Vögel werden hier in der einen Stunde nicht gesichtet. Dafür gibt es aber allerhand Eichhörnchen, die sich lustig und flink von Ast zu Ast schwingen. Auch im vorigen Jahr hat er die Zählung schon als Freiwilliger mitgemacht. Mit dabei ist auch Klaus Friedrich. Er ist Vorstandsmitglied des Naturschutzbundes (Nabu), Regionalgruppe Lößhügelland und der Organisator der Vogelzählung in Hartha.

Bevor die Zählung beginnt, teilt Friedrich Listen an die Teilnehmer aus und erläutert das Vorgehen. Alle, die mitmachen, müssen eine Stunde lang an einem Ort auf dem Friedhof stehen und alle vorüber fliegenden Vögel in die Listen eintragen.

„Ich bin ein Naturmensch“

Die Veranstaltung läuft unter dem Thema: Stunde der Gartenvögel. Sie findet alljährlich Anfang Januar im gesamten Bundesgebiet statt. Sie hat wissenschaftlichen Charakter. Grund für die Zählung ist, dass festgestellt werden soll, ob die Zahl der Vogelarten in unserer Heimat rückläufig ist oder zugenommen hat. Durch die Zählung wird auch festgestellt, welche Zugvögel aus nördlichen Regionen aufgrund des Klimawandels neuerdings bei uns überwintern, welche Vogelarten eingewandert sind und welche besonders gefährdet sind und geschützt werden müssen.

Helmut und Sabine Wanke aus Hartha interessieren sich für die Natur und für die Vögel. „Ich bin ein Naturmensch“, sagt Helmut Wanke. „Ich halte mich oft in der Natur auf.“ Und seine Frau meint: „Warum soll man die Flora und Fauna seiner Heimat nicht kennenlernen?“ Das will sie bei der Vogelzählung tun.

Karin Menzel aus Döbeln und Wolfgang Merker aus Mockritz wollen sich über die Vögel und die Natur informieren. Veranstaltungen des Naturschutzbundes haben sie schon oft mitgemacht.“ Es ist sehr lehrreich“, meinen beide. Auch Uwe Reimer aus Hartha war schon oft bei der Vogelzählung dabei. Deshalb will er sich auch in diesem Jahr wieder daran beteiligen. Er hat seine Spazierrunde zum Samstagvormittag heute auf die Vogelzählung verlegt. Angela und Heiner Kaden aus Waldheim haben von der Veranstaltung in der Zeitung gelesen. „Wir dachten, dass es eine Führung sei“, sagt Angela Kaden.

Im heimischen Garten weiter zählen

Auf dem Friedhof in Hartha wurden in diesem Jahr hauptsächlich Kohlmeisen, Erlenzeisige und Kleiber gezählt. Amseln, die noch im vergangenen Jahr zahlreich gesichtet wurden, gab es diesmal nicht zu sehen. Die Frage, warum das so ist, blieb ungeklärt. Vermutlich haben Raubvögel die Amselnester geplündert.

Weil einige der Teilnehmer dachten, dass die Veranstaltung eine Führung sei, sind am Schluss von den anfangs rund 15 Teilnehmern noch neun übrig geblieben. Trotzdem wertet Klaus Friedrich die Veranstaltung als Erfolg. Auch die Teilnehmerzahl freut ihn. Einige derjenigen, die beim Zählen auf dem Friedhof dabei waren, nehmen Listen mit nach Hause. Sie wollen im heimischen Garten die Vogelzählung fortsetzen.