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Wo Männer Männer treffen

In der neuen Schwulenbar Pickup sind alle willkommen – ob in Jeans und T-Shirt oder in Lack- und Ledermontur. Nur Frauen müssen draußen bleiben.

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© Sven Ellger

Von Franziska Klemenz

Eigentlich sieht es in Frank Heines neuer Bar gar nicht so ungewöhnlich aus. Die Möbel sind mit schwarzem Leder überzogen, die Wände dunkel gehalten, und über die Bar tänzeln Lichter in wechselnden Farben. Was auffällt, sind die Gogo-Stange auf dem Podest und die Tarnnetze, welche die Darkrooms verbergen. Die hat Heine für sein extravagantes Publikum anbringen lassen. Denn ab 21 Uhr sind hier nur noch Männer willkommen – schwule Männer.

Die kürzlich eröffnete Bar Pickup in der Jordanstraße erlaubt ihnen, unter sich zu sein. Eine reine Schwulenbar ohne Fetischpflicht habe Dresden einfach gefehlt, so Heine. Die Eröffnung einer Bar ist keine neue Erfahrung für ihn. Der 45-Jährige machte sich schon im Jahr 2003 mit dem Café Valentino in der Jordanstraße selbstständig. Auch eine Bar namens Pickup eröffnete er 2004 schon ein paar Häuser weiter. Nach einem Jahr schloss Heine diese allerdings schon wieder, weil er aus Lärmschutzgründen den 22-Uhr-Riegel vorgeschoben bekam – das neue Pickup schließt aber erst morgens um vier.

Heine weiß seit seinem 14. Lebensjahr, dass er schwul ist. Nach der Ausbildung zum Koch und Konditor arbeitete der gebürtige Dresdner einige Jahre als Einzelhändler. In dieser Zeit war er viel in Berliner Szeneschuppen wie dem Ostgut, Vorgänger des weltbekannten Berghains, unterwegs. Der Neustädter setzt sich für die Rechte von Schwulen und Transsexuellen ein – „ohne Wenn und Aber“, so auch der Slogan des Christopher Street Day Vereins, bei dessen Umzug er aktiv mitwirkt. Im Pickup gebe es zwar weder Sex gegen Geld noch eine Sexgarantie. Aber wer einen willigen Gleichgesinnten findet, darf sich in den Darkrooms frei austoben. „Schwule mögen schnellen und anonymen Sex“, sagt Heine. Warum das nicht auch zu Hause im Bett geht? „Wenn jemand Lust auf ein Glas Milch hat, muss er doch auch nicht gleich die ganze Kuh kaufen“, erläutert er kess.

Der Besitzer selbst führt aber schon seit Jahren eine feste Beziehung. Grinsend winkt sein Lebensgefährte rüber und holt einen frischgebackenen Kuchen aus dem Ofen. Den kriegen die Gäste des zur Bar benachbarten Café Valentino kredenzt. Dort sind auch Frauen willkommen, anders als im Pickup. Bei dessen Tür bleibt Heine unerbittlich – „ohne Wenn und Aber“.