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Wo Kommissar Rex seinen Schnupperkurs macht

Der Großenhainer Jens Noack leitet seit April 2017 die Diensthundeschule der sächsischen Polizei in Naustadt.

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© Anne Hübschmann

Von Manfred Müller

Großenhain/ Klipphausen. Mit ihren 300 Millionen Riechzellen ist eine Hundenase der Menschlichen um das 60-Fache überlegen. Beim Herausfiltern von bestimmten Geruchsmolekülen aus einem Duftgemisch übertrifft sie jede bisher entwickelte Technik. Die Polizei macht sich das schon seit mehr als 100 Jahren bei der Aufklärung von Straftaten zunutze. „Speziell ausgebildete Diensthunde kommen auf den verschiedensten Gebieten zum Einsatz“, erklärt Hauptkommissar Jens Noack. „Bei der Suche nach Tätern und Vermissten ebenso wie beim Aufspüren von Rauschgift, Brandmitteln oder Sprengstoff.“

Der Waldaer Jens Noack ist Schulleiter der Diensthundeschule.
Der Waldaer Jens Noack ist Schulleiter der Diensthundeschule. © Anne Hübschmann

Der Großenhainer leitet seit einem halben Jahr die Polizei-Hundeschule in Naustadt bei Meißen. Sie untersteht der Bereitschaftspolizei und beschäftigt fünf Ausbilder sowie eine sechsköpfige Einsatzgruppe, die im Freistaat, gelegentlich aber auch deutschlandweit und in den Nachbarländern Polen und Tschechien unterwegs ist. Insgesamt haben Sachsens Ordnungshüter weit mehr als 100 Diensthunde im Einsatz. Jede der fünf Polizeidirektionen verfügt über eine eigene Hundestaffel. Sie werden bei Bedarf von der Naustädter Einsatzgruppe unterstützt. Das Team verfügt beispielsweise über sogenannte Mantrailer. Das sind Hunde, die Geruchsspuren von Menschen auch noch nach Tagen erschnüffeln können.

Die speziellen Talente von Diensthunden müssen zunächst einmal erkannt, gepflegt, trainiert und schließlich regelmäßig überprüft werden. Das ist die Aufgabe der Ausbilder in Naustadt. Mit mehr als 30 Hektar Fläche bietet die ehemalige NVA-Flugüberwachungsstation auf dem Elbhang dazu über ideale Bedingungen. Es gibt hier sogar einen Hubschrauber-Landeplatz, sodass die Spezialhunde im Ernstfall schnell zum Einsatzort gebracht werden können.

Gezüchtet werden die Diensthunde nicht bei der Polizei selbst. Einer der Beamten in Naustadt fungiert als Scout, der sich bei Händlern und Züchtern nach geeignetem Nachwuchs umsieht. „Die Tiere müssen einen ausgeprägten Spieltrieb und Spaß daran haben, eine Person zu finden“, erklärt Ausbilder Uwe Syre. Je nach Einsatzgebiet sind auch der Jagd- und der Beutetrieb wichtig. Und natürlich die körperliche Verfassung – eine Spurensuche kann manchmal über viele Kilometer gehen.

In der Regel müssen die Neulinge zunächst eine neunwöchige Grundausbildung zum Schutzhund absolvieren. Darauf baut dann die 14-wöchige Spezialausbildung auf. Die erworbenen Fähigkeiten werden – sowohl vom Hund als auch vom Hundeführer – jedes Jahr erneut abgeprüft. Kommissar Rex ist damit der versierteste Helfer im Polizeidienst.

Aber auch sein Herrchen braucht eine entsprechende Kondition. „Ich bin voriges Jahr im Urlaub mit dem Rucksack das Grüne Band entlang gewandert“, erzählt Uwe Syre. „1400 Kilometer entlang der ehemaligen Grenze – von Thüringen bis zur Ostseeküste.“ Seine Fährtenhündin Tia musste da zwar zu Hause bleiben, aber auch im Alltag legen die beiden täglich ihre sechs bis acht Kilometer zurück. „Ein Diensthund gehört zur Familie“, sagt der Hauptkommissar. „Wer bei uns eine entsprechende Ausbildung macht, sollte das wissen.“ Syre ist quasi das Urgestein der Naustädter Diensthundeschule.

Er war nach der Eröffnung 1994 einer der ersten Lehrgangsteilnehmer. Ein Jahr später nahm er die Tätigkeit als Ausbilder auf, und seitdem sind etliche Generationen von Schutz-, Rauschgift- und Fährtenhunden durch seine Hände gegangen. Polizeihunde werden in Deutschland seit Beginn des 20. Jahrhunderts eingesetzt. 1904 spürten Polizisten in Brauschweig erstmals einen Mörder mit Hilfe eines Hundes auf.

Seitdem sind die Tiere aus dem Berufsleben der Ordnungshüter nicht mehr wegzudenken. Im Laufe der Jahrzehnte kamen immer neue Einsatzgebiete hinzu – seit den 1970er Jahren gibt es Rauschgift- und Sprengstoff-Spürhunde. Sachsens Polizei bildet vor allem Deutsche, Belgische und Holländische Schäferhunde aus, sowie den Bloodhound, dem die weltbeste Hundenase nachgesagt wird. Auch Riesenschnauzer, Dobermann, Rottweiler und andere Rassen eignen sich für den Polizeidienst, sind aber nur noch selten anzutreffen.

Den Berufsnachwuchs bei ihren Hundeführern rekrutiert Sachsens Polizei aus den eigenen Reihen. Wer eine solche Zukunft anstrebt, muss sich zunächst den allgemeinen Anforderungen für den Polizeidienst stellen und danach die spezielle Befähigung für den Umgang mit Hunden erwerben. „Die Tätigkeit selbst ist so vielfältig und interessant wie kaum ein anderes Einsatzgebiet“, sagt Schulleiter Jens Noack. „Wer eine Gabe für den Umgang mit Hunden hat, kann sich schon nach kurzer Zeit nichts anderes mehr vorstellen.“